Menschen der Hoffnung: Joseph (29.12.2024)

Schon seit meinen frühen Kindertagen wusste ich durch meine weltneugierige Beobachtung: Wenn man aus Holz etwas werken will, dann braucht man viel Werkzeug, sogar einen Bleistift. Mein Vater hatte in seiner Kellerwerkstatt in unserem Haus immer einen großen Bleistift liegen. Er zeichnete damit die Maße auf das Holz auf, zog Linien für das Aussägen, markierte Stellen auf dem Holz, wo geschraubt werden musste. Mein Vater hat viel gewerkt und uns Kindern großartige Weihnachtsgeschenke gebaut. Ob nun einen Bauernhof oder, wie ich mich erinnere, an Weihnachten sogar einen ganzen Kaufmannsladen. Und er hat mir für meine Krippenfiguren, die ich von meiner Großmutter bekam, den Stall von Bethlehem gebaut. Und da bin ich schon bei Joseph von Nazareth. Genau: Der Joseph aus der Weihnachtsgeschichte.

Welche Werkzeuge hatte er wohl in seiner Werkstatt? Keine Ahnung. Und überhaupt, wir wissen gar nicht viel über ihn. Still werkt er im Hintergrund der Geschichte rum. Was wir aber wissen: Er lässt die schwangere Maria nicht sitzen, obwohl er den Steg der Liebe hätte durchsägen können. Er nimmt das Kind, das nicht von ihm ist, an. Er hätte auch die Tür zunageln können. Obwohl vielleicht seine Ohren durch die Geräusche des Hämmerns gefüllt waren, hörte er auf die sanfte Stimme des Engels im Traum. Obwohl er auf einem Bau in Bethlehem sicher hätte gutes Geld verdienen können, riskierte er alles und flüchtet mit Maria und dem Kind vor der Todesgefahr durch König Herodes nach Ägypten. Obwohl er in Israel seine eigene Firma hätte haben können, lebte er nun als Flüchtling im Ausland. Und warum? Aus Liebe!

Somit ist der heilige Joseph ein Gerechter und ein aufrichtiger Kerl mit dem Herz am rechten Fleck. Vielleicht ist das ja auch typisch für einen Handwerker. Bleibt für mich noch die Frage: Hatte der heilige Joseph, wie mein Vater, auch einen Bleistift? Wenn nicht, irgendwas muss er aber zum Vorzeichnen gehabt haben. Was mag er gezeichnet haben? Den Weg von Nazareth nach Bethlehem? Hat er sich mit seinem Bleistift in die Steuerliste des Kaisers Augustus eingetragen? Hat er mit dem Bleistift Spielzeug für den kleinen Jesus vorgezeichnet und dann in Ägypten gebaut?

Joseph hatte seine Werkzeuge sicherlich fest in der Hand. Und so konnten Maria und Jesus sich in seinen Händen geborgen, behütet und beschützt wissen. Joseph wird zum treuen Werkzeug Gottes und baute so an Gottes großem Plan mit. Werkzeug Gottes sein ist ein schönes Bild für Christsein. Wir alle sind dazu berufen, an Gottes Reich mitzubauen. Unser Werkzeug: Die Liebe. Möge der heilige Joseph uns ein Vorbild als Werkzeug der Liebe Gottes sein. Hl. Joseph – bitte für uns.

Br. Benedikt Müller OSB
Bild: StockSnap / Pixabay