40 x Hoffnung (33/40 – Freitag der 5. Fastenwoche)

Im Kreuz ist Hoffnung 

Neben meiner Heimatkirche steht eine Kreuzigungsgruppe, die dort im außerordentlichen Heiligen Jahr 1983, das Papst Johannes Paul II. ausgerufen hatte, aufgestellt worden ist. Auf dem Sockel unter dem Kreuz steht der Spruch: „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung.“  

Dieser Spruch, der auch in die Liturgie des Karfreitags und des Festes „Kreuzerhöhung“ im September Einzug gehalten hat, wenn feierlich das Kreuz verehrt wird, geht auf Thomas von Kempen zurück. Er ist der „Nachfolge Christi“ entnommen, eines der wichtigsten und meistgelesenen geistlichen Bücher des Mittelalters. Wie oft bin ich als kleiner Junge zu dieser Kreuzigungsgruppe gegangen und habe mir die Gesichter von Jesus, Maria und Johannes genau angeschaut. Der Spruch auf dem Sockel hat sich mir schon früh eingeprägt. Und auch heute noch gehe ich gerne in meine Heimatkirche und verweile danach noch draußen vor der Kreuzigungsgruppe. 

Das Kreuz als Zeichen der Hoffnung? Ich empfinde im Angesicht des Kreuzes einen tiefen Trost angesichts so vieler Träume, Wünsche und Hoffnungen, die im wahrsten Sinne des Wortes durch-kreuzt wurden. 

Den tiefen Trost empfinde ich nicht, weil sie durch-kreuzt worden sind. Sondern weil Jesus Christus für uns seinen Weg bis zum Ende gegangen ist. Ans Kreuz, weil er seiner Botschaft von der Liebe und dem anbrechenden Reich Gottes bis in die letzte Konsequenz hinein treu geblieben ist. Durch Jesu Tod und seine Auferstehung von den Toten wurde das Kreuz zu der Brücke, die Tod und ewiges Leben miteinander verbindet. So wird das Kreuz für mich persönlich tatsächlich zu einem Zeichen der Hoffnung und es bedeutet mir viel, dass es über christlichen Gräbern, auf Berggipfeln und an Wegesrändern aufgerichtet wird. Und auch von den Kirchtürmen herab als Zeichen in unsere Städte und in unsere Lebenswelt hinein strahlt. 

Es verbindet Himmel und Erde, Tod und Leben. Und macht mir so deutlich, dass Gott uns angesichts allen Leides, Sterben und der Kriege in der Welt eine Hoffnung aufzeigt auf eine Welt, in der es all das nicht mehr geben wird. Auf eine Welt, in der wir alle zusammen als Gäste beim Hochzeitsmahl des Lammes das Leben feiern dürfen. So kann ich auch in dieser Zeit aus vollem Herzen singen und beten: „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung.“ 

P. Vincent Grunwald OSB, Seelsorger in der Abtei Königsmünster und in der Wallfahrt Werl