Menschen der Hoffnung: Jeremia (1.12.2024)

Eine Reihe über „Menschen der Hoffnung“ mit dem Propheten Jeremia beginnen zu lassen, ist ein gewagtes Unterfangen. Denn Jeremia lebte in einer Zeit, die ganz und gar nicht von Hoffnung geprägt war. Seine Aufgabe war es, den Menschen seiner Zeit Umkehr und Buße zu predigen und ihnen als Prophet das drohende Strafgericht Gottes anzukündigen. Nach dem Glauben Israels trat das mit dem Babylonischen Exil im Jahr 587 v.Chr. auch ein.

Jeremia ist ein Prophet, der mit seinem Schicksal hadert. Von ihm sind ergreifende Klagelieder überliefert, in denen er mit Gott ringt. Denn die Menschen lehnen Jeremia ab, hören nicht auf ihn, verspotten und verfolgen ihn sogar. Jeremia ist am absoluten Tiefpunkt seiner Karriere angekommen.

Und aus dieser Tiefe heraus lässt er doch nicht von seinem Gott ab. Er hält an seinem Gott fest – gerade indem er ihm all sein Leid klagt, ja ihn anklagt. Und so klingt in seiner Verkündigung jenseits aller Unheilsprophetien doch auch eine Ahnung von zukünftigem Heil an, von Hoffnung inmitten der Verzweiflung. Die heutige Lesung am Beginn der Adventszeit spricht davon:

Siehe, Tage kommen – Spruch des Herrn –,
da erfülle ich das Heilswort,
das ich über das Haus Israel
und über das Haus Juda gesprochen habe.
In jenen Tagen und zu jener Zeit
werde ich für David einen gerechten Spross aufsprießen lassen.
Er wird Recht und Gerechtigkeit wirken im Land.
In jenen Tagen wird Juda gerettet werden,
Jerusalem kann in Sicherheit wohnen.
Man wird ihm den Namen geben:
Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.

(Jer 33,14-16)

Vielleicht kann uns die vor uns liegende Adventszeit eine Ahnung dieser Hoffnung vermitteln – gerade in den turbulenten Zeiten, in denen wir leben. Das ist mein Wunsch für Sie in diesen Tagen!

P. Maurus Runge OSB