Predigt am Dreifaltigkeitssonntag (26.5.2024)

von Br. Justus Niehaus OSB

Was ist Gott für MICH?

Am Dreifaltigkeitssonntag lohnt es über diese Frage nachzudenken.

Für mich ist Gott nicht der alte Mann mit Bart der im Fernen Himmel sitzt.

Gott ist für mich Kreativität. Er ist der Schöpfer aller Dinge. Er durchdringt die ganze Schöpfung. Und sie ist sehr gut, wie wir es im Schöpfungsbericht hören können. Gott hat uns als seine Abbilder geschaffen. Wir alle sind Abbild Gottes.

Er ist ein Gott, der uns auf Augenhöhe begegnen will.

Wenn wir uns Gott öffnen kann er uns ganz durchdringen. Dann kann er sich in unsere DNA schreiben, wie es dieser Kirchenraum so wundervoll darstellt. Das Fünfeck des Menschen öffnet sich zur göttlichen Parabel hin. Es strebt auseinander, dass die Parabel – das Gott – es durchdringen kann und die unendliche Gotteskraft bis in die DNA-Stränge in den Schöpfungsfenstern dringt.

Für mich ist Gott die Weisheit. Die Klugheit. Er ist die Wahrheit und das Leben. Er ist Stärke und Kraft, die er uns weitergibt.

Er ist das Gute in dieser Welt. In unserer Ordensregel finden wir bei den Werken der geistlichen Kunst die Sätze:

Sieht man Gutes bei sich, es Gott zuschreiben, nicht sich selbst. Das Böse aber immer als eigenes Werk erkennen, sich selbst zuschreiben.

Ich habe das als Novize immer als Ungerecht empfunden. Wieso kann ich nichts Gutes selber tun, sondern nur Böses? Doch so sind diese Sätze nicht gemeint. Heute freue ich mich, dass wenn ich etwas Gutes getan habe, Gott in dieser Welt durch mich etwas sichtbar gemacht wurde. Das er durch mich in diese Welt kommen durfte. Das Böse tut aber weder mir noch der Welt gut.

Gott ist für mich die Hoffnung. Die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Die Hoffnung auf ein ewiges Leben in Freude. Die Hoffnung geliebte Menschen wiederzusehen. Die Hoffnung, die im Schmerz und Angst, in Trauer und Not Trost spenden kann. An der ich mich festhalten kann. Die mich niemals im Stich lässt. Er ist die Zuversicht

Gott ist für mich die Liebe, in all ihren Formen. Ob es die Liebe des Vaters, die Liebe der Mutter, die geschwisterliche Liebe, die kindliche Liebe oder die Liebe zur Partnerin oder zum Partner ist. Ob es die Liebe zu Mitbrüdern, zu Freunden, die Nächstenliebe, die Akzeptanz oder die Hilfsbereitschaft ist. Oder ob es die Liebe zu Gott oder Von Gott ist. Ja und auch die Liebe zu uns selbst. In allen diesen Formen ist Gott präsent. In all diesen Formen können wir Gott erfahren – ihm begegnen im Andern und in mir.

Für mich ist Gott Barmherzigkeit. Einer der stärksten Sätze unserer Ordensregel ist für mich:

Und an Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln.

Gott ist erbarmungslos Barmherzig. Er vergibt uns. Er bleibt bei uns. Er ist der Ich-bin-da, wie er es Mose im Dornbusch zugesagt hat und wie Christus es uns am Ende des heutigen Evangeliums zugesagt hat:

„Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Er ist das Licht in dieser Welt, dass uns leuchtet und uns Orientierung geben will.

Er ist Frieden in all seinen Formen. Frieden im Kleinen und im Großen, mit mir selbst, mit anderen und in der Welt.

Und Gott ist für mich Beziehung. Was heute am Dreifaltigkeitssonntag besonders zum Ausdruck kommt. Er ist dreifaltig einer. Er ist in sich Gemeinschaft. Also ist auch unsere Gemeinschaft jetzt und hier Abbild Gottes. Wir sind sein Leib als Christinnen und Christen. Wir sind seine Hände und Füße, durch die er in die Welt kommt.

Gott ist für mich das Positive in dieser Welt. Und dies haben wir mit der Taufe als unauslöschliches Mahl aufgeprägt bekommen. Was für eine Zusage an uns.

Seine Gebote wollen uns nicht einengen, sondern ihn in uns und in diese Welt bringen. Sie wollen das Positive in dieser Welt und in uns zum Leuchten bringen.

Um diesen Reichtum wieder mehr Menschen zugänglich zu machen merke ich, dass ich anscheinend neue Sprachen lernen muss. Das wir neue Worte finden müssen, die die Menschen auf der Such verstehen. Um diese Froh und freimachende Botschaft in der Welt strahlen zu lassen. Um sie Wirklichkeit werden zu lassen, so dass immer wieder eine Ahnung vom Himmel in dieser Zeit aufblitzen kann.

Das ist Gott für mich. Dass ist meine Hoffnung.

Aber was ist mit DIR? Was ist Gott für DICH?