40 x Hoffnung (4/40: Samstag nach Aschermittwoch)

Trotzdem 

Noch nie haben so viele Menschen der Kirche den Rücken gekehrt wie in den letzten drei Jahren. Säkularisierung ist zu einem Megatrend geworden. Auch viele Menschen aus dem innersten Kern der Kirche entfremden sich zunehmend von ihr, weil sie die Hoffnung auf Veränderungen aufgegeben haben. Jan Loffeld, Priester des Bistums Münster und Professor für Praktische Theologie in Utrecht, folgert daraus, dass Gott für viele irrelevant geworden ist, dass man/frau ihn nicht mehr braucht. Er spricht deshalb von Apatheismus. Apatheisten sind der Religion gegenüber apathisch, gleichgültig, und zwar nicht nur gegenüber religiösen Antworten, sondern sie stellen auch keine Fragen mehr, die in den Raum des Transzendenten weisen. 

Dies alles könnte leicht zu Resignation und Hoffnungslosigkeit führen. Nicht so bei mir. Ganz im Gegenteil spornt mich dies an, nach neuen Zeichen der Hoffnung und neuen Wegen zu Gott zu suchen. Denn die Kraft der Hoffnung, davon bin ich überzeugt, eröffnet immer neue Horizonte – ungeachtet aller Frustration und Enttäuschung. Deshalb habe ich zusammen mit einer Mitschwester ein Gesprächsangebot für Menschen entwickelt, die der Kirche den Rücken gekehrt haben oder im Begriff sind, dies zu tun. Wir haben ihm den Titel „Trotzdem“ gegeben und laden dazu ein, sich die eigenen Sorgen, Enttäuschungen und den eigenen Frust von der Seele zu reden und nach neuen Perspektiven zu suchen. Wir möchten einen Raum bieten, in dem vorurteilsfrei zugehört wird und alle sich angenommen fühlen dürfen. 

Wir waren gespannt, wie die Menschen auf dieses unser (klösterliches) Angebot reagieren würden. Apathisch, gleichgültig, ablehnend? Das genaue Gegenteil ist der Fall. Die Resonanz hat uns überrascht: Interesse, Anerkennung, Neugier, Lob, Dankbarkeit, Freude, Ermutigung. Eine ganze Bandbreite von Reaktionen erreichte uns. Viele haben sich bereits angemeldet zu den verschiedenen Treffen. Das macht mir und uns Hoffnung. Wie sagte doch Charles Péguy einst in seinem Buch „Das Mysterium der Hoffnung“: Die Hoffnung sieht das, was noch nicht ist und sein wird. Sie liebt das, was noch nicht ist und sein wird. In der Zukunft der Zeit und der Ewigkeit. 

Sr. Philippa Rath OSB ist Benediktinerin der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen. Sie ist Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit, Mitglied im Synodalen Weg der Kirche in Deutschland und setzt sich für Reformen in der katholischen Kirche ein.