40 x Hoffnung (11/40 – Montag der 2. Fastenwoche)

Wenn ich rufe, gib mir Antwort,
du Gott, der für mich Recht schafft.
Du hast mir Raum geschaffen in der Bedrängnis,
sei mir gnädig und höre mein Beten.
(Ps. 4, 2a) 

Was gibt mir Hoffnung? 

Hoffnungsfroh durchs Leben zu gehen, fällt mir zunehmend schwerer – vielleicht liegt es an den großen Problemen und Bedrohungen, vielleicht am Älterwerden und den damit einhergehenden Beschwernissen, vielleicht an dem, was man gemeinhin „Lebenserfahrung“ nennt?
Bei den Vorbereitungen für unser regelmäßiges Friedensgebet bin ich irgendwann auf das Lied „Hoffen wider alle Hoffnung“1 gestoßen, das Heinz Martin Lonquich (1937 – 2014) 1988 geschrieben hat: 

  1. Hoffen wider alle Hoffnung,  glauben, dass es dennoch weiter geht. Lieben, wo es beinah’ nicht mehr möglich ist, damit die Welt auch morgen noch besteht.
  2. Fühlen, wo Gefühle sterben, Licht sehn, da wo alles dunkel scheint. Handeln, anstatt tatenlos zu trauern, trösten auch den, der ohne Tränen weint.
  3. Wach sein, Zeichen klar erkennen, helfen trotz der eigenen großen Not. Aufstehn gegen Unrecht, Mord und Lüge, nicht einfach schweigen, wo die Welt bedroht. 
  4. Trauen dem, der uns gesagt hat: „Seht doch, ich bin bei euch alle Zeit.“ Mit uns ist er auch in unserem Suchen, bis wir ihn schauen im Licht der Ewigkeit. 

Gibt das Hoffnung? 
Es scheint, als sei dieses Lied aus einem starken Glauben und Vertrauen geschrieben. Das ist zugleich bewundernswert und herausfordernd. Habe ich auch solches Vertrauen, solchen Glauben? Ist Hoffnung nicht wieder etwas, das Kraft und Einsatz kostet, ja Überwindung? Und muss ich dann schon wieder aktiv sein? Bin ich nicht viel eher wie Elia, der sich erschöpft und frustriert unter den Ginsterstrauch setzt: Gott, ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr [1 Könige 19]? Das darf offenbar sein. Zweimal muss der Engel kommen und sagen „Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich“. Er kommt, weil Gott überall hin nachgeht, selbst, wenn ich das weder merke noch glauben kann, glauben will. Trauen dem, der uns gesagt hat: „Seht doch, ich bin bei euch alle Zeit.“ Ist das nicht naiv in Zeiten wie diesen? Der Versuch ist es wert, auch wenn es Kraft erfordert, sich am Morgen in den Garten zu begeben, dumpf, verweint, entmutigt – sich beim Namen rufen zu lassen – und sich umzuwenden: Rabbuni 

Nicht müde werden,
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.
(Hilde Domin) 

 

Olaf Litwiakow, Gast der OASE