Kapitelstagebuch
Zur Zeit sind Abt Cosmas und P. Maurus beim Generalkapitel der Missionsbenediktiner in der Abtei Waegwan in Südkorea. An dieser Stelle wird P. Maurus in einem kleinen Blog aus Korea berichten.
Dienstag, 14.1.2025
Die erste Nacht in Südkorea tat den müden Knochen gut. Die Temperaturen bewegen sich in dieser Zeit um den Gefrierpunkt, es ist also Winter in Korea – also ähnlich wie in Deutschland. Als ich im August 2024 zum Treffen der Missionsprokuratoren hier war, war Hochsommer mit Temperaturen um die 36 Grad. Korea kennt also die Extreme von kaltem und heißem Wetter.
Wir sind im neuen Exerzitienhaus der Abtei untergebracht, das vor wenigen Monaten eingeweiht wurde. Ein beeindruckender Bau in moderner Architektur, der durch klare Formen und das Zusammenspiel von Sichtbeton und Glas besticht. Das Haus der Stille in Meschede ist dagegen winzig… Jeder der Teilnehmer des Generalkapitels hat ein Zimmer mit eigenem Balkon mit einer wunderbaren Sicht auf das Kloster. Ich hatte gestern einige Bilder versprochen, die ich nun gerne nachreiche:
2007 ist das Kloster in großen Teilen bei einem Feuer abgebrannt. Es war die Nacht auf Karfreitag, und da alle Mönche gerade bei der nächtlichen Anbetung in einem anderen Teil des Klosters waren, ist glücklicherweise niemand zu Schaden gekommen. In einem Kraftaufwand ist in wenigen Jahren das Kloster mitsamt der Kirche neu aufgebaut worden.
Am Vormittag hatte ich die Gelegenheit, länger mit unserem P. Thomas Timpte OSB zu sprechen. Der gebürtige Bottroper lebt und arbeitet schon seit über 60 Jahren in Südkorea, hat im vergangenen Jahr sein 70. Professjubiläum und seinen 92. Geburtstag gefeiert und ist immer noch geistig rege. Mittlerweile lebt er in Hwasun, einem abhängigen Haus der Abtei Waegwan, hat es sich aber nicht nehmen zu lassen, seine Mitbrüder aus Meschede zu begrüßen.
Am Nachmittag stand eine Führung durch das Kloster und die Betriebe der Abtei auf dem Programm. Die Abtei Waegwan, die nach dem Koreakrieg 1949/50 und der Vertreibung der Mönche aus dem Norden im Süden wiederaufgebaut wurde, ist ein lebendiges Kloster mit vielen, sehr großen Werkstätten. Zur Abtei gehören vier Schulen, ein Gästehaus, ein Klosterladen, Schreinerei, Druckerei, Kerzenmanufaktur, Glaswerkstatt und Metzgerei. Abt Blasio hat uns persönlich geführt. Ebenfalls am Nachmittag kamen die Delegierten aus den afrikanischen Klöstern an, die sich nun ebenfalls vom Jetlag erholen.
Sonntag, 12.1.2025/Montag, 13.1.2025
Um 8 Uhr morgens wurden Abt Cosmas und ich zum kleinen, gemütlichen Flughafen nach Paderborn gebracht, um die lange Reise nach Südkorea anzutreten. Das Generalkapitel ist die höchste verfassunggebende Instanz der Missionsbenediktiner und setzt sich aus den Oberen der einzelnen Klöster und je einem gewählten Konventsdelegierten als Vertreter der Gemeinschaften zusammen. Dazu gibt es noch Übersetzer, Sekretäre, Moderatoren, … Normalerweise findet das Generalkapitel alle vier Jahre statt, das letzte allerdings erst vor zwei Jahren. Da aber im September 2024 Abt Jeremias Schröder zum Abtprimas der Benediktiner gewählt wurde, muss nun ein Nachfolger für ihn bestimmt werden. Diese Wahl nimmt das Generalkapitel wahr.
Nach einem kurzen Zubringerflug nach München treffen wir dort fast die gesamte Delegation aus Europa, unserer Klöster in Österreich, der Schweiz und Deutschland. Das gibt ein großes Hallo, bevor es nach Seoul weitergeht – ein 11 1/2-stündiger Flug, wozu noch einmal acht Stunden Zeitverschiebung kommen. Nachdem dann alle in Seoul erfolgreich durch Gepäckabfertigung und Immigration gekommen sind, geht es mit einem eigens für uns gecharterten Reisebus weiter in die Abtei Waegwan, eine Fahrt, die noch einmal vier Stunden dauert. Zwischendurch können einige Mitbrüder die erste Bekanntschaft mit dem sehr nahrhaften koreanischen Essen machen.
In der Abtei Waegwan übernachten wir im Exerzitienhaus, das erst vor wenigen Monaten eingeweiht wurde – ein großer, moderner Bau, in dem jeder ein eigenes Zimmer mit Balkon und (wichtig) funktionierender Heizung erhält. Morgen bei Tageslicht werde ich einige Fotos zeigen. Kurz können Abt Cosmas und ich noch P. Thomas Timpte begrüßen, unseren 92jährigen Missionar, der schon über 60 Jahre in Korea lebt und perfekt inkulturiert ist. Dann heißt es erst einmal: den Jetlag ausschlafen. Gut, dass vor dem offiziellen Start des Generalkapitels morgen noch ein freier Tag ist.