Silberprofess von P. Jorge
„Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“ Diese Worte aus dem 23. Psalm waren das Leitmotiv der Feier der Silberprofess von unserem Pater Jorge Blanco Piñeros OSB am 8. Januar 2023, dem Fest der Taufe des Herrn. Vor 25 Jahren, am 9. Januar 1998, stand Bruder Jorge zum ersten Mal vor dem Altar der Abteikirche, um Beständigkeit, klösterlichen Lebenswandel und Gehorsam zu geloben. P. Cosmas Hoffmann OSB, der als Prior der liturgischen Feier vorstand, setzte die Ordensprofess mit dem Fest der Taufe Jesu und der eigenen Taufe in Bezug. Das Mönchtum sei eine Weise, sein Taufversprechen zu leben.
Bereichert wurde die Feier durch Gäste aus der Portugiesischen Gemeinde in Meschede und der Gemeinde der spanischsprachigen Katholiken in Dortmund, wo P. Jorge im Auftrag des Erzbistums Paderborn seit einigen Jahren als Seelsorger tätig ist. Ein Chor der Portugiesischen Gemeinde sang einige Lieder in ihrer Landessprache: das Halleluja und je einen Gesang zur Gabenbereitung und zur Kommunion.
In seiner Festpredigt ließ Abt Stephan Schröer OSB das Leben des Jubilars Revue passieren. Es sei ein Leben, das geprägt sei von der Hoffnung und Zuversicht, die in Psalm 23 zum Ausdruck kommt – auch in schwierigen Zeiten. P. Jorge ist gebürtiger Kolumbianer und entstammt einer kinderreichen Familie. Der 90jährige Vater konnte aufgrund seines Alters nicht persönlich an der Feier teilnehmen, aber er war seinem Sohn im Gebet verbunden. Die Mutter ist vor einigen Jahren verstorben, für sie wurde in der Liturgie ausdrücklich gebetet. Nachdem Jorge in Kolumbien an der Universität Agrarwissenschaften studiert hatte, erhielt er über den Deutschen Akademischen Auslandsdienst ein Stipendium für ein Aufbaustudium in Göttingen, das er mit dem Master of Science in Agrarwissenschaften Tropen/Subtropen abschloss. Über die Hochschulgemeinde in Göttingen kam er mit den Missionsbenediktinern in Königsmünster in Kontakt, denn sein Traum bestand schon immer darin, einmal als Missionar in Afrika zu wirken.
Abt Stephan erinnerte in seiner Predigt an die Anfänge, die auch mit Fragen verbunden waren: „Kann das gut gehen, ein Kolumbianer unter lauter Sauerländern?“ Es ging gut, und so arbeitete Br. Jorge nach seiner Profess zunächst einige Jahre in der Gärtnerei und wurde nach seiner Feierlichen Profess im Jahr 2003 für drei Jahre in die Abtei Ndanda im Süden Tansanias ausgesandt. Dort reifte in ihm der Wunsch, Priester zu werden, und so kehrte er 2005 nach Deutschland zurück und studierte am Spätberufenenseminar in Lantershofen Theologie. 2010 wurde er vom damaligen Adveniatbischof Franz Grave aus Essen zum Diakon geweiht und wurde erneut nach Ndanda ausgesandt, wo er 2011 zum Priester geweiht wurde. Dort wirkte er als Seelsorger zunächst in Tansania und wurde 2014 in eine Neugründung in den Norden Mosambiks gesandt. Dort leistete er wirkliche Pionierarbeit – was in der politischen Situation und der Bedrohung durch islamistische Rebellen immer schwieriger wurde. So kehrte er 2018 nach Meschede zurück und arbeitete als Seelsorger in der Portugiesischen Gemeinde, bevor er zusätzlich die Leitung der spanischsprachigen Gemeinde in Dortmund übernahm, wo er bis heute arbeitet. Ein Leben voller Aufbrüche, so Abt Stephan, das auch in dunklen Zeiten vom Vertrauen auf Gott gekennzeichnet ist, wie es in Psalm 23 später heißt: „Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil.“
Nach der Predigt erneuerte P. Jorge im Kreis seiner Brüder sein Professversprechen und sang wie vor 25 Jahren den Hingabegesang des „Suscipe“: „Nimm mich an, Herr, nach deinem Wort, und ich werde leben; lass mich in meiner Hoffnung nicht scheitern.“
Nach der Liturgie schloss sich ein Beisammensein mit allen Freunden und Wegbegleiterinnen von P. Jorge im AbteiForum an. Dort bestand auch die Möglichkeit, dem Jubilar zu gratulieren und ihm einige persönliche Worte für den weiteren Weg mitzugeben.
Ganz herzlich gratulieren wir P. Jorge an seinem Jubeltag und wünschen ihm weiterhin viel Freude an seinem missionarischen Dienst für die Menschen, die ihm anvertraut sind.