Menschen der Hoffnung: Johannes vom Kreuz (14.12.2024)

Hoffnung, die ins Licht führt

Über Johannes vom Kreuz, Juan de la Cruz, den spanischen Karmeliten (1542-1591), ist schon vieles gesagt und geschrieben worden, etwa über sein Leben, sein Wirken als Reformator an der Seite von Teresa del Avila und über seine Gedichte. Er ist einer der ganz großen Kontemplativen in der katholischen Kirche, der die Erneuerung der Christen aus der eigenen Glaubenserfahrung anstrebte und vorlebte.

Aus seinem Leben hat mich besonders die neunmonatige Haft in einem Kloster in Toledo beschäftigt, eine Zeit, in der er als „Rebell“ von den eigenen Mitbrüdern unter menschenunwürdigen Verhältnissen festgesetzt wurde. Er hat darin die „Dunkle Nacht“ selbst erfahren. Mit dieser Formulierung hat er eine Form seelischer Einsamkeit beschrieben, in der die Beziehung zu Gott eine harte Probe mitmacht, weil man den Eindruck hat, als habe sich Gott dem Menschen entzogen, an ihm zu zweifeln beginnt und frustriert wird.

Weil er in der Stille die Beziehung zu Gott als kostbar empfunden hatte, sinnstiftend und erhellend, geht Johannes vom Kreuz trotzdem geduldig seinen Weg weiter, obwohl die Erfahrung der „Dunklen Nacht“ all dies in Frage stellte. Er erkennt, dass es im Glaubensleben nicht um Persönlichkeitserweiterung, um Sicherheitszuwachs oder Selbststeigerung geht, sondern darum, durch Loslösung von dem Bemühen, alles selber machen zu wollen, zu Gott zu gelangen. Er erlebt, dass der Ewige die Freundschaft der Menschen sucht und nach ihrer Antwort brennend verlangt.

Davon singen die Gedichte des Johannes vom Kreuz. Sie sind Poesie einer Hoffnung, die sich durch Ängste und Zweifel nicht verstören lässt. „Der Mensch gelangt mehr durch Nicht-Begreifen als durch Begreifen zu Gott“ (Aus: Lebendige Flamme der Liebe, 3,38). Der Advent ist eine dunkle Zeit. Sie lässt die Hoffnung wachsen, indem sie unabgelenkt nach dem wahren Licht Ausschau hält.

P. Johannes Sauerwald OSB