40 x Hoffnung (31/40 – Mittwoch der 5. Fastenwoche)

Hoffnungsbilder in meinem Leben sind eigentlich Hoffnungsklänge aus meinen Kindertagen. 

 Meine glückliche Kindheit verbrachte ich in Mengeringhausen im Waldecker Land. Geborgen und behütet in der Familie mit vielen Erinnerungen an ein gutes Elternhaus. Im freien Spiel, ob im Garten und auf den Wiesen oder auf den Feldern oder im Wald, habe ich wunderschöne sowie frohe Kindertage im Rhythmus der Jahreszeiten erlebt. Die Wurzeln meines Glaubens liegen in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Georg  in Mengeringhausen. Mitten in der Stadt steht die stolze Kirche mit dem schiefen Kirchturm auf einen Felsstein. Eine gotische Hallenkirche in einer stolzen Ackerbürgerstadt, in der alte Traditionen noch heute tragend sehr gepflegt werden. Eine Tradition war es, dass ich schon als Grundschulbub gerne in der Passionszeit in die Passionsandachten ging. Gespannt lauschte ich den Gedanken des Oberkirchenrates Probst oder jenen des Pfarrer Isings über die Leiden unseres Herrn Jesus. Die Gemeinde saß im Chorraum. Ernst und gesammelt schauten die alten Mengeringhäuser*innen auf die Bilder des Barockhochalters mit der Szene des letzten Abendmahls und Jesus, der im Garten Gethsemane betet. Eine ehrfürchtige Atmosphäre, die mir als Jungen keine Angst einjagte, sondern eher eine Geborgenheit in mir verspüren ließ. Bewusst wurde mir dies in einer Andacht, als der Organist den alten Choral „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von Georg Neumark auf der Orgel anstimmte. Die Gemeinde sang kraftvoll mit Ehrfurcht die Strophen.  

Wer Gott dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut.“ 

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In diesem Moment wurde mir bewusst, dass meine Tauf- und Konfirmationskirche auf einen Felsen mitten in der Stadt gebaut ist und nicht auf sandigen Boden. Ein Felsen, der trägt. Damals als Kind spürte ich, dass es so mit Gott sein musste Wenn ich auf Gott baue, dann habe ich auf Felsen gebaut. Gott walten lassen, das heißt ihm zu vertrauen und darauf zu vertrauen, dass wir, egal was kommen mag, nicht aus seiner Hand fallen. Als Kind wusste ich aus eigener Erfahrung, dass zum Leben auch Traurigkeit und Krankheit und Tod und Trauer dazugehören. Not und Ungemach und Kreuz und Leid – sie gehören zu unserem Leben dazu. Das gilt es erst einmal zu akzeptieren. Und Sorgen und Zweifel machen uns alles nur noch viel schwerer. Das stimmt. Aber Gottvertrauen hilft uns hingegen: Gottvertrauen schenkt Hoffnung und öffnet den Weg zu Gelassenheit und zur inneren Ruhe. Gottvertrauen ist Trost und Zuversicht. Im Gottvertrauen kann ich zur Hoffnung zurückzufinden. Manchmal lädt uns das Leben Schweres auf unseren Rücken. Hoffnungsvolles Gottvertrauen hilft uns, Schweres zu tragen. Manchmal verstehen wir etwas im Leben nicht. Gottvertrauen hilft uns, die unverstandenen Fragen auszuhalten. Das hoffungsvolle Gottvertrauen hilft uns aber auch, mutig Farbe zu bekennen und ein starker Felsen zu sein, wenn es darum geht, Gottes Liebe in die Welt zu tragen. Denn Gottes Liebe ist stark wie ein Fels, auf den wir bauen dürfen.  

Im Laufe meines Lebens wurden viele der alten Kirchenchoräle, ob nun von Paul Gerhardt oder Philipp Nicolai oder Joachim Neander oder Johann Crüger bis hin zu Johann Sebastian Bach, mit ihren trostvollen Strophen und ihren kraftvollen Melodien zu Hoffnungsliedern in meinem Leben. Noch heute, wenn ich sie singe, verspüre ich eine tiefe Glaubens- und Lebenshoffnung in mir. Im Herzen weiß ich, dass ich mit Gott auf keinen Sand gebaut habe. Das Gefühl aus meinen Kindertagen, dass ich mit Gott auf Felsen gebaut habe, dass er mein Fels ist, das spürte ich Jahre später in einer anderen Kirche wieder: in unserer Abteikirche bei meiner feierlichen Profess.  

Br. Benedikt Müller OSB, Referent im Gastbereich der Abtei Königsmünster