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Impulse
aus der Abtei
In geprägten Zeiten (Fastenzeit, Osterzeit, Advents- und Weihnachtszeit) bieten wir Ihnen auf dieser Seite geistliche Impulse an, die Bezug nehmen auf die Liturgie des Tages.
In der Österlichen Bußzeit 2023 beschäftigen sich die Impulse mit dem vieren Kapitel der Benediktsregel „Über die Werkzeuge der geistlichen Kunst“.
Impuls am Ostersonntag (9.4.2023)
ImpulsUnd an Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln.
(RB 4,74)
Mit dem letzten Werkzeug der geistlichen Kunst gibt Benedikt den Grundton des gesamten Kapitels vor. Es hat sich ja eine Fülle von Werkzeugen und Anweisungen angesammelt, die alle zu befolgen sind. Das kann schnell überfordern. Im schlimmsten Fall könnte man an den vielen Weisungen, hinter denen wir zwangsläufig immer zurückbleiben werden, verzweifeln und die Flinte ins Korn werfen. „Das ist nichts für mich, ich schaffe das eh nicht.“
Benedikt betont mit dem letzten Werkzeug: Mach weiter. Bleib auf dem Weg. Verzweifele nicht an Gottes Barmherzigkeit. Er macht immer wieder einen neuen Anfang mit dir. Egal wie wenig du bisher verstanden hast, gib nicht auf.
Dass dieses letzte Werkzeug mit dem Osterfest zusammenfällt, halte ich für eine wunderbare Fügung. Denn genau darum geht es an Ostern. Gott macht einen neuen Anfang mit uns. Er ruft uns zu: Verzweifele nicht an meiner Barmherzigkeit! Gib nicht auf! Mach weiter! Oder, wie es Roger Schutz einmal sagte: Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast, und sei es noch so wenig – lebe es!
P. Maurus Runge OSB
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Osterfest!
Impuls am Karsamstag (8.4.2023)
ImpulsNach einem Streit noch vor Sonnenuntergang zum Frieden zurückkehren.
(RB 4,73)
Was geschah am Karsamstag?
Was war, als Jesus tot war?
„Er selbst, Gott, hatte es durchlitten mit seinem Sohn. Ihn hatte die Angst geschüttelt, ihn hatten die Schmerzen gequält, er hatte mit dem Gekreuzigten nach Luft gerungen und geschrieen. Am eigenen Leib hatte er erfahren, was es heißt, einsam zu sein. (…)
Der Kampf war ausgestanden, und er hatte gewonnen. Ja, Gott hatte sich durchgesetzt. Anders als die Versucher es ihm nahelegten. Der Streit, der Zwiespalt, der Hass war besiegt. (…) So machte sich Gott daran, das Neue zu schaffen. (…)
‚Das soll die Keimzelle der neuen Wirklichkeit werden: Ich werde bei ihnen sein und sie werden bei mir sein. Ich kenne sie jetzt und sie werden mich sehen, wie ich bin. Die Liebe meines Sohnes wird uns verbinden.‘“
Worte aus dem (lesenswerten!) Büchlein von Hans Frör „Ich will von Gott erzählen wie von einem Menschen, den ich liebe“.
Sind diese Worte, sind Tod, Neuschöpfung und Auferstehung Jesu nicht Grund genug,
dass auch wir Frieden schließen?
Noch vor Sonnenuntergang – damit wir gut schlafen.
Vor allem aber vor dem neuen Sonnenaufgang der Liebe …
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Karfreitag (7.4.2023)
ImpulsIn der Liebe Christi für die Feinde beten.
(RB 4,72)
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
(Lk 23,34)
Eines der letzten sieben Worte Jesu am Kreuz
nach den Evangelien.
Ich mag mir nicht anmaßen, so über mein Gegenüber zu urteilen.
Aber die Konsequenz grundsätzlich,
auch für jemanden, der mir „gegenüber“ steht
zu beten,
ihn oder sie Gott anzuempfehlen,
Gott eine letzte Be-urteil-ung zu überlassen,
wäre das nicht ein großer Schritt im Zusammensein?
Gott ist die Liebe.
IHM darf ich den oder die andere gerne anvertrauen.
Auch wenn das so gar nicht leicht ist.
P. Guido Hügen OSB
Impuls an Gründonnerstag (6.4.2023)
ImpulsDie Älteren ehren,
die Jüngeren lieben.
(RB 4,70-71)
Die Werkzeuge 70 und 71 der geistlichen Kunst (4. Kapitel der Benediktsregel) lauten: „Die Älteren ehren, die Jüngeren lieben“. Das Wort »Ehre« bezeichnet im biblischen Kontext das Ansehen bzw. die Bedeutung Gottes oder eines Menschen. Umgekehrt heißt »jemanden ehren«, ihn so zu behandeln, wie es diesem Ansehen entspricht. Und seinem Ansehen entspricht es eben, dass der andere wie ich selber nach dem Abbild Gottes als Mensch geschaffen wurde. Im Alltag ist es oft schwer, jemanden Nächstes zu „ehren“ oder ihn gar zu lieben. Wir reden uns selber oft heraus und übernehmen keine Verantwortung, denn wir sind ja selbst immer unschuldige Lämmer. Oft haben wir Vorurteile gegenüber dem Nächsten, sind misstrauisch und schieben die Schuld gerne anderen zu. Egal ob älter oder jünger – das ist der Kreislauf der zwischenmenschlichen Verirrungen und Verwirrungen. Gar nicht so einfach. Stimmt: Die Achtsamkeit gegenüber den Nächsten ist eine Übung für das ganze Leben. Oft brauchen wir eine Motivation, um uns in etwas Bestimmtes einzuüben. Jesus selbst gibt uns eine Motivationshilfe mit an die Hand. „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen ebenso.“ Wer wollte nicht als junger Mensch geliebt und angenommen sein? Wer will nicht im Alter geehrt sein? Neben diesem Motivationsspruch, den wir auch die goldene Regel nennen, schenkt uns Jesus aber auch selbst ein Beispiel für eine Haltung, den Nächsten zu ehren und zu lieben. Diese Haltung kommt am heutigen Gründonnerstag zutage: die Fußwaschung. Jesus wäscht den Jüngern die Füße und ehrt dadurch seine Nächsten in ihrer Würde als Kinder Gottes. Möge die Fußwaschung uns ein Beispiel sein auf dem Weg der Barmherzigkeit uns selbst und allen Schwestern und Brüdern gegenüber.
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Mittwoch der Karwoche (5.4.2023)
ImpulsÜberheblichkeit fliehen.
(RB 4,69)
Hier nennt Benedikt ein Grundübel. Er meint den Stolz, das Gegenteil von Demut, nach Auffassung der Wüstenväter eines der acht klassischen Laster. Er rät, vor ihr die Flucht zu ergreifen, denn sie ist in seinen Augen eine lebensgefährliche Bedrohung, die alles zunichtemachen kann. Sie besteht in dem Drang, mehr zu scheinen als man ist. Man stößt andere Menschen ab, verachtet sie, verliert ihr Vertrauen und hat keinen echten Kontakt zu Gott. Sie ist auch deshalb so fatal, weil der Überhebliche in ihr gefangen ist und so schnell nicht mehr von ihr loskommt.
Was steckt hinter der Überheblichkeit?
– Entweder die Angst, nicht genug zu bieten zu haben, der Wunsch, Eindruck zu schinden, um die eigene Schwäche zu übertünchen.
– Oder sich mit anderen zu vergleichen und dabei von seinen eigenen Leistungen und Vorzügen so fasziniert zu sein, dass man darin einen Grund sieht, auf andere herabzusehen.
Es gibt genügend abschreckende Beispiele aus der Geschichte, an denen deutlich wird, dass gerade Erfolg, Reichtum, Machtfülle und hohes Ansehen zur Überheblichkeit verführen können. Wer an die Spitze gelangt, muss besonders auf der Hut sein. Deshalb ist es Benedikt von Nursia ein großes Anliegen, dass der Abt als väterlicher Leiter der Gemeinschaft nicht selbstherrlich alles alleine entscheidet, sondern in allen wichtigen Angelegenheiten seine Mitbrüder zu Rate zieht, sich besonders um die Schwachen müht und auf die Bedürfnisse der einzelnen Rücksicht nimmt.
Wie können wir der Überheblichkeit entgehen?
Im Sinne Benedikts würde ich sagen: durch einen ausgeglichenen Umgang mit den eigenen Stärken und Schwächen. Keinem hat Gott alles gegeben und keinem nichts. Mit unseren Gaben können wir einander dienen, um sie so zum Nutzen aller zu machen; und wo wir nicht mehr weiter können, uns von anderen helfen zu lassen, wie es in einem Tagesgebet im Messbuch heißt. Das heißt: Wer die Beziehung zu den Nächsten sucht, lernt sie zu achten und sie zuerst mit ihren Anliegen zum Zuge kommen zu lassen. Ich finde, allein schon die Frage „Wie geht es Dir?“ kann alles andere als eine höfliche Floskel gemeint sein, wenn ich die Zeit aufbringe, der Antwort auch zuzuhören. Aber leider wissen wir ja oft schon vorher, wie es den anderen geht. Wer aber sich erkundigt, bleibt nicht an sich selber hängen.
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Dienstag der Karwoche (4.4.2023)
ImpulsDen Streit nicht lieben.
(RB 4,68)
Wer wollte dem nicht zustimmen? Wer möchte schon als streitlustig gelten? Der heilige Benedikt mahnt seine Brüder immer wieder, nicht zu murren. Murren oder streiten ist für ihn eher etwas Grundloses und Grundsätzliches. Es bringt eine in der Person begründete Unzufriedenheit zum Ausdruck.
Davon unabhängig muss ich aber manchmal streiten. Wenn es um Ungerechtigkeit oder Lieblosigkeit geht, muss ich um der Sache willen streiten. Das ist für mich ein Kriterium der Unterscheidung: Was will ich erreichen? Wenn ich für etwas streite, dann ist es ein Akt der Fürsorge für den Nächsten. Wenn ich aber nur meine Unzufriedenheit zum Ausdruck bringe, dann liegt die Gefahr nahe, dass ich ein Ventil für meine Situation suche.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Montag der Karwoche (3.4.2023)
ImpulsNicht aus Neid handeln.
(RB 4,67)
Im Kontext der gesamten Benediktsregel wird deutlich, dass die innere Motivation einer Handlung für Benedikt sehr wichtig ist. Es kommt ihm gar nicht so sehr darauf an, dass seine Mönche nach außen alles richtig machen. Viel wichtiger ist ihm die Frage: Warum tue ich das jetzt – oder tue es nicht? Was treibt mich dabei an – was triggert mich? Was ist meine tiefste Motivation?
Wir müssen heute zugeben: Das ist ein höchst psychologischer Vorgang, der auch für uns heute sehr wichtig ist. Um uns selbst immer besser kennenzulernen, uns durchaus auch zu korrigieren – um zu mehr Leben zu kommen. Dies ist und bleibt der Angelpunkt jeglicher spiritueller Wege im Christentum!
Was treibt mich also an – über ein gesundes Maß zu arbeiten? Was treibt mich an, mich immer wieder über die Maßen vollzustopfen? Was treibt mich an, mich als etwas Besseres anzusehen?… Was treibt mich an?
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Palmsonntag (2.4.2023)
ImpulsNicht eifersüchtig sein.
(RB 4,66)
Wenn ich diese Weisung aus der Benediktsregel lese, dann habe ich an diesem besonderen Tag, dem Palmsonntag am Beginn der Karwoche, direkt die Bilder vom Einzug Jesu in Jerusalem im Kopf. Wie er, so erzählt es das Matthäusevangelium (Mt 21,1-11), auf dem Rücken einer Eselin in die Stadt hinein reitet und die Menschen ihre Kleider und Zweige von den Bäumen als Zeichen der Ehrerbietung auf seinen Weg legen. Diese Schilderung entspricht natürlich den Bildern aus der alttestamentlichen Prophetie und betont die Sanftmütigkeit Jesu, der ganz anders als ein triumphaler König auftritt und dennoch genau deswegen von den Menschen umjubelt und willkommen geheißen wird. Dennoch wird er für die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zur Gefahr: Und ich bin mir sicher, dass auch Eifersucht hier eine Rolle gespielt haben dürfte.
In unserem persönlichen Gefühlsleben kommt es immer wieder zu Situationen, in denen wir Eifersucht empfinden und spüren. Neid ist eng mit dieser Emotion verbunden und beide zusammen können ein toxisches Gemisch werden, das uns selbst emotional völlig aus dem Gleichgewicht bringt und sich auch auf unsere Mitmenschen unangenehm auswirken kann, wenn es uns nicht gelingt, unsere Gefühle angemessen zu regulieren. Zwei Fragen scheinen mir in solchen Situationen hilfreich und weiterführend: Was empfinde ich am Anderen als so bedrohlich, dass in mir das Gefühl der Eifersucht aufkommt, und ist das bei einer ehrlichen und selbstkritischen Überprüfung meiner Gefühle auch wirklich berechtigt und begründet? Meistens überspielen Eifersüchteleien die Angst, dass eine uns wichtige Beziehung oder Bezogenheit durch jemand gestört oder beeinträchtigt werden könnte. Lässt sich diese Beziehung auch unabhängig von dem „Störfaktor“ stärken, sodass die Angst vor ihrer Bedrohung nicht mehr so stark sein muss?
P. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Samstag der Fünften Fastenwoche (1.4.2023)
ImpulsNiemanden hassen.
(RB 4,65)
Heute befinden wir uns am Tor zur Karwoche, denn morgen ist Palmsonntag.
Das heutige Werkzeug ist in Bezug auf das, was jetzt kommen wird, wie ein Konzentrat. Niemanden zu hassen bündelt so vieles, ist eine so starke Kraftquelle.
Wie wäre wohl die Karwoche einst verlaufen, wenn niemand den anderen gehasst hätte?
Wir wissen es alle, es ist nur ein „schöner Traum“.
Denken wir uns doch einmal selbst in diese Woche: bei wem oder wo wäre unser Hass aufgeflammt?
Es ist nicht leicht, den eigenen Hass hinter sich zu lassen. Hass ist zerstörerisch, und das ist verführerisch. Er kann gegen andere zerstörend wirken, gibt uns Macht, aber er wirkt vor allem zerstörend gegen uns selbst. Geben wir dem eigenen Hass Nahrung, entflammen wir ein Feuer, das uns selbst verbrennt.
Trotz aller Wut, aller Schrecken, aller Grausamkeit gibt es aber immer einen Weg, neu zu beginnen, den Hass hinter sich zu lassen. Wir können Brücken zerstören, oder wir können sie bauen. Wir haben es immer selbst in der Hand.
Der Wüstenvater Evagrius Ponticus hat es einst schön auf den Punkt gebracht:
Es ist unmöglich, dass du alle deine Brüder in gleicher Weise liebst. Aber du kannst mit allen im Frieden des Herzens leben, frei von der Erinnerung an Unrecht und frei von Hass.
Wer niemanden mehr hasst, wird frei sein. Was für ein schönes Versprechen am Vorabend zur Passion.
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am Freitag der Fünften Fastenwoche (31.3.2023)
ImpulsDie Keuschheit lieben.
(RB 4,64)
Natur ist Keuschheit
Wir können
von Bäumen und Blumen
von Tieren und Insekten
von allem Leben auf dieser Erde
Lernen!
Sich nicht aufdrängen
Nicht über andere reden
Dasein
Keine Bewertung
Keine Kosten-Nutzen-Rechnung
Kein Nachtragen Nachfragen Nachhängen
Immer Hier und Jetzt
Niemals allein
Vereint mit allem
Ohne Absicht
Ohne Vorbehalt
Ohne Urteil…
Unendlich fruchtbar!
Der Zukunft zugetan
Fülle ohne Angst
Leben aus der Quelle
Dann wären wir keusch
Und
Im Grunde
Wie Gott
P. Abraham Fischer OSB
Impuls am Donnerstag der Fünften Fastenwoche (30.3.2023)
ImpulsGottes Weisungen täglich durch die Tat erfüllen.
(RB 4,63)
Das 4. Kapitel seiner Mönchsregel nennt der hl. Benedikt „Werkzeuge der geistlichen Kunst“. Für mich klingt da eine kre-aktive Lebenshaltung bzw. eine positive Lebenseinstellung mit, die durch die drei schöpferischen Worte „Werkzeug – Geistlich – Kunst“ unterstrichen wird. Alle drei Worte rufen in mir wach, dass ich kreativ und aktiv sein darf. Was nützt mir aber ein Werkzeug, wenn ich damit nicht handwerklich tätig bin und etwas erstelle? Was nützt mein geistliches Denken, wenn ich damit nicht den Klang der Lebensphilosophien erweitere oder ergänze und sie auch lebe? Und meine Kunst bleibt leer, wenn ich nicht immer wieder bildnerisch mit den Schöpfungskräften die Welt zum Guten umgestalte.
Benedikts Bild der Werkstatt fasziniert. Das klösterliche Leben einüben in einer Werkstatt – kre-aktiv für den Alltag zu werden. Und so verstehe ich auch das heutige Werkzeug der geistlichen Kunst „Gottes Weisungen täglich durch die Tat erfüllen“. Es ist die ganzheitliche Ansprache, nicht nur Gottes Wort zu lesen und zu überdenken, sondern mein alltägliches Handeln von Gottes Weisungen inspirieren zu lassen, das heißt Gottes Weisungen aktiv zu leben! Gottes Wort in die Tat umsetzen. Gottes Willen geschehen lassen. Das ist gar nicht so einfach. Nicht umsonst vergleicht der hl. Benedikt das Kloster mit einer Schule. In der Schule lerne ich, bilde ich mich und übe mich ein. Gottes Weisungen zu verinnerlichen und zu leben ist ein lebenslanger Lernprozess der täglichen Übungen. Der Ort für den Mönch ist das Kloster mit seiner Werkstatt, wo die Werkzeuge für die Kunst des geistlichen Lebens benutzt werden sollen. Gut, dass es Zeiten im Kirchenjahr gibt wie die Fastenzeit, die wir als Übungsstunden nutzen können, um die Kunst des geistlichen Lebens leben zu lernen.
Und außerhalb des Klosters? Da gibt es zu diesem Werkzeug eine wunderbare Übung:
Als Christen sind wir in tiefem Vertrauen mit Gott verbunden. Christsein heißt in Freundschaft mit Jesus zu leben. Vielleicht ist der Heilige Geist so etwas wie ein unsichtbares Freundschaftsbändchen zwischen Gott und mir. Dieses Freundschaftsbändchen wurde bei der Taufe geknüpft. Manche Christ*innen tragen ein besonderes Freundschaftsband, auf dem eine Buchstabenkombination WWJD aufgedruckt ist: „Was würde Jesus tun?“ (WWJD = What would Jesus do?) Es soll sie daran erinnern, sich diese Frage im Alltag immer wieder zu stellen bei den großen und kleinen Entscheidungen des Lebens. Was würde Jesus tun? Was tue ich, damit Gottes Wille in der Welt geschehe?
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Mittwoch der Fünften Fastenwoche (29.3.2023)
ImpulsNicht heilig genannt werden wollen, bevor man es ist, sondern es erst sein, um mit Recht so genannt zu werden.
(RB 4,62)
Wann ist es so weit, dass ich heilig bin?
Kennst Du auch das Bedürfnis, herauszufinden, wie es um Dein Bemühen steht, ein guter Mensch oder gar Christ zu sein? Ertappst Du Dich manchmal bei der Frage, ob Dein Glaube Fortschritte macht oder eher oberflächlich bleibt? Dieses Bedürfnis, den spirituellen Puls zu fühlen, hat sehr viel zu tun mit einem selbstverliebten Blick in den Spiegel, der einem vielleicht offenbaren könnte, ob ich inzwischen der „Schönste im ganzen Land“ bin, etwa nach einer selbstlosen Tat. Spätestens dann ist klar: Ich nehme mich immer noch viel zu wichtig.
Entscheidend für eine realistische Selbstbeurteilung scheint mir nicht zu sein, was andere über mich denken, sondern z. B. ob ich unauffällige Dienste übernehmen kann, die mir zwar Mühe bereiten, aber keinen Imagegewinn einbringen. Wonach richte ich mein Verhalten aus?
Selbst wenn ein Mönch noch so oft an Gebetszeiten teilnimmt, kann es in seinem Innern ganz anders aussehen. Wer ich bin, wie es um mich steht, das verraten nicht so sehr meine Ideale und Vorsätze, mein Eindruck in der Öffentlichkeit, sondern eher unbewusste Gesten oder Verhaltensweisen, etwa wenn ich mich unbeobachtet fühle und keiner zuhört. Wie lange lausche ich meinen Worten nach, auch wenn sie vor langer Zeit gesprochen worden sind, und wie oft beschäftigt mich das Lob der anderen oder ihre Kritik?
Heilig sein heißt: nicht zu viel daran denken, sondern, wie der hl. Benedikt sagt, „es erst sein“, ohne etwas davon zu haben. Heiligkeit ist ein Geschenk der Gnade. Darum dankbar sein und nicht vergessen: „Wer meint, er stehe, der sehe zu, dass er nicht falle!“ (1 Kor 10,12)
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Dienstag der Fünften Fastenwoche (28.3.2023)
ImpulsDen Weisungen des Abtes in allem gehorchen, auch wenn er selbst, was ferne sei, anders handelt; man denke an die Weisung des Herrn: „Was sie sagen, das tut; was sie aber tun, das tut nicht.“
(RB 4,61)
„Was ferne sei…:“ Wenn in der Benediktsregel diese Formulierung gebraucht wird, dann weiß man eigentlich direkt, dass es um ein Thema von großer Wichtigkeit geht und dass dieses in Wahrheit recht häufig Konfliktstoff in einer Klostergemeinschaft bietet. So wird hier der Gehorsam dem Abt gegenüber eingefordert im Wissen darum, dass Gehorsam in dieser Situation eine wahre Herausforderung ist. Hält sich der Abt doch selbst nicht an das, wozu ihn seine Vorbildfunktion eigentlich verpflichtet. Indem mit einer Stelle aus dem Matthäusevangelium (Mt 23,3) eine Weisung Jesu zu diesem Dilemma zitiert wird, wird zu einer differenzierten Wahrnehmung der eigenen Verantwortung aufgefordert: Gültiger Maßstab für das eigene Handeln bleiben die Heilige Schrift, die Benediktsregel und das eigene Gewissen. Schlechtes und unvorbildliches Verhalten des Abtes oder auch anderer Brüder dienen nicht der Begründung eigenen Fehlverhaltens.
P. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Montag der Fünften Fastenwoche (27.3.2023)
ImpulsDen Eigenwillen hassen.
(RB 4,60)
„Das ist doch wieder typisch katholisch. Den eigenen Willen zu hassen, das ist doch nicht gesund. Zu lange hat man Menschen in unserer Kirche mit solchen unmenschlichen Forderungen gebrochen. In so einer Kirche kann ich unmöglich bleiben.“ So ähnlich werden Sie vielleicht gedacht haben, als Sie das heutige Werkzeug aus der Benediktsregel gelesen haben. Und ich kann Sie gut verstehen. Wäre es tatsächlich so, wie ich es in der fiktiven Rede am Anfang beschrieben habe – ich möchte auch nicht in so einer Kirche sein und bleiben.
Das, was hier mit Eigenwille übersetzt wird – im lateinischen Original heißt es „propria voluntas“ – meint aber gar nicht den eigenen Willen, den freien Willen des Menschen. An dem ist nämlich nichts Böses, denn Gott hat uns schließlich als freie Menschen erschaffen. Und auch den Entschluss, ins Kloster einzutreten, habe ich aus freiem Willen getroffen – sonst wären meine Gelübde kirchenrechtlich auch gar nicht gültig. Benedikt betont diesen freien Willen des Menschen am Anfang seiner Regel sehr deutlich: „Wer ist der Mensch, der das Leben will und gute Tage zu sehen wünscht?“ (RB Prol. 15) Und einen Vers später sagt er: „Wenn du das hörst und antwortest: Ich…“ Die Grundentscheidung meines Lebens treffe ich aus freiem Willen, und auch im Kloster höre ich nicht auf, „Ich“ zu sagen – eine Klostergemeinschaft besteht aus sehr unterschiedlichen Individuen.
Was Benedikt mit dem neuen Wort „Eigenwillen“ bezeichnet und so verteufelt, sind eher die kleinen Begehrlichkeiten meines Egos, die mich nach und nach daran hindern, meiner Grundentscheidung zum Leben zu folgen. Das können ganz unterschiedliche Dinge sein: das Streben nach Macht, Karrieresucht, Gewinnstreben, Neid, Eifersucht, … Es geht also beim heutigen Werkzeug nicht darum, mein Ich und meine Freiheit aufzugeben, es geht darum, dass all die kleinen Begehrlichkeiten des Lebens mich nicht von dem wegführen, wofür ich mich einmal in Freiheit entschieden habe: dem zu folgen, der mich zum Leben führen will.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Fünften Fastensonntag (26.3.2023)
ImpulsDie Begierden des Fleisches nicht befriedigen.
(RB 4,59)
Schnell ist man mit diesem Wort Benedikts auf einer falschen Fährte. Alles Fleisch, sprich der eigene Körper ist schlecht. Das Christentum ist eben leibfeindlich!
Schaut man auf die Grundlagen beim Apostel Paulus, die auch für Benedikt wegweisend sind, sieht die Sache etwas anders aus und ist viel weiter zu sehen.
Paulus schreibt im Galaterbrief:
„Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind: Hurerei, Unreinigkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten, Neid, Totschlag, Trunkenheit, Gelage und dergleichen, von denen ich euch vorhersage, gleichwie ich auch vorhergesagt habe, dass, die solches tun, das Reich Gottes nicht ererben werden. Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit; wider solche gibt es kein Gesetz.“
Die “ Werke des Fleisches “ – sie tun dem Menschen eigentlich nicht gut und führen vom Leben weg. Die „Werke des Geistes “ wollen dagegen zu einem mehr an Leben führen:
Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit, …
Es gilt immer wieder im Alltag, „die Geister “ zu unterscheiden – was führt mich zu einem wirklichen Mehr an Leben, und was macht mein Leben im Tiefsten eigentlich kleiner? Das meint bei Paulus und somit auch in der Benediktsregel die Unterscheidung zwischen den Werken des Fleisches und denen des Geistes.
Fangen wir also an, für diese Dynamik in uns wachsam und ehrlich zu sein. Dann kann es Ostern werden – dann siegt das Leben.
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Samstag der Vierten Fastenwoche (25.3.2023)
ImpulsUnd sich von allem Bösen künftig bessern.
(RB 4,58)
Das heutige Werkzeug ist eng mit dem von gestern verknüpft. Gestern ging es um das Bekenntnis meiner Schuld, dem Gedenken daran, dass ich Fehler mache und nicht perfekt bin. Heute geht es um das, was im Sakrament der Versöhnung Reue und Wiedergutmachung genannt wird. Das ist eigentlich nur folgerichtig: Wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann strebe ich danach, es beim nächsten Mal besser zu machen. Das ist schon in ganz profanen Zusammenhängen so, z.B. im Arbeitsleben, wie viel mehr im geistlichen Leben. Wir Menschen ticken so. Wir streben danach, besser zu werden. Schließlich sind wir zur Vollkommenheit berufen.
Schlimm wird es, wenn daraus ein Zwang entsteht, der unfrei macht. Das hat in der Vergangenheit immer wieder zu unglückseligen Formen der Spiritualität geführt. Und das kann leicht zu geistlichem Missbrauch führen.
Bei der „Besserung vom Bösen“ geht es nicht um den Zwang zur Perfektion. Es geht darum, immer mehr das Bild von mir auszuprägen, das Gott sich von jedem einzelnen Menschen gemacht hat. Es geht um die Ermöglichung meines Menschseins.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Freitag der Vierten Fastenwoche (24.3.2023)
ImpulsSeine früheren Sünden unter Tränen und Seufzen täglich im Gebet Gott bekennen.
(RB 4,57)
Man kann heute kaum jemandem den Rat geben, sich auf diese Anweisung des hl. Benedikt aufs Geratewohl einzulassen. Vor allem müssen sich Menschen mit schwachem Selbstvertrauen davor hüten. Bloß nicht in den Drang verfallen, sich dauernd vergangener Sünden zu bezichtigen! Ich selbst praktiziere diese Art eines ausführlichen täglichen Sündenbekenntnisses nicht. Zwar sprechen wir im Konvent mehrmals täglich im Vaterunser die Bitte: „Und vergib uns unsre Schuld“, wir sagen auch zu Beginn der Komplet, dem Gebet zum Tagesabschluss, im Schuldbekenntnis, ganz allgemein, dass wir „gesündigt haben in Gedanken, Worten und Werken“, aber dabei weinen wir nicht, nur kommt vielleicht gelegentlich ein stummer Seufzer hoch, wenn einem einfällt, heute etwas verbockt zu haben.
Aber ich möchte doch versuchen, trotz meines Widerstrebens gegen eine deprimierende Frömmigkeit herauszufinden, was in Benedikts Anweisung an heilsamer, lebenskluger Absicht enthalten sein könnte.
Als erstes fällt mir auf: Hier ist vom Gebet die Rede.
Gebet ist kein Monolog, in dem Betende einfach drauf los reden, sondern ein Zwiegespräch, in dem der Mensch sein Herz einem hörenden Gott vertrauensvoll öffnet. Gott wird hier nicht als strafende Instanz angesprochen, der man haarklein alle seine Sünden ängstlich aufzählen muss, sondern als ein väterliches Gegenüber, das durch seine unbedingte Bereitschaft zum Zuhören einen Raum auftut, in dem all das zum Ausdruck gebracht werden darf, was die betende Person im Inneren bewegt, auch wenn es ihr peinlich ist.
Und dann: Gott ist die Quelle des Friedens.
Er will die Versöhnung. Seine Nähe hilft Spannungen im eigenen Leben zu überwinden. Von ihr geht die Kraft aus, die nötig ist, um seine ungelösten Konflikte anzunehmen und zu überwinden. Das ermutigt, sich ihm anzuvertrauen und nicht verheilte Wunden hinzuhalten. Wer echte Vergebung gefunden hat, lernt die versöhnende Wirklichkeit Gottes kennen und atmet auf.
Schließlich: Es ist sinnvoll, sich der eigenen Hinfälligkeit bewusst zu sein.
Das verhindert, sich etwas vorzumachen. Einen realistischen Blick auf die eigenen Grenzen zu bekommen ist doch ein erstrebenswertes Ziel! Warum sich also nicht hin und wieder aus versöhntem Herzen heraus an eigene Sünden erinnern? Ohne dabei die persönlichen Möglichkeiten zu übersehen.
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Donnerstag der Vierten Fastenwoche (23.3.2023)
ImpulsSich oft zum Beten niederwerfen.
(RB 4,56)
Das Gebet des Christen ist Ausdruck der liebenden Beziehungsqualität zu Gott hin. So verstanden gleicht das Gebet einer Pflege der Liebe zu dem, dem sich der Mensch verdankt. Das „ oft“ meint im Kontext der Regel nicht eine Anzahl von Gebeten, sondern will auf das „immerwährende Gebet“, gleich unserem Atem, hinweisen. Immerwährendes Gebet ist eine Sicht auf ein Leben in Gottes Gegenwart. Das „ niederwerfen“ darf auch als ein Ausdruck einer Hingabe an Gott verstanden werden. Der Mensch in seiner gesamten Existenz richtet sich immer wieder neu auf diese Liebe hin aus.
Charles de Foucauld hat es einmal so in einem Gebet ausgedrückt:
„.. weil ich Dich liebe und weil diese Liebe mich treibt, mich dir hinzugeben, mich in deine Hände zu legen, ohne Maß, mit einem grenzenlosen Vertrauen, denn Du bist mein VATER“.
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am Mittwoch der Vierten Fastenwoche (22.3.2023)
ImpulsHeilige Lesungen gerne hören.
(RB 4,55)
Heilige Lesungen: Gott – Welt – Mensch
Wenn ich sie doch lesen könnte
die geheiligte Welt
Wenn ich ihn doch lesen könnte
den ebenbildlichen Menschen
Wenn ich ihn doch lesen könnte
den menschgewordenen Gott
Die Buchstaben der Schöpfung zeigen das All
Die Buchstaben des Menschen verkünden das Leben
Die Buchstaben Gottes offenbaren die Liebe
Wenn ich sie doch lesen könnte, diese wahrhaft heiligen Schriften
Oder lesen sie sich in Wirklichkeit selber vor?
ICH
Muss nichts tun
Muss nichts denken
Muss nichts verrichten
Lasse sie einfallen
in den Seelenraum – bis auf den Goldgrund sinken sie
Öffne die Herzensresonanz
Neige das Ohr
und fühle im Innersten:
schon immer bin ich im großen Verstehen
P. Abraham Fischer OSB
Impuls am Fest des hl. Benedikt (21.3.2023)
ImpulsHäufiges oder ungezügeltes Gelächter nicht lieben.
(RB 4,54)
Schon öfter habe ich das Kloster Eberbach im Rheingau besucht. Hier wurde der berühmte Klosterkrimi „Der Name der Rose“ von Umberto Eco verfilmt. Der ehemalige Schlafsaal der Eberbacher Mönche diente im Film als Kulisse für die Schreibstube des Klosters – mit der berühmten kleinen Tür zur Bibliothek. Und hier spielt auch, wie ich finde, eine sehr gruselige Gesprächsszene zwischen William von Baskerville und dem alten Bibliothekar Jorge über das Lachen, die nicht gerade von der gewaltfreien Kommunikation à la Marshall Rosenberg gekennzeichnet ist, sondern einen eher aggressiven Unterton hat. Es wird heftig darüber gestritten, ob Jesus gelacht habe. Die Evangelien berichten nichts vom Lachen Jesu – vom Weinen dagegen schon. Mitunter ein Grund, dass viele Menschen die Kirche für unlustig halten. Für viele ist die Kirche eine ernste alte Dame ohne Humor, Trübsinn verbreitend, und dann weiß sie auch noch alles besser, aber bekommt ihre aktuellen Anliegen nicht geregelt, so dass anderen das Lachen im Halse stecken bleibt.
Der arme Jorge ist sicherlich starrköpfig geworden. Und vielleicht deutet er die Dinge nicht richtig, weil die Weite des Herzens fehlt. Wer weiß es schon? Wir wissen aber, dass das Evangelium wirklich keinen Spaß versteht, wenn es auf Kosten anderer, vor allem der Schwächeren geht. Wenn man also den Nächsten auslacht und bloßstellt oder kleinlacht. Das hat mit einem gesellschaftlichen Hintergrund aus der Zeit der Entstehung des Evangeliums zu tun. In der römischen Antike hat man die Menschen wegen ihrer Schwächen oder Handicaps ausgelacht und damit vor aller Welt bloßgestellt. Für Jesus ist das Verlachtwerden ein Signal des Unglaubens gegen die schöpferische Liebe Gottes zu jedem Menschen, der nach dem Abbild des Allmächtigen geschaffen wurde – eine Form der Ablehnung und der Verhöhnung des Nächsten. Der heilige Benedikt nimmt diesen Faden auf, wenn er in seiner Mönchsregel schreibt: „Häufiges oder ungezügeltes Gelächter nicht lieben.“ (RB 4,54). Es geht dem Mann vom Monte Cassino nicht um den fröhlichen, gesunden Humor, sondern um das abfällige Lachen über die Schwächen des Nächsten. Das kann nämlich zum Gift für das Klima in der klösterlichen Gemeinschaft werden. Nicht nur im klösterlichen Alltag lauert oft das Fettnäpfchen des Verlachens, sondern in jeder Lebensgemeinschaft und Gesellschaft. Die Fastenzeit ist wie ein Blick in den Spiegel, in dem wir unser eigenes Lachen wahrnehmen können. Ist es echt und voller Liebe? Oder steckt Missgunst und Verachtung dahinter?
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Montag der Vierten Fastenwoche (20.3.2023)
ImpulsLeere oder zum Gelächter reizende Worte meiden.
(RB 4,53)
Wenn man diese Aufforderung liest, könnte man leicht den Eindruck gewinnen, dass Mönche und Nonnen humorlose und griesgrämige Spaßverderber wären, wenn sie diese Weisung ernstnehmen wollen. Auch kommt mir direkt die Kritik an der Glaubwürdigkeit der christlichen Erlösungshoffnung von Friedrich Nietzsche in den Sinn, der sich über Christen beklagt, die trotz ihrer Hoffnung einen so unerlösten Eindruck machen, dass sie leider wenig überzeugend wirken. Dabei geht es hier aber gar nicht um Humor und um ein fröhliches, beherztes Lachen. In der Bergpredigt ist das Lachen sogar Kennzeichen der Erlösten: „Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen“ (Lk 6,21). Kritisiert wird hier albernes Gekichere oder das respektlose Verlachen anderer. Lachen kann etwas unmittelbar Befreiendes und Gemeinschaftsstiftendes haben, solange nicht andere ausgelacht und dadurch bloßgestellt werden. Und was generell im Leben gilt, gilt natürlich auch für das Leben in einer Klostergemeinschaft: So manches meistert man entweder mit einer gewissen Leichtigkeit und mit Humor… oder überhaupt nicht. 😉
P. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Vierten Fastensonntag (19.3.2023)
ImpulsDas viele Reden nicht lieben.
(RB 4,52)
Beim heutigen Werkzeug ist es spannend, dass es nicht einfach heißt: Das Schweigen lieben.
Es wäre doch eine klare fromme Ansage, die auch schön in jeden Kalender passt.
Aber anscheinend war es wohl so, dass die Mönche ganz gerne viel geredet haben, und Benedikt weist genau darauf nicht ganz unironisch hin und spielt dabei mit den Worten. Man hört fast die kleine Pause nach dem Wort reden, um dann die Pointe zu setzen.
Er kannte sich und seine Brüder sehr gut, und man darf dabei auch nicht vergessen, dass wir uns im heutigen Italien befinden, dort wo Kommunikation nochmal eine ganz andere Bedeutung hatte und hat.
Allgemein wird im Kloster gerne viel geredet, was vielleicht manche sehr oder vielleicht auch gar nicht überrascht. Menschen sind soziale Wesen, und Reden, Austausch hilft uns dabei.
Kommunikation an sich ist wichtig, und es geht sicher nicht darum, etwas totzuschweigen, wenn das zu viele Reden hier kritisiert wird. Vielmehr ist es eher wichtig, einfach das richtige Maß zu finden. Es kann sehr guttun, mal einige Zeit zu schweigen, oder nur das Nötigste zu reden. Gerade zu vieles Reden kann auch gerne im Tratsch enden oder verletzend sein und Zwietracht säen. So etwas kommt natürlich in keinem Kloster vor, was ja genau dieses Werkzeug beweist 🙂
Werden wir still, hören wir genauer hin, zerreden wir nicht alles – dann kann etwas wachsen.
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am Samstag der Dritten Fastenwoche (18.3.2023)
ImpulsSeinen Mund vor bösem und verkehrtem Reden hüten.
(RB 4,51)
Das Einzige, was sie mir nicht nehmen können, ist die Art und Weise, wie ich auf das reagiere, was sie mir antun. Die letzte Freiheit besteht darin, die Einstellung unter bestimmten Umständen zu wählen. (Victor Frankl)
Ich verstehe dieses Zitat von Victor Frankl so, dass ich die Wahl habe, auch nach emotionalen Verletzungen meinen Mund vor bösem und verkehrtem Reden zu hüten. Diese Freiheit macht für mich auch die Würde des Menschen aus. Wie oft habe ich bei mir selbst erlebt, dass ich mich als besonders begabt empfinde, wenn ich auf eine Kritik genauso schnell eine entsprechende Antwort geben kann. Nur gehen dann die wechselseitigen Verletzungen weiter. Der heilige Benedikt ermahnt uns, dass wir dem Schweigen einen wichtigen Wert einräumen. Er weiß darum, dass es wichtig ist, einen Raum der Reflektion zu haben. In dieser Zeit kann sich die Aufgewühltheit der Emotionen legen. Ich spüre, dass unsere Gesellschaft häufig auf Geschwindigkeit in den Reaktionen setzt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich Zeit lassen. Nutzen Sie den Raum der Freiheit und lassen Sie sich nicht zu schnell zu bösem und verkehrtem Reden reizen.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Freitag der Dritten Fastenwoche (17.3.2023)
ImpulsBöse Gedanken, die sich in unser Herz einschleichen,
sofort an Christus zerschmettern und dem geistlichen Vater eröffnen.
(RB 4,50)
Was Benedikt hier sagt, hat er dem Sinn nach von den Wüstenvätern übernommen.
Das belegt eine kurze Geschichte:
Ein Mönch geht zum Altvater Poimen und beklagt sich über die Unmenge an Gedanken, die ihn nicht nur ablenken, sondern auch vom guten Weg abbringen wollen. Da nimmt ihn Poimen mit nach draußen, sagt, er solle sein Gewand nehmen und den Wind anhalten. Der aber erwidert: „Den Wind anhalten, das kann ich nicht.“ „Ja“, gibt ihm darauf der weise Alte zurück, „da hast Du recht, deine Aufgabe ist es, den Gedanken zu widerstehen.“ (AP 602)
Die Mönche der Frühzeit des christlichen Mönchtums hatten sehr bald bei ihrem Bemühen um inneren Frieden gemerkt, dass sie gegenüber störenden Gedanken machtlos waren. Wir selbst haben mit diesem Problem zu tun, wenn wir still werden, beten oder meditieren wollen. Es ist so, als gäbe es irgendwo im Inneren eine Maschine, die ständig Gedankenwinde ins Bewusstsein bläst. Wir können sie nicht mit einem Knopfdruck abstellen. Sie sind einfach da, das ist ganz normal.
Aber, so meint Poimen, wir können entscheiden, ob wir ihnen einräumen, sich bei uns breit zu machen. Bevor das geschieht, haben wir die kurze Chance, sie zu identifizieren und dann die Tür wieder zu schließen. Dann bin ich wieder frei, um mich der göttlichen Nähe, meinem Gast, zuzuwenden. Mit dieser Entscheidung begebe mich in jenes Magnetfeld, das die Kraft hat, mich freundlich anzuziehen und die Gedanken hinter mir zu lassen, ohne mich über die Störung zu ärgern. Wenn es ganz arg wird mit dem Gedankenwind, kann ich darüber mit einer Person sprechen, die sich in solchen Dingen auskennt und mein Vertrauen hat.
Augen und Ohren, seid wachsam!
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Donnerstag der Dritten Fastenwoche (16.3.2023)
ImpulsDas eigene Tun und Lassen jederzeit überwachen.
Fest überzeugt sein, dass Gott überall auf uns schaut.
(RB 4,48-49)
Leider sind solche Verse, wie wir sie in den heutigen „Werkzeugen der geistlichen Kunst“ lesen, oft so verstanden worden, dass sie Menschen krank gemacht haben. „Ein Auge gibt’s, das alles sieht, auch wenn’s in tiefster Nacht geschieht“ – mit solch einem Satz ist unzähligen Kindern Angst vor einem Polizistengott gemacht worden, der auch kleinste Verfehlungen bestraft.
Ich verstehe diese beiden Werkzeuge eher in einem anderen Sinn: dass Gott auf mich schaut mit einem liebevollen, freimachenden Blick. Ein Blick, der mir etwas zutraut, der mir zutraut, etwas aus meinem Leben zu machen. Ein Blick, der auch dann noch mit liebevoller Geduld auf mir ruht, wenn ich mich verrannt habe. Unter so einem achtsamen Blick kann ich selbst achtsam werden auf das, was ich tue – und auf das, was ich unterlasse, z.B. einem Mitmenschen den liebevollen Blick Gottes zu verweigern. Oft sehen wir leider mehr die Fehler beim anderen als das Potential, was in jedem Menschen steckt.
Vielleicht können mich diese beiden Werkzeuge heute einmal dazu anregen, den liebevollen, geduldigen Blick Gottes einzuüben – auf mich selbst und auf meine Mitmenschen.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Mittwoch der Dritten Fastenwoche (15.3.2023)
ImpulsDen unberechenbaren Tod täglich vor Augen haben.
(RB 4,47)
Als ich diesen Vers aus der Regel Benedikts
noch vor meinem Klostereintritt zum ersten Mal las,
war meine spontane Reaktion:
Auf keinen Fall!
Das kann doch nur düster und depressiv machen,
das Grau ins Leben bringen
und mich gebückt durch meine Tage laufen lassen.
Der Blick auf diese Worte änderte sich nach einem schweren Verkehrsunfall.
Mir war nichts geschehen
– aber der Mensch am anderen Ende der Notrufsäule
(Handys gab es damals noch nicht)
sagte nur: „Und sie leben noch??“
Ja, ich lebte noch.
Und ich lebe noch!
Und weiß seitdem was es heißt,
den unberechenbaren Tod täglich vor Augen zu haben:
täglich das Leben zu genießen,
die vielen Begegnungen und Erfahrungen,
das Frohe und auch das Schwere.
Wer weiß, ob das morgen noch geht …
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Dienstag der Dritten Fastenwoche (14.3.2023)
ImpulsDas ewige Leben mit allem geistlichen Verlangen ersehnen.
(RB 4,46)
Oh wenn Du doch…
Gott spricht:
Zerbrechlicher, sterblicher Mensch: Oh wenn Du doch…
das ewige Leben mit allem geistlichen Verlangen ersehntest,
dann würdest Du
…mein Bild in Deiner Seele ahne
…spüren, wie ich Dich gebildet und gewoben im Schoß Deiner Mutter
…nach Deinem Bruder – nach Deiner Schwester fragen
die Angst um Dich selbst vergessen
lieben, was ich liebe
und schon jetzt und immer ewig leben!
Zerbrechliche, sterbliche Kirche: Oh wenn Du doch…
das ewige Leben mit allem geistlichen Verlangen ersehntest,
dann würdest Du
…erinnern, wie Du in der Dunkelheit von Golgatha aus meinem Herzen hervorgingst
…da sein, wo ich bin – bei den Armen, den Kranken, den Flüchtenden, den Gefangenen
…die Vision vom Himmel erfahrbar machen
die Angst um Dich selbst vergessen
verkünden, was ich verkünde
und schon jetzt und immer ewig leben!
Zerbrechliche, sterbliche Welt: Oh wenn Du doch…
das ewige Leben mit allem geistlichen Verlangen ersehntest,
dann würdest Du
…meinen Geist in Deinem Herzen atmen lassen
…meine Liebe wie die Blumen blühen und sprießen lassen
…dem Leben in all seiner Vielfalt und Fruchtbarkeit unbegrenzten Raum öffnen
die Angst um Dich selbst vergessen
ersehnen, was ich ersehne
und schon jetzt und immer ewig leben!
P. Abraham Fischer OSB
Impuls am Montag der Dritten Fastenwoche (13.3.2023)
ImpulsDen Tag des Gerichtes fürchten.
Vor der Hölle erschrecken.
(RB 4,44-45)
In den heutigen Werkzeugen verstecken sich einige Missverständnisse.
Denn in Bezug auf das Leben wird hier nicht vom Gericht am Ende unseres Lebens gesprochen oder mit der Hölle gedroht, sondern die Werkzeuge beziehen sich auf den Jüngsten Tag, den Tag des Gerichts. Der Moment, wenn die Welt endet, das Gericht über alle Schöpfung zusammenkommt, und der Antichrist sichtbar werden wird.
Das sind alles gewaltige und schwer zu fassende Bilder, die aber im Grunde erzählen, dass wir alle ein Teil der Ewigkeit sind. Wir sind Teil der Schöpfung und somit auch immer Teil davon, was mit der Schöpfung geschehen wird.
Die Schöpfung sollte als Ganzes bewahrt und auch als Ganzes erlöst werden. In dieser Verantwortung steht jeder von uns.
Vielleicht macht uns manches hier Angst, wenn wir es hören.
Aber Furcht muss nicht unbedingt etwas mit Angst zu tun haben, denn wir können auch ganz einfach ehrfürchtig sein und z. B. vor dem Angesicht Gottes ehrfürchtig staunen.
Erschrecken selbst hat etwas Dynamisches an sich und kann auch heilsam sein. Besonders dann, wenn wir vor der Hölle in uns selbst erschrecken.
Wir Menschen sind ja eigentlich die größten Erfinder von Höllen, tun Menschen und Tieren schreckliches Leid an und entschuldigen dies am Ende dann auch noch mit unserer eigenen Selbstgerechtigkeit.
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am Dritten Fastensonntag (12.3.2023)
ImpulsSieht man Gutes bei sich, es Gott zuschreiben, nicht sich selbst.
Das Böse aber immer als eigenes Werk erkennen, sich selbst zuschreiben.
(RB 4,42-43)
Was passiert mit mir, wenn ich diese zwei Verse der Benediktsregel, die zunächst einfach nur Widerstand hervorrufen, ernst nehme?
Zunächst einmal: Gott ist für Benedikt der absolut Gute und kann deshalb auch nur etwas Gutes im Menschen bewirken. Das finde ich erst einmal tröstlich! Gott wirkt Gutes in und mit mir. In dem Guten, was ich tue und bewirke (und da gibt es im Leben eines jeden Menschen sehr viel!! Leider nehmen wir das in der Regel nicht wahr!) wirkt Gottes Kraft, sein Hl. Geist in mir.
Aber: es gibt auch die Dynamik zum „Bösen“, Destruktiven in mir und in der Welt. Das ist all das, was eigentlich und im letzten Leben verhindert. Ausgelöst durch wen oder was? Wir wissen es nicht… Aber, so Benedikt: Es kommt nicht von Gott! Denn der ist voll und ganz Leben, Liebe, Licht…
Was wir tun können als Menschen? Uns immer mehr dieser Dynamik des Lebens zu öffnen. Und das, was mich im tiefsten davon wegzieht – lassen. Mit Gottes Hilfe.
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Samstag der Zweiten Fastenwoche (11.3.2023)
ImpulsSeine Hoffnung Gott anvertrauen.
(RB 4,41)
Zusage und Überforderung zu gleich.
Kann ich meine Hoffnung,
alles was ich ersehne erwarte,
ganz Gott anvertrauen?
Auf ihn, der „ein Gott ist,
der mich sieht“?
(nach der ök. Jahreslosung 2023, vgl. Gen 16,13)
Aber soll ich nicht lieber doch
ein wenig und mehr dazu beitragen,
dass meine Hoffnungen Wirklichkeit werden?
Ja, die Hände in den Schoß legen gilt nicht
mit der Ausrede: „Gott macht das schon!“
Aber: Gott vertrauen, das darf ich!
Kann ich es auch?
Wage ich es?
„Siehe, ich habe deinen Namen in meine Hand geschrieben, ich habe Dich immer vor Augen.“
(Jes. 49,16)
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Freitag der Zweiten Fastenwoche (10.3.2023)
ImpulsNicht murren.
Nicht verleumden.
(RB 4,39-40)
Nach dem Evangelium zu leben ist eine sehr praktische Angelegenheit. Heute nennt Benedikt in seiner langen Instrumentenliste zwei Werkzeuge, von denen sehr viel für das Gelingen des menschlichen Zusammenlebens abhängt: „Nicht murren. Nicht verleumden.“
Wir wissen alle, dass das Rummosern und Nörgeln in einer Gruppe, einem Team, einem Kollegium eine starke Belastung sein kann, weil es die Atmosphäre vergiftet und ein gutes Zusammenarbeiten blockiert. Es taucht dort überall auf, wo Menschen sind. Wen wundert’s, dass es auch im Kloster vorkommt. Von daher schärft Benedikt an mehreren Stellen den Kampf gegen das Laster des Murrens ein und greift ein Thema auf, das schon zu Zeiten des Mose existierte: Musste sich doch Gott immer wieder gegen die Unzufriedenheit in seinem Volk richten, und auch die Propheten beschönigten dieses Übel nicht. Man muss es also durchaus ernst nehmen. Es richtet heutzutage genug Unheil in den sozialen Medien an. Dieser Gefahr gilt es, bewusst und entschieden Widerstand zu leisten.
Ähnliches trifft auch für das „nicht verleumden“ zu. Wo Menschen sich nicht abfällig über andere äußern und Schwachstellen nicht rumposaunen, bleibt die Luft klar und rein. Dort schauen sich die Menschen offen in die Augen und können sich frei zeigen, so wie sie sind.
Wie entgehen wir der Versuchung zu beiden Fehlhaltungen?
Am ehesten, wenn wir uns nicht nur für unser eigenes Wohlergehen interessieren, sondern
– die anderen in unserer nächsten Umgebung im Bick behalten,
– z. B. mal nachfrage „Wie geht es dir?“,
– oder einfach ein Stück des Weges mit ihnen zusammengehe (wörtlich zu nehmen!).
Hier noch ein guter Rat von Johannes XXIII., den er als Vorsatz für sich selbst in seinem Tagebuch notiert hat: „Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass sich die Umstände an mich oder meine Wünsche anpassen.“ Wohlgemerkt: nur für heute – das ist schon viel! Das ist praktisch.
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Donnerstag der Zweiten Fastenwoche (9.3.2023)
ImpulsNicht stolz sein. Nicht trunksüchtig, nicht gefräßig, nicht schlafsüchtig, nicht faul sein.
(RB 4, 34-38)
Es geht nicht um die Erfüllung meiner Grundbedürfnisse: Essen, Trinken, Schlafen, Erholung, Anerkennung.
Aber was ist, wenn sich bei all dem die „Sucht“ mit einschleicht? Oft unbemerkt, immer mehr, mein Leben lang. Dann wird klar, dass es mir nicht um diese Grundbedürfnisse geht, sondern dass sich über das Suchtverhalten meine Sehn-sucht meldet.
Gibt es neben den Grundbedürfnissen (Essen, Trinken, Schlafen, Erholung, Anerkennung) des Menschen nicht auch eine Grundsehnsucht in ihm? Nach Annahme, Liebe, Verständnis, Nähe, …? Und wie erfüllt sich die in meinem Leben?
Nur wenn ich diese Sehnsucht zulasse, anschaue, bruchstückhaft erfülle, stillt sich mein Hunger, mein Durst, …
Der Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass er bedürftig ist. Ein Leben lang. Unstillbar.
Aber – wie gehe ich damit um?
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Mittwoch der Zweiten Fastenwoche (8.3.2023)
ImpulsDie uns verfluchen, nicht auch verfluchen, sondern – mehr noch – sie segnen.
Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen.
(RB 4,32-33)
In diesen Versen wird die Bergpredigt aufgenommen. Sie gehört zu den Grundaussagen des Christentums. Hier wird der Ernst der Nachfolge Jesu deutlich. Es wird von mir Bewusstseinsarbeit gefordert. Gegen Gefühle wie Wut, Rachewünsche oder Kränkungen kann ich nichts ausrichten. Gefühle kommen, wie sie wollen. Aber ich kann mit diesen Gefühlen umgehen. Ich muss das Gefühl nicht ins Wort fassen, und ich muss das Wort nicht zur Tat werden lassen. Ich kann den Kreislauf der Gewalt durchbrechen. Wenn mir jemand Böses tut, dann kommen die Gefühle von Wut, Rache und Kränkung unweigerlich. Trotzdem kann ich mein Gegenüber segnen, auch dann, wenn mir nicht danach ist.
Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen: Das nimmt mich mit in die Passion Jesu. Die für mich erkannte Wahrheit ist nicht beliebig. Für diese Wahrheit stehe ich ein und nehme auch Nachteile in Kauf. Das wird mir nicht immer gelingen, aber es darf als Leitstern für mein Leben gelten.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Dienstag der Zweiten Fastenwoche (7.3.2023)
ImpulsNicht Böses mit Bösem vergelten.
Nicht Unrecht tun, vielmehr erlittenes geduldig ertragen.
Die Feinde lieben.
(RB 4,29-31)
Mir ist aufgefallen, wie schnell wir einen Schlusspunkt setzen, wenn uns jemand Unrecht tut, uns alles andere als wohlgesonnen ist und sich uns gegenüber feindselig verhält. In einem solchen Fall schalte ich irgendwann auf Selbstverteidigung um, wehre mich und sehe im anderen nur einen Gegner.
Auf der anderen Seite habe ich auch erlebt, dass es Menschen gibt, die ruhig bleiben und nicht auf einer aggressiven Ebene antworten. Ich wünschte mir, ich wäre in der Lage, mich nicht zum automatischen Reflex verleiten zu lassen und nur auf Abwehr umzustellen.
Jemand hat mir einmal geraten: Versuch von Deiner Mitte heraus zu reagieren. Sonst machst Du schnell einen Fehler, wirst selbst emotional und überziehst den Ton.
Was hilft, mich an Jesu kluge Weisung zu halten, ist ein Spruch des koreanischen Mönchs Shiva Ryu: „Setze keinen Punkt an die Stelle, an die Gott ein Komma gesetzt hat.“ Setze also keinen Schlusspunkt im gestörten menschlichen Miteinander, Gott sieht mehr, als du denkst. Gib nicht auf.
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Montag der Zweiten Fastenwoche (6.3.2023)
ImpulsNicht schwören, um nicht falsch zu schwören. Die Wahrheit mit Herz und Mund bekennen.
(RB 4,27-28)
Die Warnung vor dem Schwören bezieht sich an dieser Stelle auf den Schwur im Verhör während der Zeit der Christenverfolgung. Beim Kaiser zu schwören hätte bedeutet, ihn in seiner vermeintlich göttlichen Würde anzuerkennen: Für Christen war das natürlich ein moralisches Dilemma, denn das Einstehen für ihre Überzeugung und das Bekenntnis ihres Glaubens mit Herz und Mund hatte dementsprechend das Martyrium zur Folge. Aufgewachsen in einem Land, in dem es Glaubens- und Bekenntnisfreiheit, Meinungs- und Pressefreiheit gibt, wird mir aber gerade im Blick auf andere Länder deutlich, was für hohe Güter das sind. Würde ich mich trauen, für meine Überzeugungen und für meinen Glauben einzustehen, auch wenn dies nicht nur Unverständnis, sondern wirklich ein Risiko für mein Leben oder für das Leben meiner Brüder und meiner Familie bedeuten würde?
P. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Zweiten Fastensonntag (5.3.2023)
ImpulsRegel Benedikts 4,26
Von der Liebe nicht lassen.
… nicht? Nein! Niemals….
Die Liebe wirken lassen!
Der Liebe Raum lassen!
Wirklich: …nicht lassen?
Aber wie das denn?
Meine Selbstsucht unter-lassen
Meine Dunkelheit lassen
Meine Verwundungen los-lassen
Meine Geschichte sein-lassen
Die Bewertungen bleiben-lassen
Das Schuldkonto er-lassen
Leben veran-lassen
Mich belassen, weil ich bin, wie ich bin?
Trotzdem: Die Liebe machen lassen!
Liebe hinter-lassen
An der Liebe nie Zweifel lassen!
In mir
Durch mich
Mit ihm
In ihm
Für die Welt
Dem Menschen
Gott ist die Liebe.
p. abraham fischer osb
Impuls am Samstag der Ersten Fastenwoche (4.3.2023)
ImpulsNicht unaufrichtig Frieden schließen. (RB 4,25)
Das heutige Werkzeug hat gleich mehrere Komponenten.
Erst einmal dreht sich alles um die Unaufrichtigkeit in einer Gemeinschaft oder auch in einer Beziehung, und die Folgen daraus.
Es kann nicht wirklich gelingen, zu einem Frieden zu kommen, wenn eine Partei unlautere Absichten hat oder nur der eigene Vorteil im Mittelpunkt steht. Der Wille zum Frieden beider Seiten muss der Kern allen Handelns sein. Nur aufrichtiges Annähern führt zu einem Friedensschluss.
Die Folgen einer Unaufrichtigkeit können fatal sein, wie uns ja auch oft die Weltgeschichte schon gelehrt hat. Und auch in der Legendensammlung der „Dialoge“, die vom Leben des heiligen Benedikt handelt, gibt es anschauliche Geschichten, in welchen Benedikt von unaufrichtigen Mitbrüdern sogar nach dem Leben getrachtet wird.
Falscher Friede hat nichts mit wirklichem Frieden zu tun, auch wenn sich alle dabei anlächeln und ein „gutes Gefühl“ haben.
Eine weitere Komponente des Werkzeugs dreht sich um die Beziehung zu uns selbst: Sind wir aufrichtig mit uns, und nehmen wir uns auch so an, wie wir sind? Wie machen wir Frieden mit uns?
Nur wenn wir versuchen, uns ganzheitlich zu sehen, kann auch Veränderung gelingen. Und nur wenn wir mit uns ehrlich sind, erkennen wir auch, wo unsere Grenzen (dabei) sind.
Hier kommt nun die dritte Komponente des Werkzeugs ins Spiel: unsere Aufrichtigkeit in der Beziehung zu Gott.
Wie erwarten wir Gott, wenn er uns in seinem unendlichen Frieden entgegeneilt? Und wie werden wir sein, wenn dieser Frieden uns dann ganz einfach aufrichtet?
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am Freitag der Ersten Fastenwoche (3.3.2023)
ImpulsDen Zorn nicht zur Tat werden lassen.
Der Rachsucht nicht einen Augenblick nachgeben.
Keine Arglist im Herzen tragen.
(RB 4,22-24)
Wer kennt das nicht: Oft fängt es beim Frühstück am Morgen an, da ärgert man sich über seinen Nächsten, weil vielleicht gerade die Butter vor den eigenen Augen geleert wurde. So eine Frechheit. Jetzt hat man keine Butter mehr. Sowas Blödes, wer will schon in den Vorratsraum gehen. Schließlich will man frühstücken. Die Zeit ist eh knapp. Das war doch extra, nur um mich zu ärgern. Wut schafft Ärger, und beide bringen Zorn in unser Herz. Und das alles am Morgen während der so kostbaren Frühstückszeit! Ja, in solchen Situationen kann dann ein Vulkan der Gefühle ausbrechen. Man fängt wie ein kleines Kind an zu toben, ob nun erst innerlich oder dann gar äußerlich. Ärger, Zorn und Frust gehören zum Alltag und können diesen dann ganz schön versauen. Schlimmer, die Rachsucht sucht uns heim: Na warte, wenn es wieder Butter gibt, dann zeig ich es dir aber…
In seinen Werkzeugen der geistlichen Kunst warnt der heilige Benedikt seine Mönche vor diesem Tsunami der Gefühle, indem er rät: „Den Zorn nicht zur Tat werden lassen. Der Rachsucht nicht einen Augenblick nachgeben. Keine Arglist im Herzen tragen.“ Hier greift der Mann vom Monte Cassino den roten Faden der Bergpredigt und ihrer Friedenslehre auf. Die Keime des Zorns sollen wir nicht in unseren Herzen sprießen lassen, denn dann wächst dort das Unkraut der Rachsucht wild heran. Unser Herz wird zum Nährboden eines Wutreaktors. Es brodelt und dampft in uns, bis es zischt und explodiert. Diese Gefühlslage macht uns innerlich unglücklich und hindert uns daran, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, denn es kommt wie ein Bumerang zurück.
Die Fastenzeit kann uns hier eine Werkstunde sein. Nutzen wir diese Zeit und üben uns in Gelassenheit ein. Wenn wir uns ärgern und Wut im Herzen spüren, dann stellen wir doch unsere innere Ampel auf Rot und bleiben einen Moment stehen und atmen durch. Vielleicht hilft es uns in dieser Situation, einen Spaziergang zu machen oder beim Sport uns auszutoben. Um die Nerven zu beruhigen, hilft jede Art der Bewegung. Eine andere Möglichkeit: Den Geist fliegen lassen, indem wir einen ruhigen Raum aufsuchen, vielleicht eine Kerze anzünden. In der Stille die Augen schließen und dem Geist Freiraum schenken. „Die Enge meines Herzens mach weit.“ Vielfach hilft auch Musik, um negative Emotionen zu lösen. Oder wir können die aufgestaute Wut einfach wegtanzen. Die Fastenzeit will uns Raum schenken, damit wir uns kre-aktiv in der Gelassenheit einüben. Dann löst sich die Enge unseres Herzens und es kann sich weiten. Das ist gut für die Nächstenliebe, aber auch für die Liebe zu uns selbst. Denn Frieden entsteht zunächst in meinem Herzen, dann kann ich auch friedvoll mit meinen Nächsten umgehen und der Zorn wird nicht zum Gewitter der Arglist im Herzen, das mit Pfeilen um sich schießt, sondern zum Klang des liebenden Herz.Rhythmus.
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Donnerstag der Ersten Fastenwoche (2.3.2023)
ImpulsSich dem Treiben der Welt fremdmachen.
Nichts der Liebe zu Christus vorziehen.
(RB 4,20-21)
Diese beiden Werkzeuge erschließen sich für mich nur in ihrem Zusammenhang aufeinander. „Sich dem Treiben der Welt fremdmachen“ – das ist kein Selbstzweck. Askese übe ich nicht um der Askese willen, sondern weil da etwas ist, das die Mühe lohnt, das um vieles kostbarer ist als das „Treiben der Welt“. Und das ist eben die „Liebe zu Christus“, der wir nichts vorziehen sollen. In der Vorlage Benedikts geht dieser Satz noch weiter: „Der Liebe zu Christus nichts vorziehen, weil auch er uns nichts vorgezogen hat.“ Das macht noch einmal den Geschenkcharakter der Liebe Christi aus, der vorgängig zu unserer menschlichen Antwort darauf ist.
Noch etwas erscheint mir wichtig. Es heißt nicht, dass wir uns von der Welt als solcher fernhalten sollen. Sondern nur vom „Treiben der Welt“. Im Lateinischen steht hier „saeculi actibus“, von weltlichen Akten bzw. Handlungen. Es geht also nicht um eine Weltflucht an sich, sondern um ein Fremdmachen von dem, was dem übergeordneten Ziel der Liebe Christi schadet, was mich davon abbringt. In diesem Sinne könnte es heute eine gute Übung sein, mich zu fragen, was mich von dieser Liebe abhält, was ich alles in meinem alltäglichen Leben der Liebe Christi vorziehe.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Mittwoch der Ersten Fastenwoche (1.3.2023)
ImpulsTote begraben.
Bedrängten zu Hilfe kommen.
Trauernde trösten.
(RB 4,17-19)
Unsere Übung in der Zeit auf Ostern hin wird konkret, wenn wir trauernde Menschen trösten. Zu unserem Menschsein gehört es auch, dass wir alle des Trostes bedürfen. Trost hat viel mit menschlicher Präsenz und Mitgefühl zu tun. Der Maßstab Jesu wird konkret: „ Was darf ich dir tun?“. Wenn wir Leid, Schmerz und Verlust auszuhalten haben, dann sind Menschen für uns ein Segen, die mit uns mitfühlen. Tragend werden dann die Aussagen: „ Ich bin für Dich jetzt da“ oder „ Ich versuche dich zu verstehen und ich fühle mit dir in deinem Schmerz“. Bedenken wir, dass das schlichte Halten des Trauernden lindernd wirkt. Diese Solidarität hat Jesus stets gelebt. Zumal wir an einen Gott glauben dürfen, der selbst Schmerz kennt.
Jesus Christus ist solidarisch und mitfühlend in unseren schmerzlichen Etappen des Lebens, da er selbst die dunkelsten Abstiege durchschritten hat. Diese mitfühlende Kompetenz Gottes hat einen österlichen Schimmer, wenn wir dann bewusst an Ostern singen werden: „Christ will unser Trost sein, Kyrieleis“.
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am Dienstag der Ersten Fastenwoche (28.02.2023)
ImpulsArme bewirten.
Nackte bekleiden.
Kranke besuchen.
(RB 4,14-16)
In diesen drei „Werkzeugen“ der geistlichen Kunst gibt die Benediktsregel klare Hilfen, wie Nächstenliebe konkret wird. Die Fastenzeit lädt uns Christen ein, Gott neu zu begegnen. Der Dienst an den Armen, den Nackten und den Kranken ist nicht nur eine helfend menschliche und solidarische Tat, sondern Gottesdienst. In den Armen, den Nackten und den Kranken begegnen wir Christus selbst. Christus ist immer, besonders an den menschlichen Rändern, präsent. Der Dienst an den Armen und Kranken ist eine Nagelprobe, ob wir mit unserer Nachfolge ernst machen. Die Regel Benedikts will als klare Parallele zum Matthäusevangelium (Mt 25) verstanden werden. Der Dienst an den Armen und Kranken ist Dienst an Christus.
Unser Wort sei Tat!
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am Montag der Ersten Fastenwoche (27.02.2023)
ImpulsSich Genüssen nicht hingeben. Das Fasten lieben. (RB 4,12-13)
Was kann ich genießen?
Und: Kann ich überhaupt noch genießen?
Ist es dazu nicht notwendig, auch einmal Dinge zu lassen – „zu fasten“? Mich nicht mit allem Möglichen zuzustopfen… Um so meine tiefsten Sehnsüchte noch wahrzunehmen, auszuhalten…
Und wie sieht es mit meiner Fähigkeit aus, mich ganz hinzugeben? Einer Sache, einem Menschen, Gott…? Kann ich mich loslassen – oder ist die Angst zu groß, mich zu verlieren?
Oder gebe ich mich nur „Genüssen“ hin, um nicht zum Eigentlichen zu kommen?
Auch mit diesen beiden Werkzeugen will uns Benedikt in die Tiefe, auf den Grund unseres Lebens führen. Und auch hier letztlich die Frage: Worauf baue ich?
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Ersten Fastensonntag (26.02.2023)
ImpulsSich selbst verleugnen, um Christus zu folgen. Den Leib in Zucht nehmen. (RB 4,10-11)
Spätestens seit der Initiative „Out in Church“ bekomme ich bei dem geistlichen Werkzeug der Selbstverleugnung ein ungutes Gefühl. Machte diese Initiative doch gerade auf schmerzliche und beschämende Weise bewusst, wie der Druck, die eigene Identität oder sexuelle Orientierung nach außen hin (und zum Teil auch innerlich) immer wieder verleugnen zu müssen, Menschen krank und unglücklich macht.
Auch in der Rezeptionsgeschichte der Benediktsregel wurde noch im letzten Jahrhundert die Forderung nach Selbstverleugnung als wirksames Instrument geistlicher Macht genutzt, um Menschen klein zu halten, und als fromm klingende Ausrede, um Menschen gerade nicht in ihrer individuellen Persönlichkeitsentwicklung mit ihren Talenten und Begabungen zu fördern.
Das Wort der Selbstverleugnung geht auf die Aufrufe Jesu zur Nachfolge zurück (vgl. Mt 16,24 oder auch Lk 9,23): „…, um Christus zu folgen.“ Liest man diese Bibelstellen im Kontext, dann geht es Jesus um die Bereitschaft des Einzelnen, sich selbst mit Haut und Haar, also einfach ganz in die Nachfolge zu stellen.
Mit einer inneren Bereitschaft, die auch das Aushalten von Unverständnis und Ablehnung bei anderen bis hin zur Verfolgung nicht scheut.
Den Leib in Zucht zu nehmen ist in der Benediktsregel eine Form, wie sich die Nachfolge konkretisieren soll. Die Nachfolge Christi mit der eigenen, ganzen Person und mit jeder Faser meines Menschseins scheint mir hier der entscheidende Schlüssel zu sein: Denn wenn ich das ernst nehme, dann geht es natürlich nicht in erster Linie um mich, sondern um die Hinordnung auf Christus. So macht die Selbstverleugnung vielleicht Sinn.
Wirkliche Nachfolge ereignet sich aber vor allem aus einer freien Entscheidung heraus. Und die „Freiheit eines Christenmenschen“ macht eben auch aus, dass er sich selbst als Mensch mit all seinen guten und schlechten Seiten, seinen Talenten und Schwächen annehmen und lieben darf (und natürlich auch einschließlich seiner sexuellen Identität oder Orientierung), eben weil er sich als Mensch mit all seinen guten und schlechten Seiten, seinen Talenten und Schwächen, eben mit Haut und Haar in seinem Menschsein als von Gott angenommen und geliebt wissen darf.
P. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Samstag nach Aschermittwoch (25.02.2023)
ImpulsUnd keinem anderen antun,
was man nicht selbst erleiden möchte.
RB 4,9
Die „Goldene Regel“, die Benedikt bei den Werkzeugen der geistlichen Kunst einfügt, findet sich in fast allen Religionen und Kulturen, über die Jahrtausende hinweg. Und es ist ja auch die einfachste Formel, die ein gutes und friedliches Zusammenleben ermöglicht.
Die positive Wendung, die auch Jesus verkündet, ist vielleicht noch herausfordernder: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ (Mt 7,12) Ich gönne auch dem Anderen das, was ich ersehne, erwarte. Ich öffne mich für sie, achte ihre Eigenheiten und Bedürfnisse – wie meine. So wird aus Leben Begegnung.
Für die Juden und uns Christen hat diese „Goldene Regel“ einen besonderen Hintergrund: Als Ebenbilder Gottes, als seine Kinder, dürfen und müssen wir einander achten. Ja, auch die, die mir vielleicht nicht so liegen.
Und: Gottes eigenes Handeln an uns soll auch unser Handeln am Nächsten begründen: „„Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.“ (Lev 19,34)
Warum gelingt uns das alles so oft nicht?
Es könnte doch so leicht sein …
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Freitag nach Aschermittwoch (24.02.2023)
ImpulsRB 4 (Die Werkzeuge der geistlichen Kunst), V. 8
Alle Menschen ehren.
Die ersten Werkzeuge der geistlichen Kunst sind von den sog. Zehn Geboten inspiriert, dem Grundgesetz des jüdisch-christlichen Lebens. Interessant ist, dass Benedikt das vierte Gebot – „Vater und Mutter ehren“ – ausweitet auf „Alle Menschen ehren“. Das Gebot wird sozusagen universalisiert. Nicht mehr nur die Eltern, die eigenen Verwandten sollen geehrt werden, sondern alle Menschen. Die Begründung dazu findet sich im Gebot der Nächstenliebe, das uns am Anfang des Kapitels begegnet ist. Martin Buber übersetzt dieses Gebot folgendermaßen: „Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du.“ Das gemeinsame Menschsein ist die Basis für das Gebot, alle Menschen zu ehren.
Wohlgemerkt: es heißt, dass wir alle Menschen ehren sollen. Nicht lieben, denn das wäre wohl eine hoffnungslose Überforderung. Ich kann nicht allen Menschen in affektiver Liebe zugetan sein, auch denen, die es nicht gut mit mir meinen oder die mir unsympathisch sind. Ich kann aber versuchen, ihnen in Ehrfurcht zu begegnen, wenn ich mir in Erinnerung rufe, dass sie Menschen sind wie ich, dass wir verbunden sind durch das Band des Menschseins.
Heute ist der erste Jahrestag des Ukrainekrieges. Vielleicht kann uns dieses „Werkzeug“ eine Anleitung geben, wie Menschen in Frieden miteinander leben können. Indem sie sich als Kinder der einen Menschheitsfamilie begreifen und einander die Ehre erweisen, die auch Gott dem Menschen erwiesen ist – indem Er selbst Mensch geworden ist. Vielleicht ist dieser Grundsatz gerade für die Zeit nach dem Krieg wichtig, wenn es zu Verhandlungen kommt und Menschen, die einander bis aufs Blut bekämpft haben, wieder zusammenleben müssen. Für heute bleibt uns nur, inständig um Frieden zu beten.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Donnerstag nach Aschermittwoch (23.02.2023)
ImpulsRB 4 (Die Werkzeuge der geistlichen Kunst), V. 3-7
Du sollst nicht töten; nicht die Ehe brechen; nicht stehlen; nicht begehren; nicht falsch aussagen.
Was sollen solche Anforderungen für Mönche bedeuten? Es erklärt sich ja eigentlich von selbst, dass wir nicht töten, nicht die Ehe brechen, nicht stehlen usw.
Das 4. Kapitel der Benediktsregel ist auch eine Taufkatechese. Der Täufling bekam die wichtigsten christlichen Regeln auf diese Weise mitgeteilt. In der Osternacht feiern wir auch unsere ganz persönliche Tauferneuerung. Wir erinnern und erneuern unser Taufversprechen. In der Vorbereitung auf Ostern hin ist es hilfreich, sich mit den elementaren Fragen, was die Nachfolge Jesu für mich bedeutet, auseinanderzusetzen. Worte können verletzen und sogar töten; Treue muss ich auch in schwierigen Zeiten üben und nicht vorschnell aufgeben; mit dem, was ich habe, darf ich zufrieden sein. Ich bin eingeladen, Achtung vor dem Anderen, meinem Gegenüber zu haben und zu leben. Das sind in der Umkehrung Handlungsanweisungen, die ich mir immer wieder in Erinnerung rufen darf.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls an Aschermittwoch (22.02.2023)
ImpulsRB 4 (Die Werkzeuge der geistlichen Kunst), V. 1-2
Zuerst: Den Herrn, Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Dann: Den Nächsten lieben wie sich selbst.
Der Aschermittwoch beginnt mit einem besonderen Zeichen: dem Aschenkreuz. Das Aschenkreuz steht für Vergänglichkeit. Gleichzeitig ist dieses mahnende Zeichen ein Signal des inneren Aufwachens, einer klaren Bewusstwerdung und einer Mahnung, was wesentlich im Leben ist. Die Fastenzeit soll uns auf Ostern hin vorbereiten. Das Thema von Ostern ist Leben. Somit sind wir in diesen 40 Tagen eingeladen, inne zu halten und auf unser je eigenes Leben zu blicken. Der heilige Benedikt gibt uns zwei „Werkzeuge“ an die Hand, um über unser Leben zu reflektieren. Das Thema der Werkzeuge ist die Einheit von Gottes-, Selbst- und Nächstenliebe. Zu Beginn der Fastenzeit darf sich jeder bewusst machen, dass er Gottes geliebtes Kind ist. Unsere Antwort auf die Erstinitiative Gottes ist die Gottes-, Selbst- und Nächstenliebe. Wir dürfen uns fragen: Wie gestalte ich die liebende Beziehung zu meinem Gott? Wie gestalte ich aus der Gottesliebe heraus die Beziehung zu meinem Nächsten? Wie liebevoll gehe ich mit mir selber um?
Antworten auf diese Fragen, die eine Einheit bilden, wollen in dieser Fastenzeit in uns reifen.
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Fastenimpulse
Abtei, ImpulsAuch in diesem Jahr soll es wieder in der Fastenzeit Impulse aus der Abtei geben. Der hl. Benedikt schreibt in seiner Regel, dass jeder Mönch in der Fastenzeit ein „Buch aus der Bibliothek“ (gemeint ist ein Buch aus dem Kanon der Hl. Schrift) erhalten soll, das er von vorne bis hinten lesen soll (vgl. RB 48,15). Von diesem Satz ausgehend möchten wir Ihnen in diesem Jahr ein Kapitel unserer Ordensregel näherbringen, und zwar das 4. Kapitel, das mit „Werkzeuge der geistlichen Kunst“ überschrieben ist. Hier finden sich viele kleine Weisungen und Werkzeuge, „Tools“, die helfen können, das alltägliche Leben in der Nachfolge Jesu gut zu leben.
Wir werden an jedem Tag der Fastenzeit den Impuls auf unserer Website einstellen. Sie können aber auch die täglichen Impulse von Aschermittwoch bis Ostern täglich als E-Mail-Newsletter empfangen.
Impuls am Fest der Taufe des Herrn (8.1.2023)
ImpulsAngekommen und gesandt sein (Mt 3,13-17)
„Lass es nur zu!“
In der Taufe Jesu und in unserer je eigenen Taufe öffnet sich der Himmel über jedem Menschen. So spricht Gott zu uns Menschen: „Du, Mensch, bist mein ewig geliebtes Kind. Du bist meine geliebte Tochter, du bist mein geliebter Sohn.“ Wenn wir diese Zusage in unserem Wesensgrund annehmen, diese Zusage in unserer innersten Herzenskammer strahlt, dann sind wir bei uns selbst und bei Gott angekommen. Gottes geliebte Tochter und Gottes geliebter Sohn zu sein bildet ein inneres Fundament, welches uns in unserem Leben zu tragen vermag. Unsere Resonanz darauf ist, durch unser Leben dieses immer wieder neu durchzubuchstabieren. Unser innerer Auftrag ist es, Zeuge dieser Grundbejahung durch Gott zu sein und es heute in dieser Welt fruchtbar zu übersetzen. Wir schauen dann tiefer auf jeden Menschen, da Gottes Bejahung jeden von uns bewohnt. Diese Grundannahme und Bejahung durch Gott gleicht einem Bundesschluss, der nie mehr aufgekündigt wird: Lass es nur zu!
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls an Epiphanie (6.1.2023)
ImpulsAnkommen an der Krippe (Mt 2,1-12)
Mathematik ist eine Sprache, die eine besondere Welt zu beschreiben vermag. Sie kann aber auch Bilder für das Seelenleben eröffnen.
So fühlen wir Menschen uns manchmal so, wie die Mathematik einen „Strahl“ erklärt: es ist eine Linie, die an einem Punkt beginnt und sie streckt sich unbegrenzt aus. Definiert wird diese Linie allein durch 2 Punkte – mehr nicht. Sie geben die Position im Raum unverwechselbar an.
Wir sind unterwegs auf unserer Lebenslinie. Mitunter stellen wir uns die Frage, woher wir kommen. Mehr noch fragen wir aber, was das Ziel unseres Lebens sein könnte. Es ist die uralte Frage nach Herkunft und Zukunft.
Die Sterndeuter kennen diesen Zusammenhang aus einem größeren Kontext. Sie folgen einem Stern, einem Phänomen, das sie am Himmel beobachten. Der spiegelt sich in ihrer Seele wieder und die Bewegung beginnt. Ihre Deutung aus den tradierten Menschheitserfahrungen sagt, dass es ein Ziel geben muss, einen Fixpunkt auf den dahinfließenden Lebenslinien. Sie erwarten diesen Punkt als etwas ganz Großes, als Chance, als endgültigen Ankommen. Das ermutigt sie, die Reise intensiver zu beginnen, die Berge und Hürden zu überwinden, Gefahren zu meistern. Sie stellen sich der ständigen Herausforderung des Lebens: dem Warten, der Einseitigkeit, der frustrierten Langeweile.
Sie finden in der Tat einen ersten Anhalts-und Ausgangspunkt und wagen den Aufbruch. Als der Stern die Bewegung verliert und stillsteht, erwarten sie das große Ziel, die endgültige Ankunft, eine Heimat.
Sie finden aber wenig Endgültiges: ein Kind, eine Mutter, den Vater und das alles in erbärmlichen Umständen. Sie suchen einen Palast und finden einen Stall, sie schauen nach einem mächtigen König aus und erleben einen obdachlosen Asylanten. Sie sehnten sich nach Endgültigkeit und finden Vorübergang.
War der Weg vergeblich? Mit dem Bild aus der Mathematik würde ich sagen: Sie fanden den zweiten Koordinatenpunkt ihres Lebensweges. Er zeigt die Richtung eindeutig an. Ein so definierter Weg gibt mitunter mehr Halt, als das noch so großartige, aber immer menschengedachte Ziel.
Das Ziel unseres Lebens ist uns allen übrigens durchaus klar. Wir können es als Ende oder als Durchgang erwarten und haben es doch nie in der Hand. Den Weg dahin aber können wir suchen und ausrichten. Er fällt uns leichter, wenn wir zumindest eine Richtung verfolgen können.
P. Abraham Fischer OSB
Impuls am 5. Januar (5.1.2023)
ImpulsAnkommen aus dem Tod in das Leben
„Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind; denn wir lieben die Schwestern und Brüder. Wer nicht liebt, der bleibt im Tod.“
(1 Joh 3,11-21)
„Tod, wer bist du, Bruder – oder Feind?
Bist du, der uns vom Leben trennt – oder uns mit ihm vereint?“
Zeilen aus einem Lied von Siegfried Fietz.
Der Tod ist unausweichlich.
Nur die Frage nach Ort und Zeit und Umständen sind offen.
Und dann die Frage, die Fietz stellt:
Was ist denn der Tod für mich?
Macht er mir vor allem Angst, weil er mir auch das Letzte nimmt,
mich „nicht mehr mitspielen lässt?“ (Eckhard von Hirschhausen)
Oder ist er das Tor zu einem ganz anderen Leben,
ein Leben, auf das ich hoffen kann durch die Auferstehung Jesu?
Der Abschnitt aus dem 1. Johannesbrief
weitet diese Fragen aus – auf mein Leben heute!
Wenn wir glauben, „aus dem Tod in das Leben hinübergegangen“ zu sein:
merkt man mir das an?
Strahlt die Hoffnung in meinem Leben durch?
Ja, mehr noch:
prägt sie mein Denken und Handeln?
Das kann dann nur von Liebe geprägt sein!
„Wer nicht liebt, der bleibt im Tod.“
Also lasst uns leben – und lieben!
„Habt keine Angst vor dem Tod.
Und habt keine Angst vor dem Leben.“
(Wilhelm Willms)
P. Guido Hügen OSB
Impuls am 4. Januar (4.1.2023)
ImpulsAnkommen in der Entscheidung zwischen Sünde und Gerechtigkeit
Meine Kinder, lasst euch von niemandem in die Irre führen! Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie er gerecht ist. Wer die Sünde tut, stammt vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören. Jeder, der von Gott stammt, tut keine Sünde, weil Gottes Same in ihm bleibt, und er kann nicht sündigen, weil er von Gott stammt.
(1 Joh 3,7-10)
Bei dem heutigen Thema fällt mir mein Namenspatron ein, wie er mit seinen Gefährten dem Stern gefolgt ist, wie sie das göttliche Kind gefunden haben und es anbeten.
Auf ihrem Rückweg entscheiden sie sich bewusst für einen anderen Weg, denn im Traum wurden sie von einem Engel gewarnt, und sie wissen, welche Gefahr von König Herodes ausgeht, und daher werden sie nicht nochmals Herodes besuchen.
Angekommen, etwas Unbegreifliches, Unerwartetes vorgefunden haben, und dann gleich einen anderen Weg gehen müssen, ganz im Vertrauen auf das Neue.
Das klingt auch ein ganz wenig irre, was die drei Weisen da machen, dabei scheint es aber ja gerade aus der persönlichen Verirrung zu führen. Unbegreiflich, einen König in einer Krippe vorzufinden, und unerhört, ganz besonders im gastfreundlichen Orient, die Einladung eines amtlichen Königs auszuschlagen. Was ist auf dieser Reise mit ihnen geschehen?
Was wird auf unserer Reise geschehen?
Ganz egal, wo wir gerade hin aufbrechen, oder wo wir uns wiederfinden, da ist immer ein Stern. Nicht fern in irgendeiner Galaxis, sondern ganz in uns. Er zeigt uns den Weg, lässt etwas wachsen, und lehrt uns, dass im Urgrund von uns Menschen nichts Böses ist.
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am 3. Januar (3.1.2023)
ImpulsAnkommen als Kinder Gottes
Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. (1 Joh 3,1)
„In diesem Jahr schenken wir uns nichts.“ So sagen es viele Menschen, um auszudrücken, dass sie ihre Liebe und Zuneigung zueinander nicht von äußeren Geschenken, von materiellen Werten abhängig machen wollen. Und daran ist sicher auch viel Richtiges. Und es gibt auch den Fall, dass man mit vielen Geschenken etwas zu kompensieren versucht, z.B., einen Mangel an Zeit für die Kinder.
Nun erlebe ich es allerdings oft, dass Menschen, die den oben genannten Satz sagen, sich dann letztlich doch etwas schenken. Offenbar braucht die Liebe manchmal auch den äußeren Ausdruck.
Die Tradition, dass wir uns etwas schenken an Weihnachten, ist der äußere Ausdruck dessen, dass wir Beschenkte sind. Dass Gott uns an Weihnachten das große Geschenk seiner Liebe gemacht hat. Er hat uns seinen Sohn geschenkt – und uns dadurch zu Kindern Gottes gemacht. Er hat uns eine Würde geschenkt, die uns keiner mehr nehmen kann. Wenn wir uns das immer neu bewusst machen, dann macht es auch durchaus Sinn, dass wir uns gegenseitig etwas schenken – und unserer Liebe zueinander so einen Ausdruck zu geben versuchen…
Schauen Sie heute doch mal die Geschenke an, die Sie an Weihnachten bekommen haben, die Karten, die äußeren Zeichen. Und denken Sie dabei an den Menschen, der Ihnen das geschenkt hat. Spüren Sie die Liebe, die dahinterstehen mag. Und dann denken Sie an die Liebe, mit der Gott Sie liebt. Und füllen Sie sich langsam mit dieser Liebe an – mit jedem Atemzug…
P. Maurus Runge OSB
Impuls am 2. Januar (2.1.2023)
ImpulsAnkommen in der Wahrheit
Für euch gilt: Was ihr von Anfang an gehört habt, soll in euch bleiben; wenn das, was ihr von Anfang an gehört habt, in euch bleibt, dann bleibt ihr im Sohn und im Vater.
(1 Joh 2,24-25)
Das Wort Wahrheit kann in der inneren Vorstellung und der Erwartung manchmal sehr groß werden und ist dann fast nicht zu begreifen. Dabei muss Wahrheit nicht immer ein großes, ideales Gebäude sein. Wahrheit kann auch sein, dass wir einfach einmal mit uns selbst ganz ehrlich sind und uns fragen, wie es uns gerade wirklich geht.
Sind wir erschöpft, oder können wir Bäume ausreißen? Jetzt am Anfang des neuen Jahres ist ein guter Zeitpunkt, einmal eine eigene Bestandsaufnahme zu machen und in die Innenschau zu gehen. Vielleicht unser System sogar zu resetten, wenn wir es für nötig halten.
„Ruhe ist für die Seele der Anfang der Reinigung“, sagt der Mönch und Kirchenvater Basilius, dessen Gedenken heute gefeiert wird. In der Ruhe finden wir zu uns, und können uns selbst auch nicht mehr so viel vormachen.
Die Natur zeigt uns gerade sehr viel in ihrer Kargheit. Die Tage werden wieder länger und etwas heller, aber die Natur selbst erreicht gerade ihren ruhigsten Punkt. Aber im Verborgenen sammelt sie Kraft, der Anfang ist gemacht, und das, was da kommen wird, können wir erahnen oder in der einen oder anderen Knospe schon sehen.
Der Jesuit und Meditationslehrer Franz Jalics hat einmal gesagt, die Natur ist unser größter Lehrmeister. Und er meinte damit ganz konkret eine Übung, die uns beim Stillwerden helfen kann. Es lohnt sich, einfach in die Natur zu gehen und das wahrzunehmen, was uns dort begegnet, es nicht gleich mit unserem Kopf zu hinterfragen. Ganz wie ein Kind in das sinnliche Erleben gehen. Diese Übung kann uns helfen, leicht runterzukommen, aber wir werden auch beschenkt, und es kann passieren, dass uns etwas tief innerlich trifft. Im Wahrnehmen erleben wir Wahrheit. Ganz leicht, tief aus einer gesammelten Kraft, und sie beschenkt uns ganz still.
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls an Neujahr (1.1.2023)
ImpulsAnkommen im neuen Jahr – Ihr sollt ein Segen sein!
Der Herr segne und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. (4 Mose 6, 24-26)
Diesen Segen bekommen wir in der Lesung zugesprochen. Zunächst einmal kommt der Segen über uns von Gott her. Segnen heißt im lateinischen benedicere. Gutheißung. Wir Menschen sind von Gott Gutgeheißene. Nicht nur einige Menschen, sondern alle Menschen. Egal welcher Hautfarbe, welchen Alters, welchen Geschlechtes und auch welcher sexuellen Orientierung. Schon in der Schöpfungsgeschichte heißt es nach jedem Schöpfungstag: Und Gott sah, dass es gut war. Was also Gott gutgeheißen hat, dürfen wir nicht schlechtreden.
Wir sind von Gott gewollte Menschen. Sehe ich mich selber so? Heiße ich mich gut? Habe ich eine Freude an mir?
Und mein Nächster in Familie oder Freundeskreis? In Gemeinschaft oder am Arbeitsplatz? Gestehe ich dem Anderen zu, auch ein von Gott Gesegneter zu sein?
Mein Neujahrsvorsatz ist: Ich möchte mich selbst als von Gott Gesegneter sehen und diese Zusage für andere fruchtbar machen. Ich möchte zum Segen für die Menschen sein, denen ich in diesem Jahr begegnen werde. Dann kann wenigstens im Kleinen ein wenig Frieden werden, der uns im Segen zugesagt wird.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls an Silvester (31.12.2022)
ImpulsAnkommen und Abschied nehmen
Erfüllung und Verheißung gehören einander. Und bezüglich des Inhaltes sind sie sogar gleichgeboren. Und doch scheinen sie sich oft so weit von einander zu entfernen, nimmt man einmal die Zeiträume, die sich zwischen Erfüllung und Verheißung auftun. Je umfassender die Verheißung, desto älter wird sie. Oft müssen die Herzen vieler Generationen sie reifen lassen, bis sich Erfüllung schenkt. Doch darin sind die Seelen der Menschen in der Tiefe verbunden. Jene Urverheißung, dass es gut sei und gut werde und die Sehnsucht nach Erfüllung im Grunde des Menschseins. Erfüllung meint dann nicht Dingliches, wie das Ansammeln von Gütern, das Horten von Erfolg oder jenes Vermessen der Welt, das wir Wissen nennen. Erfüllung meint hier mehr, als das Wort sagen kann. Es ist die Sehnsucht und das Bestreben, innerlich und äußerlich eins zu werden, die Widerstreite auszusöhnen. Erfüllung ist dann Heimkehr der entfremdeten Seele, Hoffnung der wandernden Weltzeit. Sie bleibt kostbar und flüchtig. Eben nicht zu machen, nicht zu halten, unerzeugt klopft sie zu ihrer Zeit an.
Erfüllung stellt sich von woandersher ein und ihre Mitte ist im Grunde Gebet des Herzens. Darin kann Erfüllung gelungene Zukunft ebenso einfordern wie geheilte Vergangenheit. Ihr letzter Ursprung ist das Gott-Mensch-Verhältnis vor aller Zeit. Sie kommt aus jener Ewigkeit und leitet uns fort dorthin. Übergang von Verheißung zu Erfüllung ist Augenblick. Auf unseren Zeitlinien nur ein Punkt – in unseren Herzen und Erleben Riesenräume – öffnen sich im Augenblick, der uns in uns die Tiefe, die Weite und die Fülle der Ewigkeit aufblitzen lässt.
Betrachtung der Zeit von Andreas Gryphius
Mein sind die Jahre nicht,
die mir die Zeit genommen;
mein sind die Jahre nicht,
die etwa möchten kommen;
der Augenblick ist mein,
und den nehm ich in Acht.
‚So ist der mein,
der Jahr und Ewigkeit gemacht.
P. Abraham Fischer OSB
Impuls am 30. Dezember (30.12.2022)
ImpulsAnkommen und in Frieden scheiden – Simeon und Hanna (Lk 2,22-40)
Die beiden alten Menschen Simeon und Hanna – sie haben als gläubige Juden ein Leben lang auf das Kommen des Messias gewartet. Und nun erkennen sie in Jesus Christus diesen Messias, den Retter, die Sehnsucht ihres langen Lebens. Diese Begegnung befriedet sie, und sie können gehen, weil sie ihr Lebensziel erreicht haben. „Nun lässt du, o Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen…“ – so betet Simeon. Diese Begebenheit, von der das Lukasevangelium berichtet, lässt zwei Fragen in mir wach werden:
Worauf warte ich noch in meinem Leben?
und
Was befriedet mich in der Tiefe meiner Seele?
Vielleicht kann diese Zeit zwischen den Jahren mir etwas Raum geben, dem auf die Spur zu kommen.
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am 29. Dezember (29.12.2022)
ImpulsAnkommen mit guten Freunden
Als David aufgehört hatte, mit Saul zu reden, verband sich das Herz Jonatans mit dem Herzen Davids, und Jonatan gewann ihn lieb wie sein eigenes Leben. (1 Sam 18,1)
Eine der schönsten Freundschaftsgeschichten der Hl. Schrift ist die Erzählung der Freundschaft zwischen David und Jonatan, die im Ersten Buch Samuel (Kap. 18-20) erzählt wird. David und Jonatan könnten unterschiedlicher nicht sein – der eine der Emporkömmling, der mit seiner Steinschleuder den Kämpfer Goliat getötet hat, der andere der Sohn des Königs Saul, aus vornehmem Hause. „Das Herz Jonatans verband sich mit dem Herzen Davids, und Jonatan gewann ihn lieb wie sein eigenes Leben“, so übersetzt Luther den Beginn dieser Freundschaft – einer Freundschaft, die sich bewährt in der Gefahr und selbst stärker ist als der Tod, wie die bewegende Totenklage Davids auf den im Kampf gefallenen Jonatan zum Ausdruck bringt.
Der Mensch ist das Wesen, das der Freundschaft fähig ist. Jeder, der einen guten Freund, eine gute Freundin hat, weiß, dass Freundschaft etwas ist, das wir nicht machen können, sondern das uns geschenkt wird. Wenn Sie einmal überlegen, wen Sie als wahren Freund bezeichnen würden, so werden Sie wohl nicht auf viele Menschen kommen. Freundschaft ist ein kostbares, seltenes Geschenk.
Die sog. Freundschaftsikone „Christus begegnet seinem Freund Menas“ zeigt uns Jesus Christus als Freund. Teresa von Avila beschreibt das Gebet als das Reden mit einem Freund. Ihm darf ich alles erzählen, was mich bewegt. Christus und Menas, die beiden Freunde, werden auf der Ikone als Ebenbürtige dargestellt. Sie schauen in die gleiche Richtung, dem Ziel entgegen. Jeder, der auf seinem Weg einen guten Freund neben sich hat, wird merken, dass der Weg viel leichter zu bewältigen ist. Gemeinsam kommen wir am Ziel an.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Fest der Unschuldigen Kinder (28.12.2022)
ImpulsAnkommen auf Umwegen
Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem heutigen Fest der unschuldigen Kinder schwertue. Einerseits ist es ein sehr altes Fest, bekannt seit dem 6. Jahrhundert, andererseits ist der Kindermord von Bethlehem nicht historisch belegt, und wohl eine Fiktion aus antiken Tagen.
Hinzu kommt dann auch noch, dass wir ja mittlerweile wissen, dass der Schutz der Kinder in unserer Kirche oft eigentlich mehr Fassade war als wirkliches Herzensanliegen.
Beim Nachdenken über den heutigen Tag sehe ich die Bilder von Gräberfeldern aus Kanada vor mir, die in diesem Jahr durch die Medien gegangen sind. Gräber von indigenen Kindern, die in katholischen Kinderheimen ums Leben gekommen sind, weil man sich nicht wirklich fürsorglich um sie gekümmert hat, und die dann einfach anonym und heimlich verscharrt wurden. Nur ein Fall von vielen Missbräuchen, die alleine in diesem Jahr ans Licht gekommen sind.
Ein arabisches Sprichwort sagt: Die Wahrheit wird euch finden.
Und in dieser Weisheit steckt viel Wahrheit. Denn die Wahrheit ist nur dadurch ans Licht gekommen, weil die Betroffenen mutig und beharrlich waren. Oft hat das sehr lange gedauert, und ihr Leben hat viele schmerzliche, traumatische Wege genommen.
Aber den geraden Weg verlieren, Umwege gehen, abstürzen, nicht mehr können – kann zum Licht führen.
Scheinheiligkeit dagegen nie.
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am Fest des hl. Johannes (27.12.2022)
ImpulsAnkommen in der Liebe
Dies ist der Jünger, der all das bezeugt und aufgeschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. (Joh 21,24)
Der Evangelist Johannes wurde häufig mit dem Jünger identifiziert, den Jesus liebte: Dem obigen Zitat aus dem sogenannten Zweiten Schluss des Evangeliums geht nämlich unmittelbar voraus, dass Petrus sich umwendet und den Jünger sieht, den Jesus liebte und daraufhin den Herrn fragt: „Herr, was wird denn mit ihm?“ Neben der Frage, wer genau eigentlich der Verfasser des Johannesevangeliums ist, beschäftigte die Leser dieses Evangeliums auch immer schon die Frage, wer denn dieser Jünger sei, den Jesus liebte. Seine Anonymität, seine ehrenvolle Bezeichnung und seine Idealisierung – all das trägt zu der geheimnisvollen Aura bei, die diesen Jünger umgibt. Die Frage nach seiner Identität ist bis heute nicht verstummt, aber auch noch nicht beantwortet. Unabhängig davon berührt es mich aber immer wieder neu, dass auch Jesus tief empfundene Freundschaft kannte und dieser Jünger ihm offenbar viel bedeutete. Das Thema Freundschaft zieht sich wie ein roter Faden durch das Johannesevangelium: Gott, der die Welt so sehr liebt, dass er Mensch wird und seinen Sohn in die Welt sendet, um sie zu erlösen. Jesus, der sein Leben für seine Freunde hingibt, um sie zu retten und der schließlich zu seinen Jüngern sagt: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“ (Joh 15,15)
Freundschaft gehört sicher zu den wichtigsten und schönsten Erfahrungen im Leben und ist eine gute Gabe und ein Geschenk Gottes. Und sie ist ein Widerschein der tiefen Liebe und Freundschaft, die Gott zum Menschen hat und die so tief war, dass er dem Menschen ganz nahe kommen wollte: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1,14)
P. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Fest des hl. Stephanus (26.12.2022)
ImpulsAnkommen durch das Leid
Wie ein Fremdkörper scheint das Fest des heiligen Stephanus inmitten der weihnachtlichen Feierlichkeit aufzurütteln. Und doch hält die Kirche an diesem Termin fest, wissend um die Bedeutung des darin aufscheinenden Geheimnisses. Es ist der Gedenktag einer schrecklichen gewalttätigen Ermordung, kirchengeschichtlich die erste überlieferte nach der Hinrichtung Jesu.
Das ist der Ernstfall christlichen Lebens. An ihm bewährt sich die Antwort des Glaubens an die den Tod überwindende Macht der Auferstehung Christi. Alle Steine der Menschenverachtung und alle Steine der Grausamkeiten gegen Menschen fragen uns nämlich, wie weit uns Weihnachten wirklich trägt.
Gerade weil Kriege und Folter, Geiselnahme und Vergeltung gestern an Weihnachten keine Pause machten, müssen wir uns wie Kain seinerzeit fragen lassen: Wo ist Dein Bruder Abel?
Mit der Stephanusgeschichte bricht Ostern in die Weihnachtszeit ein. Nicht umsonst hören wir die Worte, die Jesus am Kreuz in letzter Todesnot rief: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!
Stephanus zeigt, dass Weihnachten trägt, er vergewissert uns, dass das Geheimnis der heiligen Nacht Hoffnung für die reale Welt schenkt. Diese besteht darin, dass allen, auch den schwersten Sündern Vergebung angeboten wird. Der Tod des Stephanus macht deutlich, dass Menschen über sich hinauswachsen und dass auch in der Vernichtung noch ein Funke von Heil möglich sein kann.
Stephanus zeigt uns das Modell der Vergebung schlechthin: Nicht wir Menschen sind es, die richten und urteilen, sondern er betet noch im Tod für seine Verfolger. So erfüllt er das Gebot der Feindesliebe. Im Ernstfall des Glaubens, in der Verfolgung und in der Dunkelheit an Gott festhalten und das ganze Vertrauen auf ihn setzen, das ist die Mahnung seines Todes.
Es ist der Zusammenhang von Herkunft und Zukunft, der am hoffnungsvollen Sterben des Stephanus aufscheint. Stephanus wird in der Zeit höchster Not die Verheißung eines offenen Himmels zuteil, aus der Kraft des Höchsten ist er bereit, das Letzte – selbst sein Leben – hinzugeben. Als die Steine auf ihn treffen, betet er. Die Vision vergewissert ihm seine Herkunft und bestärkt die Hoffnung für die Zukunft.
P. Abraham Fischer OSB
Impuls an Weihnachten (25.12.2022)
ImpulsGott kommt auf der Erde an
„Weihnachten zwischen Skepsis und Sehnsucht“. So lautet der Untertitel eines kleinen Büchleins des Freiburger Theologen Magnus Striet, in dem er versucht, die Weihnachtsbotschaft für suchende und vor allem zweifelnde Menschen heute neu auszubuchstabieren.
„Zwischen Skepsis und Sehnsucht“. In diesem Jahr treffen diese Worte ganz besonders mein Empfinden. Skepsis angesichts einer Welt, wo so vieles im Argen liegt, wo Menschen in Krieg, Terror und Gewalt verstrickt sind, wo Gesellschaft sich spaltet und Meinungsverschiedenheiten sich zu oft in Gewalt entladen, wo auch in der Kirche Menschen sich über die Lösungen aus den vielfältigen, auch hausgemachten Krisen entfremden. Kann man angesichts all dessen noch Weihnachten feiern?
Und doch spüre ich auch eine Sehnsucht in mir, die trotz, vielleicht auch wegen aller Skepsis größer wird: die Sehnsucht, dass doch etwas dran sei an dieser unglaublichen Botschaft, dass Gott selbst Mensch wird, als Mensch sich gemein macht mit den Zuständen auf dieser Erde. Die Sehnsucht nach einer heilen Welt, die gerade an Weihnachten aufkommt, wenn wir uns an die Weihnachtstage unserer Kindheit erinnern. Die Sehnsucht, dass vielleicht noch nicht alles verloren ist in unserer Welt, in unserer Kirche, in meinem Leben.
„Gott kommt auf der Erde an“ – so ist dieser Impuls überschrieben. Nicht: Gott ist angekommen. Sondern: Gott kommt auf der Erde an. Er ist im Kommen. Er ist angekommen da, wo ich ihn empfange in den Menschen, die Hilfe brauchen. Er ist angekommen, wo ich Menschen ernst nehme in ihrer Würde und sie willkommen heiße. Er ist angekommen da, wo ein Licht die Dunkelheit erhellt.
Aber auch das gilt: Er ist noch nicht ganz angekommen, wo Menschen immer noch leiden. Er ist noch nicht angekommen, wo Menschen die Würde ihrer Mitmenschen mit Füßen treten. Er ist noch nicht angekommen, wo die Finsternis das Licht auslöscht. Er ist im Kommen, ja, und wir vertrauen, dass sein Kommen unaufhaltsam ist. Aber er ist noch nicht ganz da. So viel Ehrlichkeit schulden wir den Menschen, die im Dunkeln sind.
In dieser Spannung leben wir. Gerade heute an Weihnachten. Es liegt auch an mir, ob Gott auf der Erde, auf meiner persönlichen Erde schon angekommen ist oder ob er noch im Kommen ist.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, auch im Namen meiner Brüder, gesegnete Weihnachtstage mit der Erfahrung, dass Gott bei Ihnen ankommt und eingelassen wird.
P. Maurus Runge OSB
Impuls an Heiligabend (24.12.2022)
ImpulsZwischen Aufbrechen und Ankommen
Es begab sich aber zu der Zeit lange vor unserer Zeit
Der Mann
Die Frau
Das Paar
Gemeinsam – Unterwegs
Aufbrechen und suchen und ringen und langsam vortasten
Wie alle, die in ihren Zeiten aufgebrochen sind
Wie alle auf dem Weg wünscht sich das Paar endlich anzukommen
Ein Kommen und Gehen
Ein Hoffen und Vertrauen
Ein Empfangen und Schenken
Ein Erlösen und Befreien
Weg – Wüste – Wirrnis
Übers Gebirg geht die schwangere Maria nicht zu Elisabeth
Ungewisse Wege gehen und keine vertraute Heimsuchung
Übers Gebirg geht die hochschwangere Maria mit Josef nach Bethlehem
Aufgebrochen schutzlos durch die dunkeln Nächte
Ein Weg voller Dornen durch die Todeswälder der Welt
Aufgebrochen hilflos gegenüber der Gefahr der Straße
Ein Weg voller Steine über die Schmerzenstäler der Welt
Ein Kommen und Gehen
Ein Hoffen und Vertrauen
Ein Empfangen und Schenken
Ein Erlösen und Befreien
Aufgebrochen im Glauben auf die Worte des Engels
Aufgebrochen in der Liebe, die Herzen öffnen kann
Aufgebrochen in der Hoffnung auf die Erlösung
Angekommen mit Glauben, der ein Weg zum Leben ist
Angekommen mit Liebe, die die Herzen weit werden lässt
Angekommen mit Hoffnung, die als Licht die Finsternis erhellt
Maria und Josef – Aufgebrochen im Gestern
Maria und Josef – Ankommen im Heute
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am 23. Dezember (23.12.2022)
ImpulsAufbrechen zum Immanuel – Gott-mit-uns
O Immanuel, unser König und Lehrer,
du Hoffnung und Heiland der Völker:
o komm, eile und schaffe uns Hilfe,
du unser Herr und unser Gott!
(O-Antiphon vom 23. Dezember)
Die letzte O-Antiphon am 23. Dezember besingt den Gott mit uns. Die Sehnsucht der Propheten war es, dass Gott seinem Geschöpf absolut und konkret nahe kommt. An Weihnachten begehen wir, dass Gott Mensch wird. Für uns erfüllt sich das prophetische Zeichen in der Gottesgeburt. Unser Gott ist Beziehung. Dieser Gott will in einer steten Bezogenheitsqualität zum Menschen stehen. Näher konnte Gott uns nicht kommen, als selbst Mensch zu werden. Viele heutige Menschen quält die Erfahrung von Einsamkeit. Wir dürfen uns deshalb neu ins Bewusstsein führen, dass Gott immer um uns und in uns ankommen möchte. Unsere Existenz bekommt durch das Geheimnis des „Gott mit uns“ eine tiefe neue Dimension. Da wir immer somit mit Gott Verbundende sind und bleiben, sind wir letztlich nimmermehr in der Tiefe unseres Herzens einsam. Diese Dimension schafft Hoffnung auf Licht in Dunkelheit und birgt Heilungspotential in sich.
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am 22. Dezember (22.12.2022)
ImpulsGroße Anrufung
O König aller Völker, ihre Erwartung und Sehnsucht;
Schlussstein, der alles zusammenhält:
O komm und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet. (O-Antiphon vom 22. Dezember)
Angenommen, es stimmte tatsächlich,
dass die Menschen, die Völker und Staaten sich nichts sehnlichster wünschten als den gottgesandten demütigen Jesus zum König zu haben – dann wäre endgültig Friede auf dieser Erde.
Mir ist natürlich klar, dass sich die meisten Menschen kaum vorstellen könnten, Jesus von Nazareth zum König haben zu wollen. Das ist unrealistisch.
Aber angenommen, es gibt irgendwo im Menschen die Erwartung und Sehnsucht nach einer Gestalt, die das bleibend Gute verkörpert, sich nicht korrumpieren lässt von Machtgier und Größenwahn, sondern allen Geschöpfen dieser Welt Recht verschafft, die im Einklang mit dem göttlichen Ursprung und der kosmischen Harmonie ist und wie ein Schlussstein alles zusammenhält. Und es läge allein an unsrer Blindheit, den König aller Völker zu übersehen.
Angenommen, er wäre schon unterwegs zu uns. Wir bräuchten ihn nur zu erwarten.
Im Advent fragen wir uns, welche Sehnsucht in uns steckt. Wonach strecken wir uns aus?
Wo wollen wir hin? Welcher Wunsch lässt uns nicht los?
Die O-Antiphon ist eine große Anrufung: mit allen, die sie singen oder beten, rufen wir aus:
Komm, Du alles zusammenhaltende Kraft,
lass es geschehen, dass Du auch in diesem Jahr von neuem zur Welt kommst,
hinein in verschüttete Bunker,
hinein in unser Inneres, in unsere Sehnsucht und Erwartung.
Komm und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet.
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am 21. Dezember (21.12.2022)
ImpulsAufbrechen zum Morgenstern
O Morgenstern, Glanz des unversehrten Lichtes,
der Gerechtigkeit strahlende Sonne:
komm und erleuchte,
die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes. (O-Antiphon zum 21. Dezember)
Neben Sonne und Mond sind Morgenstern und Abendstern
wohl die bedeutsamsten Einzelobjekte am Himmel.
Der Morgenstern ist das hellste vor dem Sonnenaufgang
erscheinende Gestirn am Himmel.
Φωσφόρος, Lichtträger, nannten es die alten Griechen.
Mit ihm begann die Dämmerung, der neue Tag.
Wenn wir Christus als den Morgenstern anrufen,
meinen wir genau das für unser Leben:
mit IHM beginnt Neues, wird es Licht.
Ganz augenfällig im Geschehen von Weihnachten.
In einem Lied von Albert Frey heißt es:
Der wahre Morgenstern, er ist
Aufgegangen
Der Erlöser ist hier
Gott wird Mensch,
wird in Jesus zum Erlöser,
bringt Licht in unsere auch gerade wieder dunkle Zeit,
will Hoffnung machen:
Meine Seele singe
Denn die Nacht ist vorbei
Mach dich auf und bringe
Deinem Gott Lob und Preis
Alle Schöpfung juble
Wenn der Tag nun anbricht
Gottes Töchter und Söhne
Strahlen in seinem Licht
Doch das Lied weitet den Blick
an das Ende des irdischen Lebens Jesu.
Dort wird ER zum ganz neuen Morgenstern:
Ich weiß das Jesus lebt
Er ist auferstanden
Und er lebt auch in mir
Lebt auch in mir
Die Verheißung des Advents,
dass der Glanz des unversehrten Lichtes,
der Gerechtigkeit strahlende Sonne
erscheinen wird,
darf und soll auch uns erleuchten:
SEIN Leben ist längst in mir,
will auch mich hell machen
– auch für die Menschen um mich herum!
P. Guido Hügen OSB
Eine Version des Liedes mit der Women-For-Women-Projekt-Band finden Sie hier:
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Impuls am 20. Dezember (20.12.2022)
ImpulsAufbrechen zum Öffnen
O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel – du öffnest, und niemand kann schließen, du schließt, und keine Macht vermag zu öffnen: o komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fessel des Todes! (O-Antiphon vom 20. Dezember)
Schlüssel, da fallen mir viele Geschichten aus meinen Kindertagen ein. Zum Beispiel „Das kleine Gespenst“ des wunderbaren Kinderbuchautors Otfried Preußler. Das kleine Gespenst lebt auf der Burg Eulenstein. Sein bester Freund ist ein Uhu namens Schuhu. Mit einem Schlüsselbund mit 13 Schlüsseln kann das kleine Gespenst durch einfaches Schütteln alles, was es will, ohne Berührung öffnen, egal ob Türen, Fenster oder Truhen. Toll! Wer möchte nicht so einen Schlüsselbund mit 13 Schlüsseln, mit denen man jederzeit öffnen und schließen kann! Und ob es doch so gut wäre? Und dann fällt mir noch das Märchen „Der goldene Schlüssel“ von den Brüdern Grimm ein. Advenstzeit ist auch Märchenzeit. Darum gönnen Sie sich doch heute mal dieses alte Märchen:
„Zur Winterszeit, als einmal ein tiefer Schnee lag, musste ein armer Junge hinausgehen und Holz auf einem Schlitten holen. Wie er es nun zusammengesucht und aufgeladen hatte, wollte er, weil er so erfroren war, noch nicht nach Haus gehen, sondern erst Feuer anmachen und sich ein bisschen wärmen. Da scharrte er den Schnee weg, und wie er so den Erdboden aufräumte, fand er einen kleinen goldenen Schlüssel. Nun glaubte er, wo der Schlüssel wäre, müsste auch das Schloss dazu sein, grub in der Erde und fand ein eisernes Kästchen. Wenn der Schlüssel nur passt, dachte er, es sind gewiss kostbare Sachen in dem Kästchen. Er suchte, aber es war kein Schlüsselloch da, endlich entdeckte er eins, aber so klein, dass man es kaum sehen konnte. Er probierte, und der Schlüssel passte glücklich. Da drehte er einmal herum, und nun müssen wir warten, bis er vollends aufgeschlossen, und den Deckel aufgemacht hat, dann werden wir erfahren, was für wunderbare Sachen in dem Kästchen lagen.“ (Jakob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen, Band 3)
In der Bibel ist die Rede vom „Schlüssel Davids“. Dieser wird mit Jesus gleichgesetzt. Er soll die verschlossenen Türen öffnen. Und so wird Jesus in der heutigen O-Antiphon mit „O Schlüssel Davids“ angerufen. Jesus – der Schlüssel zu unserem Leben. Er schließt die Tür des Lebens und der Liebe auf. Wenn wir in unserer Dunkelheit gefangen sitzen, dann will Jesus uns die Tür des Lichtes aufmachen. Wenn wir in unserer Traurigkeit nach Freude hungern, dann will Jesus uns die Tür des Brotes des Lebens aufsperren. Wenn wir in unserer alltäglichen Hektik fast verdursten, dann will Jesus uns die Tür mit dem Wasser des Lebens aufschließen. Wenn wir im Tal der Tränen gefangen sitzen, dann will Jesus uns die Tür der Barmherzigkeit öffnen. An Weihnachten selber öffnet Gott die uralten Pforten und Tore und Türen der Welt, damit der König der Ehre in unsere Herzen einziehe. Wenn wir den Herz.Schlüssel in unserem Herzen umdrehen und in unsere Herzen hören, dann erfahren wir was für ein wunderbarer Schatz in unserem Herzen ankommen will: Christus!
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am 19. Dezember (19.12.2022)
ImpulsAufbrechen zur Wurzel
O Spross aus Isais Wurzel, gesetzt zum Zeichen für die Völker – vor dir verstummen die Herrscher der Erde, dich flehen an die Völker: o komm und errette uns, erhebe dich, säume nicht länger! (O-Antiphon vom 19.12.)
Diejenigen, die es schon einmal beim Zahnarzt erlebt haben, wissen es: eine Wurzelbehandlung kann ziemlich unangenehm sein. Sie geht richtig in die Tiefe, an die Wurzel, und bringt manchen Schmerz mit sich.
Derjenige, den wir in diesen Tagen erwarten, Jesus Christus, er geht an die Wurzeln unseres Lebens – und das ist nicht gerade angenehm. „Kehrt um!“ – so Jesu erstes öffentliches Wort. Und schon sein Vorläufer Johannes, von dem wir in diesen Tagen des Adventes immer wieder hören, will uns deutlich machen, dass es so nicht weitergeht. Dass wir nicht einfach so weitermachen können, als sei nichts passiert. Vielleicht hat diese Botschaft ja in diesem Jahr die Chance, uns wachzurütteln. Denn das dürfte uns doch allen klar sein: so geht es nicht weiter. Egal in welche Lebensbereiche wir schauen.
In solchen Lebenssituationen kann es gut sein, an die Wurzeln zu gehen. Was will ich denn eigentlich mit und in diesem Leben? Und als Gläubige: Wieso gibt es uns denn als christliche Gemeinschaft? Und: wieso folgen wir eigentlich nach 2000 Jahren immer noch diesem Jesus?
Gehen wir an die Wurzeln, damit wir das Alte, was gut war, retten können und damit auch Neues wachsen kann.
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Vierten Adventssonntag (18.12.2022)
ImpulsAufbrechen zum Adonai
O Adonai,
Herr und Führer des Hauses Israel –
im flammenden Dornbusch bist du dem Mose erschienen
und hast ihm auf dem Berg das Gesetz gegeben:
o komm und befreie uns
mit deinem starken Arm (O-Antiphon vom 18. Dezember)
Am heutigen Sonntag werden gleich zweimal Kerzen entzündet werden, einerseits zum vierten Advent, und heute Abend zu Beginn des jüdischen Chanukka-Festes.
Das jüdische Lichterfest, das von heute bis zum 26. Dezember gefeiert wird, erinnert an die Einweihung des Tempels von Jerusalem und an das Wunder des Tempelleuchters, der acht Tage lang ohne das nötige geweihte Öl brannte.
Mit „O Adonai“ werden wir dann heute Abend in der Vesper die zweite O-Antiphon anstimmen. Das staunende O geleitet uns jetzt täglich auf den Weg bis in die Heilige Nacht.
Adonai ist im Jüdischen die Umschreibung für den Namen Gottes. Der Name Gottes ist bei den Juden so heilig, dass man ihn aus Respekt und Ehrfurcht nicht aussprechen soll.
Diese Regel um das Geheimnis Gottes reicht bis in die frühesten Tage des Judentums zurück und ist doch erstaunlich auch ganz im Heute. Zeigt sie uns doch die unendliche Weite und die Unfassbarkeit Gottes.
Gott ist etwas, das unser Denken und unsere Vorstellungen sprengt.
Und was bleibt, wenn wir mit unseren Erwartungen und Vorstellungen nicht mehr weiterkommen?
Als Gott Moses im brennenden Dornbusch begegnet, antwortet Gott auf die Frage nach seinem Namen: „Ich bin, der ich immer bin. Sag ihnen einfach“: „ICH BIN.“
Ich wünsche ihnen einen gesegneten vierten Advent und ein fröhliches Chanukka.
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am 17. Dezember (17.12.2022)
ImpulsAufbrechen zur Weisheit
O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten – die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, in Kraft und Milde ordnest du alles: o komm und offenbare uns den Weg der Weisheit und Einsicht! (O-Antiphon vom 17. Dezember)
In den letzten sieben Tagen vor Weihnachten singen wir in der Vesper die sog. O-Antiphonen, die Sehnsuchtsrufe Israels, die etwas von der drängenden Erwartung des Erlösers ins Wort bringen. Heute besingen wir die Weisheit, die in der jüdischen Tradition oft als „Frau Weisheit“ personifiziert ist. Man kann die Frau Weisheit auch die weibliche Seite Gottes nennen.
Aufbrechen zur Weisheit – in diesem Sinne ist dieser Aufbruch ganz wörtlich gemeint. Denn „Frau Weisheit“ erwartet uns in ihrem Haus und hat schon den Tisch für uns gedeckt. Mit Weisheit im biblischen Sinne ist nicht die Anhäufung von immer mehr Wissen gemeint, sondern eher eine Lebenshaltung. „Der Anfang der Weisheit ist Gottesfurcht“, so heißt es an einer anderen Stelle. Damit ist keine sklavische Angst vor Gott gemeint, sondern das Vertrauen, dass ich nicht alles aus mir selbst habe und machen muss, sondern auf jemanden vertrauen darf, der mich erwartet und es gut mit mir meint. Aus dieser Lebenshaltung heraus kann ich dann das tun, was ich tun kann, ohne mich und andere zu überanstrengen. „Engagierte Gelassenheit“, so nennt es der Autor Pierre Stutz.
Ich wünsche uns in diesen letzten adventlichen Tagen, dass wir den Aufbruch zu einer solchen weisheitlichen Lebenshaltung wagen, die in engagierter Gelassenheit ihre Wege geht. Solch eine Lebenshaltung können wir übrigens ganz gut von Kindern lernen.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Freitag der Dritten Adventswoche (16.12.2022)
ImpulsAufbrechen zum Gebet
So spricht der Herr: Wahrt das Recht, und sorgt für Gerechtigkeit; denn bald kommt von mir das Heil, meine Gerechtigkeit wird sich bald offenbaren. Wohl dem Mann, der so handelt, wohl dem Menschen, der daran festhält, den Sabbat zu halten und nie zu entweihen und seine Hand vor jeder bösen Tat zu bewahren.
Der Fremde, der sich dem Herrn angeschlossen hat, soll nicht sagen: Sicher wird der Herr mich ausschließen aus seinem Volk. Die Fremden, die sich dem Herrn angeschlossen haben, die ihm dienen und seinen Namen lieben, um seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen, die an meinem Bund festhalten, sie bringe ich zu meinem heiligen Berg und erfülle sie in meinem Bethaus mit Freude. Ihre Brandopfer und Schlachtopfer finden Gefallen auf meinem Altar, denn mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt. Spruch Gottes, des Herrn, der die verstoßenen Israeliten sammelt: Noch mehr, als ich schon von ihnen gesammelt habe, will ich dort versammeln. (Jes 56,1-3a.6-8)
Diese Textstelle hätte kein Integrationsminister besser formulieren können. Jeder, der sich an den Sabbat hält, soll dazugehören. Ob Fremder oder Einheimischer. Und selbst Eunuchen dürfen sich als dazugehörig verstehen. Das ist besonders. Denn eigentlich ist im Volk Israel das Eunuchenwesen verboten. Bei Jesaja geht es aber nicht darum, was uns trennt, sondern was uns eint. Es kommt auf die Perspektive an, die ich einnehme. Das einende Band ist hier der Einsatz für den Menschen und die Bereitschaft zum Gebet. Das ist doch für uns eine Einladung darüber nachzudenken, worauf wir schauen. Auf das uns Gemeinsame oder auf das uns Trennende. Für uns Mönche ist es die Erinnerung daran, dass wir gerade Fremde und Pilger zu uns einladen. Für uns als Kirche insgesamt, eher auf das zu schauen , was der Gläubige mitbringt und nicht so sehr darauf zu schauen, was ihm fehlt. Aufbrechen zum Gebet heißt für mich, die Hinwendung zu Gott, dem Schöpfer aller Menschen. Das ist ein so tiefer gemeinsamer Grund, den niemand vergessen sollte. Benennen wir uns doch als Schwestern und Brüder.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Donnerstag der Dritten Adventswoche (15.12.2022)
ImpulsImpuls zu Jes 54,1-10
Unbedingt
Keine Angst! Ich halte zu euch.
Ihr habt Schlimmes durchgemacht: Jetzt fühlt ihr euch alleingelassen, nutzlos, unbrauchbar, verstoßen, enttäuscht, erniedrigt.
Aber das ist nicht das Ende.
„Mit ewiger Huld habe ich Erbarmen mit dir.“
Das gilt auch für die Juden von heute, unsere Geschwister.
Sie sind die ersten Empfänger dieser Zusage. Sie gilt ihnen durch die Zeiten hindurch.
Durch die ganze Geschichte hindurch mit all ihren dunklen Abgründen und Lichtzeiten.
„Fürchte dich nicht, du wirst nicht beschämt,
schäme dich nicht, du wirst nicht enttäuscht.“
Was auch immer Gott von Israel halten mag,
das ihn verlässt und wieder zu ihm findet –
er hält zu Israel:
„Mit ewiger Huld habe ich Erbarmen mit dir.“
Immer wieder, als wäre nichts gewesen.
Unfassbar.
Seine erste Liebe – Sein Volk – hält dank dieser Zusage an Ihm fest.
Fühlen auch wir uns als Christen, als Kirche
von der bedingungslosen Zusage „Meine Huld wird nie von dir weichen.“ angesprochen?
Geben wir ihr unter uns Raum?
Dass wir von Gott geliebt sind, trotz aller Enttäuschungen,
trotz der Schande, die der Kirche ins Gesicht geschrieben steht?
Strecken wir uns danach aus?
Er hat uns Seinen Sohn gesandt. Er kommt. Er ist schon da
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Mittwoch der Dritten Adventswoche (14.12.2022)
ImpulsAufbrechen zur Gerechtigkeit (Jes 45,5a.7-8.18.21b-25)
Taut, ihr Himmel, von oben, / ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, / sie lasse Gerechtigkeit sprießen. / Ich, der HERR, erschaffe es. (Jes 45,8)
Gerechtigkeit ist eines der großen und zentralen Themen der alttestamentlichen Prophetenbücher. Und angesichts von so viel Leid und Ungerechtigkeit, die wir in der aktuellen Weltlage jeden Tag aufs Neue sehen und zum Teil auch am eigenen Leib erfahren, sind uns die Bilder des Propheten Jesaja leicht zugänglich. Vor allem angesichts der Klimakrise mit den Dürren und Überschwemmungen, die am meisten diejenigen treffen, die zum Klimawandel selbst am wenigsten beigetragen und verschuldet haben, gehen uns die der Natur entlehnten Metaphern besonders nahe: Gerechtigkeit als Regen, der die Erde sanft benetzt und das Heil, das wie ein zarter, verletzlicher Keim einer Pflanze aus dem Erdreich sprießt. Was kann ich persönlich dazu beitragen, dass in dieser Welt das Reich Gottes anbrechen kann und sei es nur in ganz kleinen, einfachen Schritten? Wo wünsche ich mir am meisten, dass etwas Verkrustetes in mir und meiner Seele aufbrechen möge?
P. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Hochfest der hl. Odilia (13.12.2022)
ImpulsAufbrechen zum Licht (Lk 11,33-36)
Wenn dein Auge gesund ist, dann ist dein ganzer Leib hell. Wenn es aber krank ist, dann ist auch dein Leib finster. (Lk 11,34)
Die hl. Odilia, deren Festtag wir heute als Missionsbenediktiner von St. Ottilien begehen, konnte diesen Satz aus dem Lukasevangelium wohl existentiell nachvollziehen. Denn sie ist blind geboren und hat der Legende nach bei ihrer Taufe das Augenlicht empfangen, hat also am eigenen Leib die Erfahrung von Licht und Dunkelheit gemacht. In übertragenem Sinn kann man sagen, dass Christus ihr zum Licht geworden ist.
Der Advent spielt mit der Symbolik von Licht und Dunkelheit. Woche für Woche wird das Licht des Adventskranzes heller. Diese Zeit lädt uns ein, immer mehr zum Licht aufzubrechen, das, was in uns dunkel ist, von Christi Licht erleuchten zu lassen – ein Licht, das nicht unbarmherzig blendend ist, sondern sanft wie eine Kerzenflamme in der Nacht.
Der heutige Festtag der hl. Odilia ist auch das Patronatsfest unserer Kongregation von St. Ottilien. Unser Auftrag ist es, den Menschen Christi Licht zu bringen – und dabei die Menschen nicht zu blenden, sondern Schritt für Schritt sie hinzuführen zu jenem milden Licht, auf das wir in diesem Advent zugehen.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Montag der Dritten Adventswoche (12.12.2022)
ImpulsAufbrechen zum Segen (Num 24,2-7.15-17a)
Der Seher Bileam, er sieht als Zeichen des kommenden Messias einen Stern aufgehen. Vielleicht können uns die vielen Sterne, die wir in diesen Tagen als Adventsschmuck sehen, daran erinnern, dass es auch in meinem Leben, in unserer Welt etwas gibt und geben wird, das uns rettet. Wovon, woraus muss ich gerettet werden? Die Antworten darauf werden vielfältig sein, ganz persönlich… Alles darf ich diesem Gott, der mir an Weihnachten nahe kommen will, sagen. Und was sagt er mir? Er sagt mir ein gutes Wort (Segen = bene-dicere = etwas Gutes sagen). Ganz persönlich – nur für mich! „Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!“
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Dritten Adventssonntag (11.12.2022)
ImpulsAufbrechen im Warten (Mt 11,2-11)
Es gibt eine Freude, die noch nicht hat, die noch nicht selber halten muss. Noch bleibt ihr die Geste des Klammerns oder des Festhaltens erspart, denn die Hände sind noch leer. Noch muss sie sich nicht anstrengen und nichts trübt sie, nicht einmal die Angst des Verlustes, denn die Vor-Freude ist arm und deshalb noch lauter und demütig. Das bedeutet für sie keine Anstrengung. Wohl muss sie sich mit dem Warten anfreunden, mit der Geduld und der Ausdauer, und auch die Ungewissheit ist ihr sicher verwandt. Angetrieben von der Sehnsucht des Herzens ist sie eine Lebenskraft aus dem Inneren des Menschen. Aufbrechen im Warten, wie der Sonnenaufgang am Morgen.
Vorfreude strahlt nicht, ist in diesem Sinn nichts Öffentliches. Auch vom Triumph lässt sie sich nicht verleiten. Sondern sie kann sich im Schatten der Dunkelheit, in den Gemächern der Türme und Visionen das Haus bauen. Vor-Freude ist eine adventliche Stimmung. Sie ist innerlich, aber doch auf etwas von außen her aufgerichtet. In der Hoffnung auf das Kommende ist sie selber Zu-Kunft. Das gibt ihr Halt und eine gewisse Wirklichkeit. Und dennoch ist die Vorfreude nicht im Gestus des Habens, in der Gebärde des Verteidigens zuhause, sondern sie bewahrt etwas von der empfangenden Offenheit, von Hoffnung, Glaube und von der treibenden Kraft der Liebe. Aufbrechen im Warten, wie der Same dem Licht entgegen.
Der Gott, der sich nach der Heimkehr seines Menschen sehnt, er ist ein Gott der Vorfreude. Seine Verheißungen sind darin Zu-Kunft, dass er zart auf uns zukommt. Und manchmal bereitet er uns den Weg und macht unsere Herzensstraßen eben, denn Empfangen ist keineswegs Ruhen, es ist ein Tun, im Grunde tätig und beweglich.
„Geht und berichtet…, was ihr hört und seht:
Blinde sehen wieder und Lahme gehen;
Aussätzige werden rein und Taube hören;
Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet.“ (Mt 11,4b-5)
P. Abraham Fischer OSB
Impuls am Samstag der Zweiten Adventswoche (10.12.2022)
ImpulsAufbrechen mit Elija (Sir 48,1-4.9-11)
In Jesus Sirach wird das Wirken des Elija mit dem Volk Israel erzählt. Eine für mich wichtige Schlüsselszene wird später in Sir 48,14 -15 beschrieben: „In seinem Leben hat er Wunder getan und im Tod waren seine Werke erstaunlich. Bei alledem bekehrte sich das Volk nicht und sie ließen nicht ab von ihren Sünden.“
Große adventliche Gestalten treten in der Geschichte Israels immer wieder auf. Und ich denke dann so oft: Warum hören die Menschen nicht auf die Propheten, sondern gehen ihren gewohnten Weg weiter?
Gewöhnung und Aufbruch stehen sich hier gegenüber. Lasse ich mich aufstören? Lasse ich mich auf Veränderungen ein? Oder möchte ich lieber im Gewohnten bleiben, auch wenn ich weiß, dass es mir nicht gut tut. „Nehmt Neuland unter den Pflug.“ Das bedeutet, dass die neuen Pfade anstrengend sind. Es gibt noch keine vorgefertigten Pfade. Aufbruch verändert aber auch meine Wahrnehmung. Ich sehe plötzlich Dinge, die ich vorher nicht wahrgenommen habe. Da entdecke ich im Mitbruder überraschenderweise plötzlich sympathische Züge. Da spüre ich im Sonnenuntergang die unendliche Weite der Schöpfung Gottes. Da erkenne ich im Kind das Staunen Gottes über seine Schöpfung.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Freitag der Zweiten Adventswoche (9.12.2022)
ImpulsAufbrechen zum Glück (Jes 48,17-19)
Was ist Glück?
Regalmeterweise gibt es Anleitungen zum Glücklichsein.
Manche Menschen scheinen das Glück gepachtet zu haben.
Andere sehnen sich so sehr danach …
Doch was ist Glück?
„Glück“ stammt vom mittelhochdeutschen „Gelücke“ – und meint: etwas gelingt, etwas geht gut aus.
Man kann Glück haben – ob beim Lotto oder in der Liebe.
Und man kann Glück empfinden – ganz persönlich, tief im Innern, vielleicht sogar da, wo andere es gar nicht vermuten.
Ist Glück auch Geschenk? Frei übersetzt heißt es bei Jesus Sirach: „Am Glück des Tages, das dir zusteht, geh nicht achtlos vorbei!“ (vgl. Sir 14,14)
Das Glück, den fröhlichen Tag, die Lust, wie sie verschiedene Bibelübersetzungen deuten – Geschenk an mich! Und meine „Sünde“ ist, achtlos daran vorüber gehen.
Tun wir das nicht viel zu oft?
Geht das „Glück des Tages“ nicht viel zu oft unter in der Betriebsamkeit, den Sorgen, den vielen Gedanken und Ablenkungen?
Vielleicht ist es ja eine gute Übung für den Advent: entdecke das Glück, die Lust, das Frohe des Tages in deinem Alltag. Lass dich beschenken, geh nicht achtlos daran vorbei.
Unser heutiger Bibeltext bringt ausdrücklich Gott ins Spiel: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt, was Nutzen bringt, und der dich auf den Weg führt, den du gehen sollst.“ (Jes 48,17)
Hören auf Gott – gerade im Lauten und Trubeligen auch der Adventszeit. Hören, was ER mir sagt – in mein Leben hinein. Hören, um meinen Weg zu finden. Mit IHM.
„Das Glück ist im Grunde nichts anderes als der mutige Wille, zu leben, indem man die Bedingungen des Lebens annimmt.“ (Maurice Barrès)
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Hochfest der Erwählung Mariens (8.12.2022)
ImpulsAufbrechen mit Maria – Lk 1,28-38 (Erwählung Mariens)
Wir brechen mit Maria auf.
Wir ziehen mit ihr los ins Ungewisse, ins Ungeschützte.
Was wusste sie denn schon, was auf sie zukommen würde, als sie ja sagte.
Das machte sie sprachlos.
Mein Gott noch mal, Du willst bei mir, bei uns sein – das ist unvorstellbar.
Wie soll das denn gehen?
Ist das nicht eine Zumutung?
Wir bauen wie sie auf den, der uns rief
auf die Zusicherung, dass Gott unwiderruflich zu uns hält,
wenn sein Sohn in uns empfangen wird, in uns wächst, geboren wird
in unser Leben eintritt und teilnehmen lässt an seiner Weite.
Seine Wahl fiel auf jeden von uns.
Wir sagen mit Maria Ja
zu seinem Ruf, uns auf den Weg zu machen
im Einsatz für die geschundene Schöpfung
im Kampf gegen Hass und Gewalt.
Sie ist unsere Gefährtin,
sie inspiriert uns, in allem demütig zu bleiben,
von uns selbst abzusehen und uns nicht so wichtig zu nehmen,
was auch immer kommen mag – que sera, sera… whatever will be, will be…
Sie braucht sich nicht zu fürchten.
Wir ziehen mit Maria los.
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Mittwoch der Zweiten Adventswoche (7.12.2022)
ImpulsHoffungs.Flug (Jes 40,25-31)
Der Prophet Jesaja schreibt: „Die aber auf den HERRN hoffen, empfangen neue Kraft, wie Adlern wachsen ihnen Flügel. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.“
Das Bild des Adlers ist nicht nur ein Bild des majestätischen Schwebens. Des Adlers Schwingen sind kraftvoll. Seine Schwingen wachsen ihm. Immer wieder neu. In der Zeit der Mauser verliert er seine Federn, die dann durch neue ersetzt werden. Feder für Feder. Das Besondere ist: Der Adler kann dennoch fliegen in diesen Zeiten der Veränderung an seinem Federkleid. Und im Flug wirkt er kraftvoll und königlich. Seine Kraft zum Fliegen, oder schöner ausgedrückt zum Schweben, reicht immer. Stark beflügelt! Vielleicht ist das auch der Grund, warum der Prophet Jesaja das Bild des Adlers verwendet, denn Gott verleiht dem Adler feste Flügel, die ihn immer tragen. Wir können durch diese Worte des Propheten lernen, dass wir uns für unser Leben beflügeln lassen dürfen. Das Bild des Adlers will uns Hoffnung schenken.
Es gibt Zeiten in unserem Leben, da fühlen wir uns stark und sicher. Wir sind regelrecht beflügelt! Es gibt aber auch Zeiten, in denen wir uns gar nicht stark fühlen, wenn beispielsweise in unserem Leben etwas im Umbruch ist. Zeiten der Veränderung. In solchen Zeiten werden wir oft innerlich still. Vielleicht leuchtet in unserem Herzen die Hoffnung auf, dass Gott uns gerade dann Kraft und Antrieb schenkt und uns neue Flügel verleiht. Flügel, die mehr als Reservekanister sind, sondern die uns tragen und Freiheit schenken. Flügel, die uns auf dem Wind von Gottes Geist gleiten lassen. Gott schenkt uns Flügel der Hoffnung auf das Leben. Er möchte uns nicht schwach oder müde oder mutlos oder ausgebrannt und leer sehen. Manchmal schenkt er uns die Kraft ganz schnell, in dem Augenblick, in dem wir sie brauchen. Gott verändert uns, wenn wir in einer Haltung leben, in der wir auf ihn schauen. Wenn wir ihm vertrauen und auf ihn hoffen. Manchmal brauchen wir dafür viel Geduld und eine Wartezeit. Der Advent ist eine Zeit des Wartens und des Hoffens. Es lohnt sich in dieser Zeit innerlich zu werden und zu warten, dass die Flügel, die mir geschenkt werden, wachsen und stark werden. Dann kann ich an Weihnachten durch die Kraft des Kindes in der Krippe meine Schwingen ausbreiten und mich beflügelt durch Christus ins Leben aus meinen Dunkelheiten emporheben in das Licht Gottes. Ein Hoffungs.Flug der ewigen Liebe.
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Dienstag der Zweiten Adventswoche – Hl. Nikolaus (6.12.2022)
ImpulsAufbrechen zum Trösten (Jes 40,1-11)
Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.
Eine Stimme sagt: Rufe! Und jemand sagt: Was soll ich rufen?
Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht! Sag den Städten in Juda: Siehe, da ist euer Gott.
Ein paar Verse aus dem Text, der am heutigen Tag zum „Aufbrechen zum Trösten“ steht (Jes 40,1-11). In der Einheitsübersetzung ist er überschrieben mit „Trostaufruf und Gottes königliches Kommen“. Trost dann, wenn Gott kommt – wenn Jesus „in Herrlichkeit“ wiederkommt?
„Des Herrn tröstendes Wort für sein Volk“ überschreibt die BasisBibel. Es ist das tröstende Wort Gottes durch den Propheten Jesaja an sein Volk, das im Exil lebt und daraus zurück kommen soll. Aber es kann auch Gottes tröstendes Wort an uns, sein Volk von heute sein.
Seid getröstet – in all eurem Leid,
in all den Katastrophen dieser Zeit,
in Krieg und Pandemie und Klimawandel.
Seid getröstet, weil ich bei euch bin.
Macht euch auf den Weg zu mir,
lasst neu wachsen, was verdorrt ist – auch in euch,
lasst meinen Atem in euch hinein.
Ihr dürft euch wieder freuen
– ich nehme euch in meine Arme.
Zu schön, um wahr zu sein?
Vermutlich schon, wenn nicht ein Wunder geschieht.
Oder doch auch tiefe Realität,
weil sie auch an uns hängt?
GLAUBE KANN BERGE VERSETZEN.
ABER RECHNE DAMIT,
DASS GOTT DIR EINE SCHAUFEL REICHT.
(www.barfuss-und-wild.de)
Vielleicht ist uns der hl. Nikolaus heute ein Vorbild.
Er hat angepackt, wo Not war.
Er hat in tatkräftigem Tun und im Gebet für Trost und Hilfe gesorgt.
Wir können es ihm gleichtun – nicht nur beim Füllen von Stiefeln und Tellern … 😉
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Montag der Zweiten Adventswoche (5.12.2022)
ImpulsAufbrechen in der Wüste (Jes 35,1-10)
Die Wüste soll jubeln…
Im 35. Kapitel des Buches Jesaja schildert der Prophet, dass sich die Wüste beim Kommen Gottes in ein fruchtbares und blühendes Land verwandeln wird. „Seht, euer Gott“ – die Wüste steht für ein Gebiet, das Gott noch nicht besucht hat, aber jetzt kommt Gott selbst in dieses Wüstenland.
Der Mensch ist blind, taub, lahm und stumm, wenn er noch nicht von Gott heimgesucht wird.
Da aber Gott zum Menschen und seiner Leblosigkeit kommt, wird der Mensch nun sehend, hörend, springend und sprechend. Gott ist der Grund der Veränderung und Verwandlung all unserer Starre und Verschlossenheit. Gott selbst wird Mensch, darauf bereiten wir uns im Advent vor, und er will somit unser Menschsein zur Freiheit und Lebendigkeit hin öffnen.
Was möchte im Advent 2022 neu in mir lebendig werden? Wie sollte meine verdorrte Seelenwüste neu zum neuen Leben hin aufgebrochen werden?
Dazu lade ich uns ein, dieses zu bedenken, denn Gottes Freude ist der lebendige Mensch.
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am Zweiten Adventssonntag (4.12.2022)
ImpulsAufbrechen zur Umkehr (Mt 3,1-12)
Als Kind fand ich die Gestalt des Johannes furchteinflößend. Was für eine Strenge, ja eine fast spürbare Unbarmherzigkeit! Eine asketische Gestalt, mit der ich, der ich mich als Kind und auch heute immer mal wieder verfehlte, schlecht zurechtkam.
Heute weiß ich, dass diese Strenge eine Reaktion auf die Veräußerlichung des Glaubens bei ihren damaligen Hauptvertretern ist. Dafür stehen die Pharisäer und die Sadduzäer. Veräußerlichung meint für mich, dass ich nicht zum Kern der Botschaft Gottes vordringe. Die Botschaft Gottes, die sagt, dass jeder Mensch ein Geschöpf Gottes ist. Ein Geschöpf, das, wenn es sich nicht aus eigener Kraft helfen kann, eben aus der Würde der Gottesebenbildlichkeit die Unterstützung bekommt, die es braucht. Die Witwen und Waisen stehen dafür. Wenn Johannes uns auffordert, dass wir die Wege heben und gerade gestalten sollen, dann sind damit nicht die römischen Vermessungstechniker der Moral gemeint. Gemeint ist, dass wir den Weg bereiten für den Messias, der uns das Reich Gottes verkünden wird. Und der das Lamm Gottes ist, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. Askese im Sinne des Johannes meint dann, der Liebe zu den Menschen immer mehr Raum zu geben, seien sie nun Fremde oder Freunde.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Samstag der Ersten Adventswoche – Hl. Franz Xaver (3.12.2022)
ImpulsAufbrechen zu allen Völkern (Mk 16,15-20)
Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! (Mk 16,15)
Die Kirche gedenkt heute des hl. Franz Xaver. Er war einer der ersten Jesuiten, der noch Ignatius von Loyola gekannt hat. Als Missionar der christlichen Botschaft wirkte er unermüdlich in Indien und Japan, hat also den Missionsauftrag Jesu, zu allen Völkern zu gehen und ihnen das Evangelium zu verkünden, wörtlich genommen. Bei dem Versuch, das Evangelium auch nach China zu bringen, starb er 1552.
In einem Brief an Ignatius schreibt Franz Xaver einmal: „Ich werde Ihnen niemals beschreiben können, was ich den Japanern verdanke; denn unser Herr gab mir um ihretwillen eine tiefe Einsicht in die Abgründe meines Innern.“ Das erinnert an einen Satz von Papst Paul VI. aus dem Schreiben „Evangelii nuntiandi“ von 1975, dass der Evangelisierung der Menschen in fremden Völkern die Selbstevangelisierung des Missionars vorausgehe. Dass ich also meine eigene Bedürftigkeit, meine Erlösungsbedürftigkeit kennen muss, bevor ich versuche, die Botschaft der Erlösung anderen zu verkünden. Das bewahrt mich vor einem Überheblichkeitsdenken, wie es leider oft in der Missionsgeschichte vorhanden war.
Die Erfahrung des hl. Franz Xaver spiegelt meine eigene Erfahrung wider, wenn ich als Missionsprokurator unsere Brüder in den jungen Kirchen besuche. An dem, was mir zunächst fremd erscheint, erkenne ich mein Eigenes. So verdanke ich gerade den Menschen in Afrika und Asien viel, ich bin zunächst ein Lernender und Hörender, bevor ich beginne, selbst die Botschaft von Gottes Liebe zu verkünden.
An dem, was mir fremd erscheint, erkenne ich mich selbst besser. Ich lade ein, in diesem Advent einmal darauf zu achten, was mir fremd, vielleicht sogar abstoßend erscheint. Und was mir Gott vielleicht gerade dadurch sagen möchte.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Freitag der Ersten Adventswoche (2.12.2022)
ImpulsAdvents.Hoffnung (Jes 29,17-24)
Alles wird besser, aber doch nicht mehr gut, oder? Der Prophet Jesaja spricht in eine hoffnungslose Zeit hinein. Seine Landsleute, die Israeliten, leiden unter schlimmen Zuständen: Tyrannei, Krieg, Unterdrückung, Unrecht, Not. Das gibt es auch heute noch in so vielen Gegenden dieser Welt: der Krieg in der Ukraine, die Situation im Iran, die Klimakatastrophe, die Energiekrise, Hungersnöte, Verfolgung wegen der Religionszugehörigkeit, Unterdrückung wegen der sexuellen Orientierung, … Und alle, die leiden unter den Tyrannen und Spöttern, unter dem Unheil und dem Unrecht, die hoffen darauf, dass sich die Dinge zum Besseren wenden, dass die Tyrannen und Spötter ihre Macht verlieren und dass heilvolle und gerechte Verhältnisse einkehren. Bessere Zeiten eben.
In der Natur sieht es nicht anders aus. Grau, grau, grau – der ganze Spätherbst ist grau. Die Tage sind kurz, die Nächte lang. Kälte und Nebel und Nieselregen. Die Grünkraft wirkt fade. Wo ist die Sonne? Die Sonne ist hinter den Wolken und ihre Strahlen scheinen, wenn auch nicht hell und sonnig gelb, durch die grauen Winterwolken. Das Licht ist da. Das schenkt im Herzen Hoffnung auf schönere Zeiten.
Diese Hoffnung auf bessere Zeiten gibt Lebenskraft, denn Hoffnung vermag Menschen eine unglaubliche Energie zu verleihen. Wenn einer keine Hoffnung mehr hat, dann gibt er sich auf und sagt sich innerlich in seinem Herzen: „Es wird ja doch nicht mehr besser.“
Der Prophet Jesaja sieht die Lage anders: „Es wird alles besser werden. Es wird alles gut werden.“ Das ist für ihn eine Botschaft, die von Gott selber kommt. Es ist Gott selber, der die Dinge in die Hand nehmen wird. Den Libanon lässt er fruchtbar werden. Und Wälder sollen wachsen. Die Tauben hören die Worte des Buches Gottes. Die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen. Und die Traurigen und Unterdrückten werden wieder Freude haben. Ja, Gott selber zeigt sich dem Propheten Jesaja als Grund der Hoffnung. Gott selber zeigt sich uns an Weihnachten in Jesus Christus als Grund der ewigen Hoffnung. Der Advent ist nicht nur eine Zeit des Wartens, sondern auch eine Zeit der Hoffnung. Die vielen Kerzenlichter, die den dunklen Winter erhellen, leuchten für die Hoffnung. Entzünden wir in den Tagen des Advents Lichter der Hoffnung, die für alle Menschen dieser Welt leuchten!
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Donnerstag der Ersten Adventswoche (1.12.2022)
ImpulsKaum zu glauben
Jes 26,1-6
aufbrechen – ausziehen – alles hinter sich lassen
das ist das hoch angestimmte Lied der Spirituellen
sie singen es – und bleiben doch zu Hause
da ist es sicher
da weiß man, was man hat
der mehrstimmige Song tönt optimistisch
und verklingt wieder
machen wir erst mal weiter so wie gewohnt
doch die Unruhe bleibt
weil eine Stimme spricht
wir haben eine feste Stadt
du gewährst festem Sinn Frieden
wir haben sie schon einmal gehört
sie kommt ins Ohr zurück
wir summen sie leise mit
aber wir bleiben hier
geht doch nicht anders
da, die Stimme kommt näher
die Hoffnung wächst
sie erreicht uns hier
wenn wir uns
so schwerhörig wir auch sind
ihr entgegenstrecken
sie bricht uns auf
wie lange halten wir das noch aus
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Mittwoch der 1. Adventswoche – Fest des Hl. Andreas (30.11.2022)
ImpulsAufbrechen auf den Ruf Jesu hin (Mt 4,18-22) – Fest des hl. Andreas
„Kommt her, mir nach!“
So ruft es Jesus am See von Galiläa Simon Petrus und Andreas zu. Sofort lassen die beiden die Netze liegen und folgen Jesus. Aus den Fischern werden Menschenfischer.
Wir sind in der ersten Woche des Advents, und auch uns allen gilt in diesem Advent 2022 der Ruf Jesu: „Mir nach!“ Adventlich bedenken wir, dass Gottes grenzenlose Liebe uns entgegenkommt. Diese Liebe will im Menschensohn Jesus Christus konkret werden. Auch wir sind eingeladen, den Ruf Gottes neu zu hören: „Du, Menschenkind, folge mir nach“. Gott ruft Menschen in seine Gefolgschaft. Am Beispiel Jesu lernen die Jünger, was es existentiell bedeutet, diese Liebe zu leben und sie den Menschen erfahrbar zu machen. Die große adventliche Verheißung zu leben, hieße dann:
Ich höre den Ruf Gottes neu; Gott braucht mich.
Gottes Liebe gilt mir, indem Gott mir nahe kommt, da er selbst Mensch wird.
Ich verleihe meinem Leben eine tiefe Sinnperspektive, wenn ich diese Liebe bezeuge in all meinem Sein – hörend, glaubend und ablesbar in meinem Handeln.
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am Dienstag der Ersten Adventswoche (29.11.2022)
ImpulsAufbrechen zur neuen Schöpfung (Jes 11,1-10)
Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange. (Jes 11,6-8)
Die Schöpfung ist bedroht. So kann es nicht weitergehen, wie es lange weitergegangen ist. Das werden wohl nur die uneinsichtigsten Leugner:innen des Klimawandels bestreiten. Wie drängend die Situation ist, das zeigen uns die spektakulären Aktionen der Klimaaktivist:innen der „Letzten Generation“. Auch wenn man über den Sinn so mancher Aktion sicherlich diskutieren mag, wird für mich hier ein Aufschrei der jungen Generation deutlich, die ja unmittelbar von den Folgen unseres Lebensstils betroffen ist. Es ist drängend. Es muss etwas getan werden, wenn es auch in dreißig Jahren noch weitergehen soll. Mir scheint, dass der Ruf nach drastischen Strafen und Präventivhaft, der aus einigen Ecken lautstark erschallt, oft nur ablenken soll vom eigenen Versagen.
Mitten hinein in diese so bedrängende Situation wird uns heute die Vision einer neuen Schöpfung vor Augen gestellt, in der ein wahrhaft paradiesischer, Mensch und Tier umfassender Friede (Shalom) verheißen wird. Ist das nur eine billige Vertröstung für spätere Zeiten? Aber wie kann es diese späteren Zeiten geben, wenn wir alles dafür tun, diese Zeit und Welt hier und heute auszulöschen?
„Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem heiligen Berg“ (Jes 11,9), so heißt es weiter. Es liegt an uns, an jedem einzelnen, mit der Vision einer neuen Schöpfung anzufangen. Es liegt an uns, auf den so drängenden Protestruf der „Letzten Generation“ nicht mit Strafen zu reagieren, sondern mit dem Überdenken – und vielleicht Ändern – des eigenen Lebensstils. Shalom ist eine Aufgabe, die uns alle angeht. Keiner kann sich dieser Aufgabe entziehen. So kann uns die adventliche Vision des Propheten zur Herausforderung werden, zu dieser neuen Schöpfung aufzubrechen.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Montag der 1. Adventswoche (28.11.2022)
ImpulsAufbrechen zum Gericht
An jenem Tag wird der Spross des HERRN zur Zierde und zur Herrlichkeit sein und die Frucht des Landes zum Stolz und zum Schmuck für die Entronnenen Israels.
Dann wird der Rest in Zion, und wer in Jerusalem noch übrig ist, heilig genannt werden, jeder, der zum Leben eingeschrieben ist in Jerusalem.
Wenn der Herr den Kot der Töchter Zions abgewaschen und die Bluttaten Jerusalems aus ihrer Mitte durch den Sturm des Gerichts und den Sturm der Verwüstung weggespült hat,
dann erschafft der HERR über der ganzen Stätte des Berges Zion und über ihren Versammlungen eine Wolke bei Tag und Rauch und eine strahlende Feuerflamme bei Nacht. Denn über der ganzen Herrlichkeit ist eine Decke.
Und eine Hütte wird bei Tag Schatten spenden vor der Hitze und sie dient als Zuflucht und Versteck vor Unwetter und Regen. (Jes 4,2-6)
Beim Lesen dieser Verse aus dem Buch Jesaja habe ich in diesem Advent direkt konkrete Bilder aus den Nachrichten im Kopf, wenn ich die Worte „Bluttaten“ und „Verwüstung“ höre: Bilder des Krieges in der Ukraine, die uns seit März begleiten und die uns täglich bewusst machen, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass wir in einem sicheren Land in Frieden leben können. Es ist eigenartig: prophetische Worte gerichtet an das Volk Israel, das über Jahrhunderte hinweg von den Assyrern und Babyloniern drangsaliert, bedroht und sogar ins Exil verschleppt wurde, kommen uns in diesem Advent ganz nahe und sind auf traurige Weise aktuell. Nahe kommt uns in diesen Worten aber auch die tiefe Sehnsucht und die Hoffnung auf Frieden, die sich mit der erwarteten Geburt des Messias verbindet: Israel setzt seine Hoffnung auf den Spross des Herrn, den Jesaja „Fürst des Friedens“ nennt (Jes 9,5). Der Advent in diesem Jahr ist anders…stiller, nachdenklicher und die Ängste und Sorgen über die Zukunft lassen sich nicht so leicht durch vorweihnachtlichen Konsum- und Lichterglanz ausblenden und überstrahlen. Mitten in diese leicht eingetrübte und gedämpfte Stimmung hinein leuchtet aber auch in diesem Jahr die kleine Kerzenflamme der ersten Adventskerze. Sie leuchtet gerade in diesem Advent als Zeichen unserer Hoffnung, dass Friede werden möge…
P. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Ersten Adventssonntag (27.11.2022)
ImpulsBereit sein zum Aufbruch (Mt 24,29-44)
Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. (Mt 24,44)
Das lange Evangelium an diesem ersten Adventssonntag spricht von einer Ankunft und von den Dingen, die unmittelbar vor dieser Ankunft geschehen. Es klingt in vielem düster, dunkel, apokalyptisch. Es richtet den Blick auf das Ende, auf den Zeitpunkt, „an dem der Menschensohn kommt“. Es wird eine Stunde sein, „in der ihr es nicht erwartet“. Da ist wenig von adventlicher Idylle zu spüren, von Glühweinduft und Zimtsternen.
Diese Ankunft, auf die wir uns in diesen adventlichen Tagen vorbereiten, hat mit einem Aufbruch unsererseits zu tun. Warten bedeutet nicht, die Hände in den Schoß zu legen und die Dinge einfach geschehen zu lassen – nach dem Motto „Wir können ja eh nichts ändern“.
Wir müssen bereit sein, bereit sein zum Aufbruch, bereit sein, alte, gewohnte Wege zu verlassen, uns auf-brechen zu lassen für Neues, manches Mal auch Überraschendes, „denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet“.
So verstanden, kann der Advent zu einer Zeit der Überraschungen werden, zu einer Zeit, in der ich mich neu überraschen lasse von dem, was Gott mit mir vorhat.
Lassen wir uns in dieser Zeit neu von Gott überraschen!
P. Maurus Runge OSB
Fasten.Impulse
ImpulsDie diesjährigen Fasten.Impulse finden Sie auf unserer Jugendhomepage.
Impuls am Fest der Taufe des Herrn (9.1.2022)
ImpulsSingt dem HERRN ein neues Lied!
Singt dem HERRN, alle Länder der Erde!
Singt dem HERRN, preist seinen Namen!
(Ps 96,1)
Es ist ein einziger Lobgesang auf Gott, der Psalm 96. „Ein neues Lied für den König der Welt“ ist sein Titel nach der BasisBibel. Gott gebührt alle Herrlichkeit und Ehre, alles Lob und alle Anbetung. Denn durch ihn ist die Erde fest gegründet, er richtet nach Recht und Gerechtigkeit, alle sollen sich freuen über ihn.
Ist es nicht das, wonach wir uns gerade im Moment alle sehnen?
Endlich wieder Freude und Lobgesang,
endlich wieder ein gerechtes Zusammensein,
endlich wieder Verlässlichkeit und Freiheit. Liebe.
Ich bleibe an einem Halbvers hängen:
„Verkündet seine Hilfe von Tag zu Tag!“ (96,2 BasisBibel)
Seine Hilfe?
Spüre ich sie denn – geschweige denn Tag für Tag?
„Verkündet sein Heil von Tag zu Tag!“ heißt es in der Einheitsübersetzung.
Die „Volxbibel“ wird direkter:
„Jeder soll es checken, jeder soll singen,
überall sollen Lieder für Gott erklingen.
Erzählt den Leuten dass er liebt und nicht disst,
lasst die Story raus, wie krass unser Gott denn überhaupt ist!
Erzählt die Wunder, die nur jemand bringen kann wie er,
weil die, die ihn nicht kennen, brauchen ihn schwer!“
Wo erlebe ich die Hilfe, die Gott ist,
wo erlebe ich die kleinen Wunder in meinem Alltag,
wo erlebe ich, dass etwas gut – heil – wird?!
„Du bist mein geliebter Sohn!“
– die Zusage an Jesus im Evangelium des heutigen Sonntags ist uns allen in der Taufe gegeben: „Du, meine geliebte Tochter, du, mein geliebter Sohn!“
Wenn ich das in meinem Leben spüre:
sage ich es weiter?!
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Samstag nach Epiphanie (8.1.2022)
ImpulsDenn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. (Joh 3,16 – ganzer Text: Joh 3,1-21)
Besonders in den alten und klassischen Kirchenliedern zur Passionszeit begegnet sie uns: die Vorstellung, dass Jesus am Kreuz sterben musste, um unsere Schuld wieder gut zu machen. „Ich, ich hab es verschuldet, was du getragen hast“ heißt es da beispielsweise in dem Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ und manche haben solche Passagen derart verinnerlicht, dass sie mit einem schweren Rucksack von religiös begründeten und häufig irrationalen Schuldgefühlen durch das Leben gehen. Damit soll an dieser Stelle nicht gesagt sein, dass Menschen nicht immer wieder Schuld auf sich laden und diese der Vergebung und Versöhnung untereinander bedarf. Aber musste Jesus sterben, um Gott mit seinem Tod eine angemessene Sühneleistung für die Sünde der verderbten Menschheit darzubringen?
Zumindest mit dem Johannesevangelium lässt sich dieses alte Deutungsmuster nicht aufrechterhalten. Der Tod Jesu am Kreuz ist die Konsequenz daraus, dass Jesus seine Botschaft bis zum Äußersten selbst lebt. So sehr liebt Gott diese Welt, dass er seinen Sohn in diese Welt sendet und diese Liebe wird im Sterben vollendet, weil die Botschaft der Gewaltlosigkeit und der unbedingten Liebe hier bis ins Letzte hinein gelebt wird. Es geht bei diesem Sterben am Kreuz dann eben nicht darum, eine beleidigte Gottheit mit einer entsprechenden Sühneleistung zu versöhnen. Und die Rechtfertigung des sündigen Menschen und seine Erlösung geschehen durch seinen Glauben daran: Der Glaube ist das „Von-oben-Geboren-werden“, von dem Jesus in seinem nächtlichen Gespräch mit Nikodemus spricht.
P. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Freitag nach Epiphanie (7.1.2022)
ImpulsUnd das Passafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler, die da saßen. Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus! Seine Jünger aber dachten daran, dass geschrieben steht: »Der Eifer um dein Haus wird mich fressen.« Da antworteten nun die Juden und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten. Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte. Als er aber in Jerusalem war beim Passafest, glaubten viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat. Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle und bedurfte nicht, dass jemand Zeugnis gäbe vom Menschen; denn er wusste, was im Menschen war. (Joh 2,13-25)
„Macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus!“
So übersetzt Martin Luther diesen Satz aus der Perikope der Tempelreinigung.
Nicht alles in dieser Welt lässt sich mit der Logik des Kaufens und Verkaufens verstehen.
Es gibt Bereiche, die entziehen sich der Logik des Marktes.
Der Markt regelt eben nicht alles.
Der Tempel ist Haus Gottes, kein Kaufhaus.
Gott lässt sich nicht kaufen wie eine beliebige Ware.
Um die Gnade Gottes kann ich nicht feilschen.
Die Liebe Gottes ist umsonst.
Gott schenkt mir seine Liebe – umsonst.
Er wird für mich Mensch – gratis.
Ich muss mir zum Glück nicht alles selbst verdienen.
Ich darf mir seine Liebe schenken lassen.
Die Tempelreinigung steht ganz am Anfang des Weges Jesu im Johannesevangelium.
Gleich zu Beginn setzt Jesus einen Kontrapunkt zur gängigen Kaufhausmentalität.
Was für ein Frei-Raum, der uns da geschenkt wird!
P. Maurus Runge OSB
Impuls an Epiphanie (6.1.2022)
ImpulsDie Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-12)
Jesu öffentliches Auftreten beginnt mit einem ersten Zeichen, indem er auf einer Hochzeit Wasser in Wein verwandelt.
In der Bildsprache der heiligen Schrift steht das Bild einer Hochzeit für die „Vermählung“ Gottes mit jedem Menschen. So heißt es schon beim Propheten Jesaja: „Ja, wie der Jüngling sich vermählt mit der Jungfrau, so vermählt sich mit dir dein Erbauer; wie der Bräutigam sich freut an der Braut, so freut sich an dir dein Gott“ (Jes 62,5). In der Menschwerdung Gottes bildet Gott eine unzerstörbare Verbindung, ja eine Beziehungsqualität zwischen sich und dem Menschen. Wir Menschen sind mit Gott bis in Ewigkeit hin mit IHM Verbundene.
Der Wein steht als Bildwort für die grenzenlose Fülle, die Gott schenkt. In der Geburt des Jesuskindes macht sich Gott uns zum Geschenk. Seit der Geburt dieses göttlichen Kindes bricht eine neue Zeit der „Fülle“ an. Nun leben wir als mit Gott Vermählte und als Beschenkte, wobei uns Gott mit seiner Fülle der Liebe und Zärtlichkeit überschüttet.
Heute feiern wir das Fest der Epiphanie. Die drei Magier, die dem Stern folgten, knien vor dem göttlichen Kind nieder und beschenken es; sie beten es an.
Die drei Magier dürfen uns besonders heute Vorbilder sein, unserer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen, dass wir mit Gott in einer ewigen Beziehung stehen. Gott erscheint, und eine neue Zeit des Heils bricht an. Unsere Antwort darauf: Beten wir das göttliche Kind an.
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am Mittwoch der Zweiten Weihnachtswoche (5.1.2022)
ImpulsAm nächsten Tag stand Johannes abermals da und zwei seiner Jünger; und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm! Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister –, wo wirst du bleiben? Er sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen’s und blieben diesen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde. Einer von den zweien, die Johannes gehört hatten und Jesus nachgefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus. Der findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden, das heißt übersetzt: der Gesalbte. Und er führte ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sprach er: Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heißen, das heißt übersetzt: Fels. Am nächsten Tag wollte Jesus nach Galiläa ziehen und findet Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach! Philippus aber war aus Betsaida, der Stadt des Andreas und des Petrus. Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, Josefs Sohn, aus Nazareth. Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann aus Nazareth Gutes kommen! Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh! Jesus sah Nathanael kommen und sagt von ihm: Siehe, ein rechter Israelit, in dem kein Falsch ist. Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bevor Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, habe ich dich gesehen. Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel! Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir gesagt habe, dass ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum. Du wirst noch Größeres sehen als das. (Joh 1,35-51)
Vor kurzem zeigte der Sender Arte den Dreiteiler „Das Seil“.
In der Serie geht es um ein Team von Wissenschaftlern in einer astronomischen Forschungsstation mitten im norwegischen Nirgendwo. Eines Tages entdeckt einer der Wissenschaftler im tiefen Wald ein Seil, das scheinbar kein Ende hat. Einige Forscher tun sich zusammen, und folgen dem Seil, um herauszufinden, was es damit auf sich hat. Und es beginnt für sie eine abenteuerliche Reise. Dem Zuschauer wird bei dieser Geschichte schnell klar, dass es sich bei dem Seil um eine Metapher handelt, eine pessimistische Metapher für die Weltreligionen. Je länger die Forscher dem Seil folgen, desto mehr wollen sie zu seinem Ende kommen, und wissen, was dort auf sie wartet, sie werden davon immer mehr besessen. Das Seil wird zur Obsession, die alles bestimmt und verteidigt werden muss, und es folgen daraus Gewalt, Misstrauen und Tod. Der scheinbare Halt führt zur Haltlosigkeit.
Tatsächlich habe ich mich nach dem Sehen der Serie ein wenig gefragt, ob meine Momente der Berufung nicht auch eigentlich nur ein Seil waren, welches ich auf einmal im Wald gefunden habe. Eine Illusion in einer haltlosen Zeit. Wir alle haben Momente der Berufung erfahren, und erfahren sie immer wieder. Doch ist dieser Ruf nur eine Illusion, die uns scheinbar Halt in der Wahrheit verspricht? Ganz klar kann man das sicher nicht mit Ja oder Nein beantworten. Doch klar ist, dass der Ruf in uns etwas bewegt hat und wir uns auf den Weg gemacht haben. Und wenn ich die heutige Berufungsgeschichte lese, dann bewegt sie mich immer wieder auf neue.
Können Sie sich an einen der Momente ihrer Berufung erinnern?
Ich erinnere mich, dass mich eines Tages plötzlich die Stille gerufen hat. Ganz langsam ist sie in mein Leben getreten. Das war außergewöhnlich, denn als Kind hatte ich vor der Stille Angst, und als junger Mensch sucht man Trubel und Spaß.
Einmal hatte ich ein besonderes Erlebnis mit Stille.
Nach dem Tod meines Vaters bin ich viel gewandert. Mich hatte es getröstet, einfach zu laufen und die Natur zu erleben. Bei einer dieser Wanderungen an einem warmen Märztag ging ich einen Weg entlang und von einem Schritt auf den anderen war alles auf einmal vollkommen still. Es war, wie wenn ich in eine Blase aus Stille getreten wäre. Kein Vogelgesang, kein anderes Geräusch, nur mein Herzschlag war zu hören.
So plötzlich wie sie gekommen war, war sie auch schon wieder vorbei. Wie ein scheues Tier.
Dieser Moment war für mich kein gefundenes Seil, da war kein Halt, keine Erklärung der Welt, keine Angst, da war nur Weite und Freiheit.
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am Dienstag der Zweiten Weihnachtswoche (4.1.2022)
ImpulsAm nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! Dieser ist’s, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich. Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er offenbar werde für Israel, darum bin ich gekommen zu taufen mit Wasser. Und Johannes bezeugte es und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich gesandt hat zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf welchen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist’s, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn. (Joh 1,29-34)
„Man zeigt nicht mit dem Finger auf andere.“ Das hat mir meine Mutter früher oft gesagt, wenn ich genau das getan habe – im Bus, in der Straßenbahn, beim Spazierengehen im Park. Johannes der Täufer macht genau das. Viele Bilder zeigen ihn mit ausgestrecktem Zeigefinger, wie er von sich weg auf Jesus deutet. „Siehe, das ist Gottes Lamm!“ – „Dieser ist Gottes Sohn.“ Nicht ich bin wichtig, sondern Jesus. Ihm will ich den Weg bereiten, auf ihn hinweisen, damit andere zu ihm kommen und ihn finden.
Der Unterschied zwischen Johannes und mir ist wohl, dass ich auf andere gezeigt habe und manchmal auch heute noch zeige, wenn mir etwas, meist etwas Unangenehmes, an ihnen aufgefallen ist. Ich zeige auf sie, um sie sozusagen bloßzustellen. Johannes will Jesus nicht in diesem negativem Sinn bloßstellen, er möchte, dass andere ihn erst entdecken, auf ihn aufmerksam werden, ihm folgen.
Auf andere zeigen, nicht um sie bloßzustellen, sondern um sie groß zu machen. Auf andere hinweisen in diesem Sinne, meint dann: Ich sehe dich, weil Gott dich sieht. Du bist es wert, dass auch andere dich sehen und das Gute, das durch dich ausgeht. Vielleicht sollten wir mehr in die Schule von Johannes dem Täufer gehen.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Montag der Zweiten Weihnachtswoche (3.1.2022)
ImpulsUnd dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden zu ihm sandten aus Jerusalem Priester und Leviten, dass sie ihn fragten: Wer bist du? Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus. Und sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin’s nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein. Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du dann?, dass wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? Er sprach: »Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!«, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Und sie waren abgesandt von den Pharisäern, und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du denn, wenn du nicht der Christus bist noch Elia noch der Prophet? Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennt. Der wird nach mir kommen, und ich bin nicht wert, dass ich seine Schuhriemen löse. Dies geschah in Betanien jenseits des Jordans, wo Johannes taufte. (Joh 1,19-28)
Johannes wird von den Pharisäern gefragt, wer er ist oder wer er auch nicht ist. Er ist nicht Elija und er sagt von sich auch, dass er nicht der Messias ist. Johannes weiß um seine Rolle in der Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen.
Ich finde, dass es oft nicht einfach ist zu sagen, wer ich bin. Aber es ist für mich beruhigend zu wissen, was ich nicht sein muss. Ich muss nicht der Messias sein. Wie viele Menschen glauben, die Welt retten zu müssen, und überfordern sich damit. Ich muss auch kein großer Prophet sein und die Wahrheit in allem wissen. Trotzdem ermuntert uns diese Textstelle zu ergründen, was denn meine Existenz auf dieser Erde zu bewirken hat. Welche Rolle in der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen möchte ich einnehmen?
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Zweiten Sonntag nach Weihnachten (2.1.2022)
ImpulsMein Herz ist bereit – Impuls zu Psalm 57
Der Advent war eine Zeit des Wartens. Der Advent war eine stille Zeit. Eine Zeit, um ein offenes und bereites Herz gegenüber Gott zu entwickeln, damit er an Weihnachten durch unsere Herzens-Tür in uns Wohnung nehmen kann. Als König David diesen Psalm schrieb, wurde er vom König Saul verfolgt und versteckte sich mitten in der Wüste in einer Höhle. Am Anfang des Psalms schreit David sein Leid und seine Angst heraus. Manchmal tut es gut, die Ängste des Lebens einfach aus der Dunkelheit der Seele zu rufen. Im zweiten Teil des Psalmes kommt sein Herz in Gott zur Ruhe. Mitten in der Wüste erwartet David Gottes Herrlichkeit. Mitten in der Nacht schenkt uns Gott an Weihnachten seine Herrlichkeit. Mitten in der Nacht hören wir den Liebesruf Gottes. Zweimal bekennt David: Mein Herz ist bereit, wach auf, meine Seele. Zweimal singt er wiederholend diese Worte. Wenn wir etwas wiederholen, dann prägt sich das besser ein. Dann macht dies etwas mit unserem Herzen.
Ich weiß nicht, ob Sie heute etwas bedrängt. Geht es Ihnen gut? Sind Sie gut ins NEUE JAHR gekommen? Oder sind sie von Krankheit, Alter oder Not gezeichnet? Was quält Ihr Herz? Was lässt Sie nicht zur Ruhe kommen? In solchen Situationen werde ich persönlich oft ganz still und in meiner Stille neige ich meines Herzens Ohr und schweige. Ich bereite mein Herz. Ich öffne Gott mein Herz. Mein Herz ist bereit! Wach auf, meine Seele!
Für das neue Jahr habe ich mir vorgenommen: Ich will ganz bewusst jeden Morgen mein Herz öffnen und Gott darin einladen. Das ist ein guter und wichtiger erster Schritt in einen gelingenden Tag mit Gott.
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls an Neujahr (1.1.2022)
Impuls2Schön ist es, dem Herrn zu danken
und deinen Namen, du Höchster, zu preisen.
3Gerne verkünde ich am Morgen deine Güte
und erzähle in den Nächten von deiner Treue –
4zum Klang der Bassleier mit zehn Saiten,
zum rhythmischen Spiel der Handleier.
5Ja, dein Tun, Herr, hat mich froh gemacht.
Ich will jubeln über die Werke deiner Hände.
6Wie großartig sind doch deine Werke, Herr.
(Psalm 92,2-6a nach der BasisBibel)
Wie wunderbar erklingen diese ersten Verse des Psalms 92 zum Beginn des neuen Jahres 2022! Noch liegt es wie unbeschriebene Seiten eines Buches vor uns. Und will gefüllt werden mit Leben – mit Erfahrungen und Begegnungen, mit Ideen und Taten, mit dem, was ich beitragen kann und mit anderen teile.
Schon das ist Grund genug, Dank zu sagen. Und gingen mir nicht gestern beim Blick auf das vergangene Jahr bei allen Schwierigkeiten, bei allem Traurigen, bei allem Schmerz auch Dinge durch den Kopf, für die ich „Danke!“ sagen möchte?! Mir fiel der folgende Text einmal wieder in die Hände – möge er uns Ansporn sein an diesem ersten Tag des Jahres:
Es scheint so selbstverständlich zu sein,
mit anderen zusammen zu sein,
so wie es normal ist, dass ein neuer Tag anfängt und
ich wach werde.
Es ist so selbstverständlich, anderen zu begegnen,
ihnen zuzulächeln oder ein Lächeln zu empfangen,
mit anderen zu reden und zu streiten,
etwas wieder gut zu machen, mich zu versöhnen,
gemeinsam Spaß zu haben und Abenteuer zu erleben,
das Schöne zu genießen und Schweres miteinander zu tragen.
Es ist so selbstverständlich,
dass uns selten in den Sinn kommt,
Dir, Gott, dafür „Danke!“ zu sagen.
Heute wollen wir es einmal tun.
Danke, guter Gott!
(Aus: Wegzeichen. Gebete für den Weg)
Seien Sie behütet und hoffnungsfroh im neuen Jahr!
„Der HERR ist gerecht! Er ist mein Fels.“ (Ps 92,16 () )
P. Guido Hügen OSB
Impuls an Silvester (31.12.2021)
ImpulsGott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken. Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht. (Ps 46,6)
Der 46. Psalm preist Gott als eine sichere Burg der Zuflucht, in der die Menschen Sicherheit und Geborgenheit finden, wenn unter ihnen der Boden unter den Füßen wegzubrechen droht. Mit dem Jahr 2021 geht nun ein Jahr zu Ende, das erneut von der Corona-Pandemie geprägt war und in dem Menschen oft die Erfahrung von tiefer Verunsicherung und Verzweiflung gemacht haben. Nicht nur die Bilder der Überschwemmungen während der Flut in den Sommermonaten kommen in mir hoch, wenn ich diesen Psalm nun am Ende dieses Jahres bete. Sondern auch viele andere persönliche Erdbeben und Schicksalsschläge, die Menschen in den unterschiedlichen Bereichen ihres Lebens machen mussten, werden mir sofort bewusst und ich kann sie nicht ausblenden.
Der 46. Psalm drückt für mich eine tiefe Zuversicht aus, dass Gott in all diesen Bedrohungen, dieser Not und Verzweiflung da ist. Allen Zweifeln zum Trotz ist dies zumindest meine tiefe Hoffnung: „Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag“, so hat es Dietrich Bonhoeffer inmitten einer der dunkelsten Zeiten der Geschichte geschrieben. Ich vertraue fest darauf und auch darauf, dass Gott in dem neuen Jahr 2022 mit uns gehen wird. Und dass er da sein wird, wenn am Neujahrstag ein neuer Morgen anbrechen wird und das Jahr noch ganz neu vor uns liegen wird. Ich wünsche Ihnen, dass Sie getrost und zuversichtlich und mit dem Segen Gottes in das neue Jahr 2022 gehen können!
P. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Donnerstag der Weihnachtsoktav (30.12.2021)
ImpulsUnd das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut. (aus Joh 1,14-18)
In eindrucksvoller Weise beschreibt der Johannesprolog liedhaft die Menschwerdung Gottes. Er gipfelt in der Aussage: „Und das Wort ist Fleisch geworden“. Gott will nicht ein entfernter und unzugänglicher Gott bleiben. In der Menschwerdung Jesu kommt er uns ganz nah. Gott wird Mensch.
Gott will alles Menschliche und an diese Erde Gebundenes mit uns teilen. Gott hat eine Sehnsucht, uns ganz nahe zu kommen. Gott läuft seinem Ebenbild, dem Menschen, gleichsam in Zuneigung nach. Und näher konnte er uns nicht kommen, als selbst Mensch zu werden. Menschliches und Göttliches ist seit der Menschwerdung Gottes unzerstörbar miteinander verbunden. Gott ist demnach nicht nur in einem Tempel präsent. Er will in jedem Menschen Wohnung nehmen. Dies wird besonders daran deutlich, dass Johannes für „wohnen“ im Urtext das Wort „zelten“ benutzt. Seit seiner Menschwerdung hat Gott keine an einen Ort gebundene Bleibe, sondern zeltet immer wieder in jedem Menschen. Werden wir in diesen Tagen der Jahreswende innerlich und besinnen wir uns, dass Gottes Herrlichkeit im Menschen präsent ist. Das „Schauen“ ist ein kontemplativer innerer Akt des inneren Gebetes. Halten wir inne im Bewusstsein unserer Vergöttlichung, eingedenk der Einwohnung Gottes in uns, und gehen wir in einer kontemplativen Haltung in Resonanz.
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am Mittwoch der Weihnachtsoktav (29.12.2021)
ImpulsDas war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht; und die Welt erkannte es nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus menschlichem Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind. (Joh 1,9-13)
Welch ermutigende Aussage! Da reflektiert der Prolog des Johannes-evangeliums die Geburt des Gottessohnes (des logos) aus Gott, und macht gleichzeitig eine wichtige Aussage über uns Menschen.
Nämlich: wir sind Kinder Gottes! Wir sind „nicht aus menschlichem Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren“! Mein Ursprung ist göttlich! Ich bin sozusagen ein himmlisches Menschenkind.
Diese Aussage des Johannes, sie kann unendliche Freiheit schenken. Wie oft verzweifeln wir daran, dass wir so sind, wie wir sind. Und schnell sind „Schuldige“ gefunden: meine Ursprungsfamilie, schlechte Gene von meinen Eltern, die schlechten Zeiten in die ich hineingeboren wurde, … Ja, all das hat seinen Einfluss auf meine Person gehabt und hat es bis heute. Das ist richtig. Aber – ich bin dadurch nicht absolut vorherbestimmt, hoffnungslos in der Falle meiner Geschichte. Denn: mein tiefster Personkern ist göttlichen Ursprungs. Und deshalb habe ich eine unantastbare Würde: „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“ (vgl. Grundgesetz!) Und deshalb bin ich, komme was wolle, auch für Gott unendlich kostbar und wertvoll. Ich bin nicht nur das kleine Rädchen im Getriebe der Welt, was jederzeit ausgewechselt werden kann, und keiner merkt es. Ich bin als Jonas (und hier dürfen Sie Ihren Namen einsetzen!) unendlich kostbar, geliebt, angenommen – einfach so, ohne Vorleistung – weil ich bin!
Lassen wir diese Botschaft in dieser Weihnachtszeit in uns wachsen. Werden wir immer mehr zu königlichen Menschen und denken wir immer daran: wir sind aus Gott geboren!
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Dienstag der Weihnachtsoktav (28.12.2021)
ImpulsEin Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. (Johannes 1,6-8)
Bei der heutigen Stelle aus dem Johannes-Evangelium geht mein Blick noch einmal zurück in den Advent, in die Zeit, die so eng verwoben ist mit Johannes dem Täufer.
Der Adventskranz, er liegt bei vielen von uns schon längst auf dem Komposthaufen. Doch es ist wichtig, nicht den Weg zu vergessen, den man gegangen ist. Es ist wichtig, davon Zeugnis abzulegen. Die Wüste, sie verschwindet nicht dadurch, dass wir nicht mehr durch sie gehen müssen. Die Nacht, die wir erlebt haben, sie bleibt ein Teil von uns.
Wir haben den Rufer in der Wüste gehört, und wir haben das Zeugnis gehört, dass da einer kommen wird, der uns mit Feuer taufen wird.
Das kann einem schon mal ein wenig Angst machen. Doch Johannes ist im Mutterleib vor Freude gehüpft, als er Jesus gespürt hat. Und hat ein Engel nicht gerade verkündet: Fürchtet euch nicht?! Was wollen wir eigentlich jetzt noch mehr, und worauf warten wir noch?
Glaube ist keine Selbstoptimierung; wir müssen nach der Heiligen Nacht nicht heiliger werden als diese Nacht. Glaube heißt Vertrauen, heißt Liebe.
Johannes, Elisabeth und Zacharias – sie sind Zeugen davon.
Heute, zwischen den Jahren, wünsche ich uns allen den Mut, zu unseren Wüsten zu stehen. Denn wie soll denn dort etwas zu blühen beginnen, wenn wir gerade diese Orte dem Licht vorenthalten?
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am Montag der Weihnachtsoktav (27.12.2021)
ImpulsIm Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. (Joh 1,1-5)
Aus dem Prolog des Johannesevangeliums sticht für mich das Wort Anfang hervor. Ich selber neige zu linearem Denken. Alles hat irgendwann begonnen und endet auch irgendwann. Aber im Gegensatz dazu heißt es: Geboren vor aller Zeit. Anfang ist dann kein zeitlicher Begriff, sondern meint, dass etwas da ist – und das zu jeder Zeit. Die Erlösung durch das Wort zu den Menschen hin ist vor aller Zeit und nach jeglicher Zeit. Es ist für mich tröstlich zu wissen, dass alle Schöpfung jenseits von Raum und Zeit in der göttlichen Gegenwart geborgen und geliebt ist. Es ist für mich auch erlösend zu glauben, dass Ewigkeit nicht eine endlose Fortsetzung von Zeit bedeutet, sondern: in der permanenten Gegenwart der Liebe zu wohnen.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Zweiten Weihnachtstag (26.12.2021)
Impuls-Impuls über Lk 2,29-32
Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast.
Die Worte des greisen Simeon haben für mich etwas ungemein Tröstliches. Er selbst spricht davon, dass er nun bald sterben kann und wird. Aber er ist zutiefst dankbar, weil seine Augen den Messias in Gestalt des kleinen Jungen im Tempel sehen durften. In Frieden scheiden und in Frieden loslassen können. Das ist etwas, das immer wieder neu eingeübt werden kann und soll. Das Gebet des Simeon hat im Stundengebet der Kirche seinen festen Platz: in der Komplet, dem Nachtgebet. Dankbar auf den Tag zurückblicken zu dürfen, aber dabei auch das Schwere und Schmerzvolle nicht ausblenden zu müssen, darum geht es. All das, was gewesen ist, noch einmal anzuschauen, um sich unter dem liebevollen Blick Gottes damit versöhnen zu können. Vielleicht kann diese Bibelstelle Sie gerade in der kommenden Zeit „zwischen den Jahren“ innerlich begleiten, sodass Sie noch einmal auf ihr persönliches Jahr 2021 zurückblicken und versöhnt und zuversichtlich damit abschließen können. Alles, was Sie in diesem Jahr an glücklichen Stunden erlebt haben, aber auch alles, was schwer und leidvoll gewesen ist, dürfen Sie im Zugehen auf den Jahreswechsel in Gottes Hand legen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Frieden auf das Vergangene zurückblicken und dann gut in das neue Jahr 2022 gehen können.
P. Vincent Grunwald OSB
Impuls an Weihnachten (25.12.2021)
ImpulsLiebe Leserin, lieber Leser,
in seiner Menschwerdung will Gott das Leben der Menschen verändern und sich heilend zuwenden. Möge Ihnen diese ZU-WENDUNG geschenkt werden.
Die Kirche betet mit Worten aus Psalm 2:
„Wohl allen, die auf ihn trauen!“
Übersetzt bedeutet dies: Suchen wir IHN, Jesus, das Kind von Betlehem, auf. Vertrauen wir IHM, weil ER das Leben in Fülle schenkt (Joh 10,10).
Vertrauen und Besonnenheit ist der beste Umgang mit den Krisen und Herausforderungen unseres Lebens.
Vielleicht kann ein erster Schritt für Sie sein, sich einzugestehen, dass es schwere Situationen gibt. Situationen, vor denen Sie mit gebundenen Händen und wie ohnmächtig stehen.
Mögen Worte von Paul Gerhardt unser aller Vertrauen stärken:
Ich lag in tiefster Todesnacht, Du wurdest meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht, Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht des Glaubens in mir zugericht‘,
wie schön sind Deine Strahlen.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.
Bleiben Sie behütet!
Ihr
+ Aloysius Althaus OSB
Impuls an Heiligabend (24.12.2021)
ImpulsLiebe Leserin, lieber Leser,
die alttestamentliche Lesung aus dem Buch Maleachi führt uns hin zum weihnachtlichen Geheimnis.
„Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.“ (Maleachi 3,20)
Die Sonne der Gerechtigkeit lässt Heil aufstrahlen.
Hoffnungen erfüllen sich.
Sehnsucht wird gestillt.
Freude breitet sich aus.
Nur noch wenige Stunden bis zum Beginn der Heiligen Nacht.
Schenken Sie sich einige Augenblicke der Stille, und sinnen Sie über diesen Schriftvers nach.
Wo benötige ich Heil und Heilung?
Wo würde mir ein Freude- und Hoffnungsschimmer gut tun?
Welche Sehnsucht trage ich in mir?
Mit Worten von Seraphim von Sarow wünsche ich Ihnen und Ihren Familien einen frohen 24. Dezember!
„Wer freut sich nicht beim Anblick der Sonne?
Weitaus größer ist die Freude, wenn man mit innerem Auge Christus,
die Sonne der Heiligkeit, erkennt“.
Bleiben Sie behütet!
+ Aloysius Althaus OSB
Impuls am Donnerstag der Vierten Adventswoche (23.12.2021)
ImpulsIhr redet hart gegen mich, spricht der HERR. Ihr aber sprecht: „Was reden wir gegen dich?“ (aus Maleachi 3,13-18)
Momentan hört man viel, dass in unserer Gesellschaft eine Spaltung drohen soll, und ein wenig frage ich mich dabei, ob wir denn nicht in vielem schon längst gespalten sind. Ob Ossi oder Wessi, Ausländer oder Inländer, arm oder reich, evangelisch oder katholisch oder gar keine Kirche, Bayern- oder 1860er-Fan, Martini geschüttelt oder gerührt. Überall gehen kleine oder große Risse und Mauern durch unsere Gesellschaft, glaubt jede Seite es am besten zu wissen, was gut und richtig ist, heißt die Devise Abgrenzung und Ausgrenzung.
In einer konfliktgeladenen Welt wünscht man dem anderen gerne das Schlechteste an den Hals. Alles natürlich ganz aus Nächstenliebe. Man wünscht sich einen Privatgott, der mit Macht kommt und die „Bösen“ mit einem Blitz vernichtet. Gott ist ganz sicher auf meiner, auf der allein richtigen Seite.
Ein Konsens scheint hier fast unmöglich.
Aber das Erstaunliche ist: Gott wird kommen, aber nicht mit Blitz und Donner. Er wird als kleines, verwundbares Baby kommen. Schutzlos, als Mensch.
Was für eine riesengroße Überraschung (oder Enttäuschung) für uns.
„Und auf einmal warst du da, und von da an war sowieso alles anders!“
Diesen Satz hört man oft, wenn ein Kind auf die Welt kommt und das Leben der Eltern über Nacht auf den Kopf stellt. Und wenn Dinge auf den Kopf gestellt werden, spielen von uns gezeichnete Grenzen auf einmal überhaupt keine Rolle mehr. Ganz neue Regeln werden nötig, und jeder muss über seinen eigenen Schatten springen.
Morgen, in der dunkelsten Nacht, wird es geboren werden, das göttliche Kind. Ein ganz gewöhnliches Kind wird kommen.
Und alles wird anders sein.
Gewidmet: Nico, Jenni, Luna, Luise, Katharina, Hazel, Rupert, Kajetan, Masha, Fee, Finn, Paul, Lara, Emma, und den so vielen, vielen anderen, die die Welt auf den Kopf gestellt haben.
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am Mittwoch der Vierten Adventswoche (22.12.2021)
ImpulsImpuls zu Mal 3,6-12
In der mönchischen Tradition gibt es den Begriff der Conversatio morum. Das kann man mit Umkehr übersetzen. Es gibt aber auch die Übersetzung: das Verhalten ändern. Da wird es dann konkret. Umkehr im biblischen Sinne, wie sie hier auch bei Maleachi beschrieben wird, geht immer mit konkreten Maßnahmen einher. Der Sinneswandel allein genügt nicht. Gott ruft uns auf, unser Verhalten zu ändern. Auch drei Tage vor Weihnachten. Jeder von uns ist dazu aufgerufen, sein Verhalten dort zu ändern, wo er sich selbst, dem Nächsten und auch Gott nicht gerecht wird.
Ein zweiter Aspekt bei Maleachi ist die Segensverheißung. Wenn wir umkehren und bereit sind zu schenken, was andere benötigen, dann werden wir selber keinen Mangel erleiden. Gott öffnet die Schleusen des Himmels für den, der schenkt.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Dienstag der Vierten Adventswoche (21.12.2021)
ImpulsSeht, ich sende meinen Boten; / er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel / der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. (Mal 3,1 – ganze Lesung: Mal 2,17-3,5)
Maleachi spricht von einem Boten, der dem HERRN vorausgeht. Die Tradition hat diese Worte auf Johannes den Täufer bezogen, der Jesus den Weg bereitete. Der Text aus dem Prophetenbuch Maleachi ist ein durch und durch adventlicher Text, in dem es um den Tag des HERRN, seine Wiederkehr in den Tempel geht. Und doch ist er ganz anders, als wir es mit adventlich-romantischen Gefühlen verbinden. Denn „wer erträgt den Tag, an dem er kommt“, so heißt es weiter. Und: „Er ist wie das Feuer des Schmelzers und wie die Lauge der Walker“ – beides alles andere als angenehme Dinge. Und der Herr wird Gerechtigkeit schaffen, vor allem für die Witwen und Waisen, also die ärmsten Menschen im Land – und gegen jene, die Gerechtigkeit mit Füßen treten und sie ausbeuten.
„Tauet, Himmel, den Gerechten, ihr Wolken, regnet ihn herab. Die Erde sprosse auf und bringe den Heiland hervor.“ So haben wir es am 4. Adventssonntag gesungen. Die ganze Natur wartet sehnsüchtig auf das Kommen Gottes, damit ER Gerechtigkeit bringt.
Worauf warte ich? Was habe ich zu erwarten? Was muss in mir gerichtet werden, damit Gerechtigkeit einziehen kann?
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Montag der Vierten Adventswoche (20.12.2021)
ImpulsImpuls zu Mal 1,1-14
Das alttestamentliche Buch des Propheten Maleachi – es beginnt für unsere Ohren ziemlich unverständlich. Da ist von Opfern die Rede. Tiere, die auf dem Altar Gott geopfert werden. Und von Gott, der die einen Opfer annimmt und die anderen ablehnt…
Vielleicht ist der Schlüssel zu all diesen Vorstellungen von einem Gott, dem man opfern muss, das hebräische Wort für Opfer – korbán. Und das heißt wortwörtlich übersetzt – näherkommen. Nach alttestamentlichen Vorstellungen komme ich durch ein Opfer mir selbst, meinem Nächsten oder auch Gott näher. Ich glaube, wir würden das Gemeinte heute eher mit dem Wort Liebe umschreiben. Also: Etwas, das ich tue, um mir selbst oder meinem Nächsten oder Gott näher zu kommen – das ist eine Liebestat. Denn ich tue es ja „freiwillig“ – weil mir der andere oder auch Gott etwas wert sind. Und nicht, weil ich es tun muss (aus welchem Grund auch immer).
Der Opfergedanke erinnert uns also daran, dass es um eine Beziehung geht: die zwischen Gott und Mensch. Und dass auch dieses Verhältnis das braucht, was wir heute „Beziehungsarbeit“ nennen. Ich investiere etwas in diese Beziehung, damit sie wachsen kann, damit sie gut wird und gut bleibt!
Und zwar nicht, weil ich oder „man“ das so tun muss, sondern weil ich es will! Aus Liebe! Weil mir der andere (Gott!) etwas wert ist…
Wie sieht meine Beziehungsarbeit mit Gott aus? Gerade jetzt – in den letzten Tagen vor Weihnachten? Finde ich noch Zeit und Raum, oder geht dies im allgemeinen Weihnachtsstress unter?
Machen wir uns wieder neu auf den Weg. Denn es gilt das, was am Anfang unseres Textes steht: „Ich habe euch lieb – spricht der Herr!“ (Maleachi 1,2)
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Vierten Adventssonntag (19.12.2021)
ImpulsLeiter
Impuls zu Lk 1,46-55
Auf der Leiter des Lebens empor zu den Momenten des Glücks. Manchmal sind sie hart erarbeitet wie ein gutes Schulzeugnis oder das Gefühl, die Stufen der Leiter wieder hinunterzufallen. Auf den Boden der Tatsachen zu plumpsen. So erging es auch Maria – Miriam, einem jungen Mädchen aus Nazareth. Maria wird mit einer Nachricht konfrontiert, die ihr Leben auf einen Schlag ändert. Bei Maria war es die unerwartete Schwangerschaft. Danach ist nichts mehr wie vorher. Die Frage lautet, wie man nun seinen Weg auf der Lebensleiter weitergehen kann. Nach oben? Nach unten? Maria hat bei aller Ungewissheit JA dazu gesagt, das Kind zu bekommen. Gott ist damals, als die von den Propheten verheißene Fülle der Zeit angebrochen war, die Leiter vom Himmel herabgestiegen. Gott wurde in Jesus ein Mensch unter Menschen. Gott ist sein Schöpfungswerk hinabgestiegen. Gott ist die Himmelsleiter zu uns herabgestiegen. Denn er will auch in Freude und Glück, in Sorgen und Kummer, in Jugend und Alter, in Krankheit und Tod für uns als der ICH-BIN-DER da sein. Maria fiel nicht von der Leiter. Sie stimmt ihren großen Lobpreis für Gott an und steigt die Stufen empor. Ihr Lob verstummt bis heute nicht in den Mündern der Menschen.
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Samstag der Dritten Adventswoche (18.12.2021)
ImpulsDann wird der Herr König sein über die ganze Erde. An jenem Tag wird der Herr einzig sein und sein Name einzig. Es wird sich verwandeln wie in eine Ebene das ganze Land… Man wird darin wohnen. Es wird nie mehr ein Bann vollzogen werden und Jerusalem wird in Sicherheit wohnen. (Sacharja 14,9-11 – ganze Lesung: 14,1-11)
Im 14. Kapitel zeichnet der Prophet endzeitliche Bilder über Jerusalem: Krieg, Plünderungen, Eroberungen, Schändung, Leid… sind die Kennzeichen. Doch Gott selbst wendet das Blatt. An „jenem Tag“ kommt Gott selbst Jerusalem zu Hilfe. Gott zieht in Jerusalem ein. Gott errichtet eine neue heilvolle Königsherrschaft.
Kennen wir heutige Menschen nicht auch unter und in uns unheilvolle Szenarien und Unsicherheiten?
Ist nicht gerade unsere jetzige Zeit von Labilität geprägt? Wir Menschen sehnen uns gerade jetzt nach umfassendem Heil und Sicherheit, angesichts der Bedrohungen einer Pandemie oder der Krisenherde dieser Welt. Mag nicht in diesem Advent der eine oder andere anstimmen mit den Worten der heutigen O-Antiphon „O komm, und befreie uns“?
Auch in diesem Advent 2021 will Gott in unserer Geschichte und in uns ankommen. Das Jerusalem des Propheten Sacharja dürfen wir selbst sein:
Sein Ankommen in uns will uns Stabilität, Sicherheit, inneren Frieden und Heil schenken. Trotz aller Bedrohungen ist Gott im Kommen. Möge es uns Zuversicht schenken!
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am Freitag der Dritten Adventswoche (17.12.2021)
Impuls9 An jenem Tag wird es sein, da werde ich danach trachten, alle Völker zu vernichten, die gegen Jerusalem anrücken. 10 Doch über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems werde ich einen Geist des Mitleids und des flehentlichen Bittens ausgießen. Und sie werden auf mich blicken, auf ihn, den sie durchbohrt haben. Sie werden um ihn klagen, wie bei der Klage um den Einzigen; sie werden bitter um ihn weinen, wie man um den Erstgeborenen weint. 11 An jenem Tag wird die Klage in Jerusalem so groß sein wie die Klage um Hadad-Rimmon in der Ebene von Megiddo. 12 Das Land wird trauern, jede Sippe für sich: die Sippe des Hauses David für sich und ihre Frauen für sich; die Sippe des Hauses Natan für sich und ihre Frauen für sich; 13 die Sippe des Hauses Levi für sich und ihre Frauen für sich; die Sippe des Schimi für sich und ihre Frauen für sich; 14 alle übrig gebliebenen Sippen, jede Sippe für sich und ihre Frauen für sich.
13,1 An jenem Tag wird für das Haus David und für die Einwohner Jerusalems eine Quelle entspringen gegen Sünde und Unreinheit. (Sach 12,9-13,1)
So viel Klage, so viel Trauer, so viele Tränen, die fließen. Das klingt so gar nicht adventlich-hoffnungsvoll. Und dann lese ich den letzten Satz der heutigen Lesung: An jenem Tag wird für das Haus David und für die Einwohner Jerusalems eine Quelle entspringen gegen Sünde und Unreinheit. Die vielen Tränen, die die Israeliten vergießen, sie werden zu einer Quelle „gegen Sünde und Unreinheit“, einer Quelle, aus der neues Leben entspringt.
Die christliche Tradition spricht von der reinigenden Kraft der Tränen. Und jeder, der schon einmal ernsthaft geweint hat – ohne Kosmetik und Schauspiel – der weiß um die Wahrheit dieses Satzes. Tränen können eine reinigende Kraft entfalten. Alles, was da ist, jeder Schmerz, jeder Fehler, jede persönliche Schuld, darf da sein. In den Tränen fließt das alles sozusagen aus mir heraus – und ich werde frei für einen neuen Aufbruch. Wenn das nicht hoffnungsvoll ist…
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Donnerstag der Dritten Adventswoche (16.12.2021)
Impuls4 So spricht der HERR, mein Gott: Hüte die Schafe, die geschlachtet werden sollen! 5 Deren Käufer töten sie, ohne es zu büßen, und deren Verkäufer sagen: Gepriesen sei der HERR, denn ich bin reich geworden. Ihre Hirten aber haben kein Mitleid mit ihnen. 6 Wahrhaftig, ich habe kein Mitleid mehr mit den Bewohnern des Landes – Spruch des HERRN. Siehe, ich lasse jeden Menschen in die Hand seines Nächsten fallen und in die Hand seines Königs. Sie werden das Land zerschlagen, aber ich werde es nicht aus ihrer Hand retten. 7 Ich hütete die Schafe, die geschlachtet werden sollten, für die Schafhändler und ich nahm mir zwei Ruten. Die eine nannte ich Noam – Freundlichkeit -, die andere nannte ich Hobelim – Verbundenheit -. So hütete ich die Schafe. 8 Ich ließ die drei Hirten in einem einzigen Monat verschwinden. Dann verlor ich die Geduld mit ihnen und auch sie wurden meiner überdrüssig. 9 Ich sagte: Ich will euch nicht mehr hüten. Was im Sterben liegt, soll sterben; was sich verloren hat, sei verloren; und von den Übriggebliebenen soll einer des andern Fleisch fressen. 10 Dann nahm ich meine Rute Noam – Freundlichkeit – und hieb sie in Stücke, um meinen Bund zu zerbrechen, den ich mit allen Völkern geschlossen hatte. 11 So wurde er an diesem Tag zerbrochen. Da erkannten die Schafhändler, die mich beobachteten, dass dies ein Wort des HERRN war. 12 Ich sagte zu ihnen: Wenn es recht ist in euren Augen, so bringt mir meinen Lohn, wenn aber nicht, so lasst es! Da wogen sie mir meinen Lohn ab, dreißig Silberstücke. 13 Da sagte der HERR zu mir: Wirf ihn dem Schmelzer hin, den wertvollen Preis, den ich ihnen wert bin. Und ich nahm die dreißig Silberstücke und warf sie im Haus des HERRN dem Schmelzer hin. 14 Danach hieb ich meine zweite Rute, Hobelim – Verbundenheit -, in Stücke, um den brüderlichen Bund zwischen Juda und Israel zu zerbrechen. 15 Der HERR sagte zu mir: Nimm dir außerdem das Gerät eines törichten Hirten! 16 Denn siehe, ich lasse einen Hirten im Land auftreten: Das Vermisste sucht er nicht, dem Jungen geht er nicht nach, das Gebrochene heilt er nicht, das Erschöpfte versorgt er nicht. Stattdessen isst er das Fleisch der Masttiere und reißt ihnen die Klauen ab. 17 Wehe dem nichtsnutzigen Hirten, / der die Schafe im Stich lässt! Das Schwert über seinen Arm / und über sein rechtes Auge! Sein Arm soll völlig verdorren, / sein rechtes Auge soll gänzlich erblinden! (Sach 11,4-17)
„Hier, in diesem Kapitel, gebe ich auf. Denn ich bin nicht sicher, wovon der Prophet spricht.“
Worte von Martin Luther.
Wissen wir heute mehr?
Zahlreiche Regalmeter füllen Auslegungsversuche zum letzten Teil des Propheten Sacharja. Als Deutung in die Zukunft, als Aufnahme historischer Fakten – viele Annahmen gibt es.
Mir kommen eher Assoziationen.
„30 Silberlinge“ – die begegnen uns doch auch in der Passion Jesu.
Das Wort des Hirten kennen wir auch aus dem Mund Jesu,
der sich selbst als der gute Hirt bezeichnet.
Also so ein ganz anderer als der,
dem wir hier begegnen.
Und auf den wir auf Weihnachten hin wieder zugehen.
Der noch dazu geboren ist unter Hirten.
Wer schon einmal in Betlehem war,
ahnt um die Kargheit und Entbehrung dieser Geburt.
Nichts von fetten Schlachtschafen …
Eher wie das „Friedenslicht aus Betlehem“,
das uns in diesen Tagen ein kleines Licht bringt
und uns entflammen will.
Lassen wir uns darauf ein?
Feuer und Flamme …
Die anderen Assoziationen sind gegensätzlich.
„Das Schweigen der Hirten“
titelt der SPIEGEL.
Und bei „katholisch.de“ lese ich heute:
„Die Monstrosität verschlägt den Atem. Auch zwölf Jahre nach der Offenlegung von Missbrauchsfällen am Berliner Canisius-Kolleg wird das Grauen über die menschlichen Abgründe, die sich immer tiefer auftun, stetig größer. Pfarrer U., der derzeit in Köln vor Gericht steht, hat nicht nur seine Nichten zigfach sexuell missbraucht, sondern auch seine Pflegetochter und – als er vorübergehend im Jahr 2010/2011 beurlaubt war – ein elfjähriges Mädchen in Wuppertal. Danach stand er selbstverständlich wieder hinter dem Altar.“
Und:
„Nun nennen sich die Täter selbst gerne Hirten. Sie lassen sich als „Pastor“ anreden oder tragen den Hirtenstab.“
Ohne Kommentar.
Ich schäme mich.
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Mittwoch der Dritten Adventswoche (15.12.2021)
ImpulsUnd der HERR wird durchs Meer der Angst gehen und die Wellen im Meer schlagen und alle Tiefen des Nils vertrocknen lassen. (aus Sacharja 10,1-12)
Das sind gewaltige Worte die wir heute hören, und sie sprechen dem Leser Mut zu, genauso wie sie einst dem Volk Israel Mut zugesprochen haben. Ich muss bei diesem Satz an das jüdische Volk auf ihrem Weg aus Ägypten denken. Auf ihrem Weg durch das Schilfmeer. Und ich musste an die Lesungen in der Osternacht denken, an das Buch Genesis, an den Weg des Mose und des Volkes Israel durch die Wüste. Eine Sehnsucht nach dem Frühling, jetzt, wo alles grau und dunkel ist.
Der Weg zu den beiden heiligen Nächten, Osternacht und Weihnacht, ist verwandter, als wir im ersten Moment meinen. Denn auch der Advent war einst eine Fastenzeit, und im Orthodoxen Christentum ist er das bis heute. Ein Weg durch die Wüste oder die Nacht, der uns zu einem Wendepunkt führt. Ganz wie die Natur ziehen sich im Advent die Lebenskräfte zurück, verschwinden aber nicht, und alles wird stiller. Und dann erwacht zu Weihnachten eine Kraft, die im Verborgenen wirkt, und die sich immer weiter potenziert. Und diese Kraft wird sich dann an Ostern entfalten.
Gerade jetzt, wo alles still wird, können wir erfahren, dass etwas Gewaltiges bei uns ist und dass wir ganz tief in uns gehalten werden. Dies gelingt nicht oft, aber der Advent bietet mit seinen Bedingungen eine gute Chance dazu, es zu erfahren. Eine Chance, die auch auf uns wartet, wenn wir in unserem Leben durch die Nacht oder die Meere unserer Angst gehen müssen.
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am Dienstag der Dritten Adventswoche (14.12.2021)
ImpulsImpuls zu Sach 9, 9-12
Es ist Advent. In vielen Fenstern leuchten wieder die Lichterketten und Lichterpyramiden. Die Dunkelheit wird vom Licht durchbrochen: die Dunkelheit dieser Jahreszeit, aber auch die Dunkelheit des Lebens. Das Licht durchbricht die Dunkelheit und weckt die Erwartung. Die Erwartung, dass es da noch ein großes Licht gibt. Ein großes Licht, das die Dunkelheit nicht nur durchbricht, sondern sie überwindet. Advent ist eine Zeit der Erwartung. Wir erwarten das große Licht. Ein Licht, das wir nicht selbst anzünden können. Ein Licht, das gleichsam zu uns kommt. In unser Leben. In unsere Welt.
In vielen Texten und Bildern wird diese Erwartung ausgedrückt. Da heißt es beim Propheten Sacharja (9,9b): „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer …“
Wir Christen beziehen diese alte Ansage, diese alte Verheißung auf Jesus. Dass ein König sich auf den Weg macht zu uns, das lässt uns an Jesus denken. Der König, von dem im Wochenspruch die Rede ist, ist anders. Anders als andere Herrscher. Er lässt nicht kommen. Er lässt uns nicht antanzen. Sondern er kommt zu uns. In unsere Welt. In unser Leben. Das Hohe kommt in die Tiefe. Das Licht in die Dunkelheit. Der Himmel auf die Erde. Für alles das steht Jesus.
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Montag der Dritten Adventswoche (13.12.2021)
Impuls20 So spricht der HERR der Heerscharen: Es wird noch geschehen, dass Völker herbeikommen / und die Einwohner vieler Städte. 21 Die Einwohner der einen werden zur anderen gehen und sagen: / Wir wollen gehen, um das Angesicht des HERRN gnädig zu stimmen / und den HERRN der Heerscharen zu suchen! – Auch ich will hingehen! 22 Viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, / um in Jerusalem den HERRN der Heerscharen zu suchen / und das Angesicht des HERRN gnädig zu stimmen. 23 So spricht der HERR der Heerscharen: In jenen Tagen werden zehn Männer aus Nationen aller Sprachen einen Mann aus Juda an seinem Gewand fassen, ihn festhalten und sagen: Wir wollen mit euch gehen; denn wir haben gehört: Gott ist mit euch. (Sach 8,20-23)
Bei den alttestamentlichen Propheten taucht immer wieder das Motiv der sog. Völkerwallfahrt zum Zion, also nach Jerusalem, auf – am bekanntesten wohl beim Propheten Jesaja: „Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn.“ (vgl. Jes 2,1-5) Auch in unserer heutigen Bibellesung aus dem Propheten Sacharja haben wir es mit diesem Motiv zu tun.
Das Volk Israel ist ein relativ kleines Volk, das immer wieder zum Spielball großer Mächte und fremder Herrscher geworden ist. Das Motiv der Völkerwallfahrt, das in exilischer bzw. nachexilischer Zeit entstanden ist, also nach der großen Katastrophe der Verbannung, will dem geschundenen Volk Hoffnung geben. Irgendwann einmal werden die Menschen gemeinsam zu ihrem Gott ziehen – und dann wird Friede sein. Irgendwann werden Menschen verschiedenster Nationen sich gemeinsam auf den Weg machen, um Gott zu suchen, „um das Angesicht des HERRN gnädig zu stimmen“ (V.21).
Vielleicht kann man heute noch ergänzen: Irgendwann einmal werden Juden, Christen und Muslime, ja, Menschen aller Konfessionen und Religionen und auch alle Menschen guten Willens sich gemeinsam auf den Weg machen, um das Gute – den Guten – zu suchen und sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Es mag wie eine unerreichbare Vision klingen, ein utopisches Ziel. Aber wir brauchen die großen Visionen und Hoffnungsbilder, um in unserer Realität bestehen zu können. Und wir können ja schon mal losgehen…
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Dritten Adventssonntag (12.12.2021)
ImpulsImpuls zu Lk 1,68-79
Besucht – erlöst – geredet – errettet – erbarmt – gedacht – geschworen: So klingt die göttliche Melodie durch Zacharias‘ Lied. Heil und Barmherzigkeit, Erlösung und Rettung: himmlische Töne in menschlichem Mund: Benedictus. Eher kunstvolle Komposition als Spontangesang, wohl kaum improvisiert, sondern wohl gesetzt. Es braucht wache Ohren, um zu hören: Gott kommt, er ist da!
Im Advent geht es um die Sehnsucht, um die Erwartung, die Hoffnung auf Erlösung und Befreiung. Ein Zeichen, ein Symbol dafür ist das Licht. Wenn es draußen dunkel ist oder wenn ich in einem dunklen Raum bin, dann sehne ich mich nach Licht, dann brauche ich Licht, um mich zurecht zu finden, den Weg zu erkennen. Im Advent geht es viel um das Licht. Um das Licht Gottes, das zu uns kommt dadurch, dass Jesus geboren wird. Das feiern wir an Weihnachten mit ganz viel Licht, mit Weihnachtsbäumen und vielen Kerzen. Und im Advent ist es noch nicht da, aber wir sehen bereits den Lichtschein, das Hoffnungslicht. Erst eine und dann immer mehr Kerzen am Adventskranz weisen darauf hin.
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Samstag der Zweiten Adventswoche (11.12.2021)
Impuls9 So spricht der HERR der Heerscharen: Stark sollen eure Hände sein, die ihr in diesen Tagen die Worte aus dem Mund der Propheten hört – so schon am Tag, an dem das Fundament für das Haus des HERRN der Heerscharen gelegt wurde, damit der Tempel gebaut werde. 10 Denn vor diesen Tagen brachte die Arbeit des Menschen keinen Lohn, / es gab auch keinen Arbeitslohn für das Vieh. Wer ausging und heimkehrte, / fand keine Sicherheit vor dem Feind. Alle Menschen ließ ich gegeneinander los. 11 Jetzt aber bin ich zum Rest dieses Volkes nicht mehr so wie in den früheren Tagen – Spruch des HERRN der Heerscharen; 12 vielmehr ist das die Saat des Friedens:/ Der Weinstock gibt seine Frucht, das Land gibt seinen Ertrag / und der Himmel gibt seinen Tau. Das alles will ich dem Rest dieses Volkes als Erbbesitz geben. 13 Und wie ihr ein Fluch unter den Völkern gewesen seid, / Haus Juda und Haus Israel, so werde ich euch erretten, / damit ihr ein Segen seid. Fürchtet euch nicht! / Stark sollen eure Hände sein! 14 Denn so spricht der HERR der Heerscharen: Wie ich plante, euch Böses zu tun, weil eure Väter mich erzürnten, spricht der HERR der Heerscharen, und es mich nicht reute, 15 so habe ich umgekehrt in diesen Tagen geplant, Jerusalem und dem Haus Juda Gutes zu tun. Fürchtet euch nicht! 16 Das sind die Dinge, die ihr tun sollt: Sagt untereinander die Wahrheit! / Richtet in euren Stadttoren der Wahrheit gemäß und mit Urteilen, die dem Frieden dienen! 17 Plant in eurem Herzen nichts Böses gegen euren Nächsten / und liebt keine verlogenen Schwüre! / Denn all das ist, was ich hasse – Spruch des HERRN. 18 Und es erging an mich das Wort des HERRN der Heerscharen: 19 So spricht der HERR der Heerscharen: Das Fasten des vierten, das Fasten des fünften, das Fasten des siebten und das Fasten des zehnten Monats soll für das Haus Juda zum Jubel und zur Freude und zu frohen Festen werden. Darum liebt die Treue und den Frieden! (Sacharja 8,9-19)
Es sind Worte des Trostes, die Gott durch den Propheten Sacharja an das Volk Israel richtet. Das Buch Sacharja ist in der Nachexilszeit entstanden, als die Israeliten nach der Katastrophe der Verbannung wieder in ihre Heimat zurückkehren und dort den Tempel wiederaufbauen konnten. Eine Zeit, die geprägt war von vielen Konflikten zwischen Heimgekehrten und denen, die im Land geblieben sind. In dieser Zeit spricht Sacharja zum Volk: „Fürchtet euch nicht! Stark sollen eure Hände sein!“ (V.13) Und: „Das Fasten … soll für das Haus Juda zum Jubel und zur Freude und zu frohen Festen werden.“ (V.19) Aus Trauer wird Jubel, die Zeit des Fastens ist vorbei. Die Arbeit hat sich gelohnt.
Diese Trostworte sind nicht nur an die Menschen früherer Zeiten gerichtet. Nein, sie gelten auch mir heute. Ich darf mir gesagt sein lassen: „Fürchte dich nicht! Deine Arbeit hat sich gelohnt! Freue dich und juble über deinen Gott!“ Eine Verheißung, die Mut macht – gerade in diesen Zeiten…
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Freitag der Zweiten Adventswoche (10.12.2021)
ImpulsDort wo ein Brunnen steht… (Impuls zu Sacharja 8,1-8)
Von den „Plätzen“ Jerusalems spricht der Prophet, also von öffentlichen Orten und von überschaubaren Zentren. Wir würden sie heute „Quartiere“ oder „Begegnungsorte“ oder „Zentren“ nennen. Wenn wir an diesem Hoffnungsbild Maß nehmen, dann lernen wir die Bedeutsamkeit solcher Orte neu schätzen. Orte, wo ganz alltägliche Begegnungen möglich sind. Wo Menschen aller Generationen sich begegnen können. Leben findet nach Sacharja da statt, wo Menschen einfach so da sind, sich ihres Daseins freuen können, ohne sich dafür durch Konsumkraft, Arbeit oder Nützlichkeit legitimieren zu müssen. Und diese Art Leben präsentieren für Sacharja die ganz Kleinen und die ganz Alten. Unsere Bildungsstätte OASE will seit 41 Jahren ein solcher Ort sein. 1981 wurde sie als „Haus der Besinnung und Begegnung“ von den Mönchen der Abtei gegründet. Ein Haus offen für Menschen aller Generationen. Nach über vier Jahrzehnten ist es uns in unserer Gästearbeit auch heute noch wie damals wichtig, dass es im Konzept der OASE einen weiten Raum für die Begegnung von Menschen mehrerer Generationen miteinander gibt. Besonders deutlich und lebendig wird dies bei den Familienwochenenden, dem Osterkurs, dem Silvestertreffen oder einigen Angeboten der OASE im Rahmen des Gastprogrammes des Gastbereiches. Da lernen Oberstufenschüler mit Senioren etwas über Märchen. Da spielen Kinder, Eltern und Großeltern in der Familienwoche auf der Wiese der OASE. Jugendliche und Erwachsene tanzen vergnügt ins neue Jahr. Die Vision Sacharjas, die Orientierung an Jerusalem, dem Hoffnungs- und Sehnsuchtsort des Lebens motiviert uns zum Engagement für das Leben mit allen Generationen. Und wenn wir solche Plätze hätten für die Kinder und die Alten, dann wären wir dem Sehnsuchtsort Jerusalem schon etwas näher. Sacharjas Vision verhilft uns zum Träumen von solchen Plätzen, und sie hilft uns, für solche Plätze einzutreten, an denen im Miteinander der Generationen Lebensfreude und Lebenssinn erfahren werden. An solchen Orten erfüllt sich Gottes Verheißung: „Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein, unwandelbar und treu.“
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Donnerstag der 2. Adventswoche (9.12.2021)
ImpulsUnd das Wort des HERRN erging an Sacharja: So spricht der HERR der Heerscharen: Haltet gerechtes Gericht, erweist Güte und Erbarmen, ein jeder gegenüber seinem Bruder; unterdrückt nicht die Witwe und Waise, den Fremden und Armen und plant in eurem Herzen nichts Böses gegeneinander! (Sacharja 7,8-10 – ganze Lesung: 7,1-14)
Diese Worte des HERRN, die dem Volk durch den Propheten Sacharja übermittelt werden, sind der Kern der heutigen Lesung, ja, sie sind der Kern der gesamten prophetischen Literatur Israels. Es kommt letztlich nicht auf die Menge meiner Gebete an, es kommt nicht darauf an, wie lange ich gefastet habe. Es kommt vielmehr auf meine innere Haltung an. Ich kann viel fasten und beten – aber in meinem alltäglichen Handeln ein ungerechter Richter sein und den Menschen neben mir unterdrücken und benachteiligen. Genau das ist es, was Gott durch den Propheten seinem Volk vorwirft.
„Plant in eurem Herzen nichts Böses gegeneinander.“ Wäre das nicht eine gute Maxime in diesem Advent? Denn das Böse beginnt ja im eigenen Herzen, und genau hier muss Umkehr ansetzen. Und wenn ich nichts Böses im Herzen plane, keine Rachegefühle in meinem Inneren hege, dann wird es auch mir wahrscheinlich viel besser gehen. Probieren wir es doch einfach mal aus!
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Mittwoch der Zweiten Adventswoche (8.12.2021)
ImpulsDie Krönung Jeschuas
9Und des Herrn Wort geschah zu mir: 10Nimm von den Weggeführten, von Heldai und von Tobija und von Jedaja, und komm du am selben Tag, komm in das Haus Joschijas, des Sohnes Zefanjas, wohin sie von Babel gekommen sind, nimm Silber und Gold und mache Kronen und kröne das Haupt Jeschuas, des Hohenpriesters, des Sohnes Jozadaks, 12und sprich zu ihm: So spricht der Herr Zebaoth: Siehe, es ist ein Mann, der heißt »Spross«; denn unter ihm wird’s sprossen, und er wird bauen des Herrn Tempel. 13Ja, den Tempel des Herrn wird er bauen, und er wird den Schmuck tragen und wird sitzen und herrschen auf seinem Thron. Auch der Priester wird auf seinem Thron sein, und es wird Friede sein zwischen den beiden. 14Und die Kronen sollen zum Gedenken an Chelem, Tobija, Jedaja und Chen, den Sohn des Zefanja, im Tempel des Herrn bleiben. 15Und es werden kommen von ferne, die am Tempel des Herrn bauen werden. Da werdet ihr erkennen, dass mich der Herr Zebaoth zu euch gesandt hat; und das soll geschehen, wenn ihr gehorchen werdet der Stimme des Herrn. (Sacharja 6,9-15)
Es ist schon auffällig! Dreimal ist in diesem kurzen Text davon die Rede, dass der Tempel des Herrn in Israel gebaut werden soll. Dies ist Sacharja äußerst wichtig. Der Tempel des Herrn, der daran erinnern soll, dass Gott (Jahwe) in seinem Volk gegenwärtig ist! Dass er der „Ich-bin-da“ ist, der sich so dem Mose im brennenden Dornbusch offenbarte.
Damit sind wir eigentlich schon mitten im Advent – auch in diesem Jahr 2021. Denn genau darum geht es ja immer wieder. Platz zu schaffen, dass Gott auch in meinem Leben, in meinem Alltag ankommen kann. Ja, mehr noch, dass er in mir ankommen kann. Und genauso singen wir es in dem bekannten Adventslied „Macht hoch die Tür“.
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
Eu’r Herz zum Tempel zubereit‘.
Die Zweiglein der Gottseligkeit
Steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;
So kommt der König auch zu euch,
Ja, Heil und Leben mit zugleich.
Gelobet sei mein Gott,
Voll Rat, voll Tat, voll Gnad.“
Unser Herz soll ein Tempel für diesen Emmanuel, den Gott mit uns sein! Nicht mehr nur ein äußeres Bauwerk soll es sein – nein, unser tiefstes Inneres. Mein Herz als ein innerer Tempel, in dem Gott und Mensch sich begegnen können. Näher, intimer können wir kaum noch vom Kommen Gottes in meine Welt und mein Leben sprechen.
Doch seien wir ehrlich – da muss noch viel gebaut werden, an diesem Tempel meines Herzens. Oder anders gesprochen: da muss noch viel Gerümpel aus meinem Herzen geräumt werden, dass ER ankommen kann. Denn was sammeln wir nicht alles in unserem Herzen an: alles Belastende, Verwundungen, Ärger, Aggressionen,… Keine einfache Aufgabe, dort wieder Raum zu schaffen, dass ER ankommen kann. Doch – fangen wir an. Tun wir den ersten Schritt. Noch ist Zeit…
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Dienstag der Zweiten Adventswoche (7.12.2021)
ImpulsWieder erhob ich meine Augen und ich sah: Siehe da, vier Wagen zogen zwischen zwei Bergen aus, die Berge aber waren aus Bronze. Am ersten Wagen waren rote Pferde, am zweiten Wagen schwarze Pferde, am dritten Wagen weiße Pferde und am vierten Wagen gescheckte Pferde, alles starke Tiere. Darauf fragte ich den Engel, der mit mir redete: Was bedeuten diese, mein Herr? Der Engel gab mir zur Antwort: Das sind die vier Winde des Himmels, die ausziehen, nachdem sie vor dem Herrn der ganzen Erde gestanden haben. Die schwarzen Pferde – der Wagen, an dem sie sind – ziehen aus in das Land des Nordens, die weißen sind hinter ihnen hergezogen und die gescheckten sind in das Land des Südens gezogen. Die starken Tiere zogen aus, begierig, die Erde zu durchstreifen. Da sagte er: Geht hin, durchstreift die Erde! Und sie durchstreiften die Erde. Und er rief mir zu und sprach zu mir: Sieh, jene, die in das Land des Nordens ziehen, sie bringen meinen Geist über das Land des Nordens. (Sacharja 6,1-8)
Es ist ein für uns rätselhafter Text. Es wird in der Sprache der Zeit das ausgedrückt, was aber auch für uns bleibende Bedeutung hat. Es geht um die Endzeit, in welcher der Tempel in Jerusalem nach der Zeit des babylonischen Exils wiedererrichtet wird. Um die Völkerwanderung zum Berg Zion, auf dem das Reich der Gerechtigkeit und des Friedens errichtet wird.
Was folgt daraus für uns? Manchmal verstehen wir die Sprache Gottes nicht, und auch die Sprache der Engel – in welcher Gestalt auch immer – bleibt für uns unverständlich. Dann aber ist es wichtig, die Vision zu behalten, dass am Ende ein Reich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Liebe auf uns wartet. Das Bild des wiederkehrenden Christus, der ja in der Adventszeit erwartet wird, braucht von unserer Seite die Wachsamkeit, wo uns Christus heute begegnet, es braucht die Vision der Gerechtigkeit im Umgang mit den am Rande der Gesellschaft Stehenden. Es braucht die Liebe im Umgang miteinander.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Montag der Zweiten Adventswoche – Hl. Nikolaus (6.12.2021)
ImpulsTageslesung: Sacharja 5,1-11
Visionen begleiten uns immer wieder in unserem Leben. Einige sind hoffnungsvoll und geben Zuversicht, andere hingegen zeichnen dunkle Bilder unseres Lebens. So auch im fünften Kapitel der Schriften Sacharjas. Dort finden wir verschiedene Visionen, die sich unter anderem mit der Schuld der Menschen befassen. Da ist beispielsweise die sechste Vision „Die fliegende Schriftrolle“ (Sacharja 5,1ff.), die von einem Fluch erzählt, der die Menschen an ihre Untaten erinnern und auf ewig begleiten soll. Weitergeführt wird diese Erinnerung in der siebten Vision „Die Frau im Fass“. Ein Fass symbolisiert die Schuld der Menschen auf der Erde. In ihr sitzt eine Frau, die Ruchlosigkeit. Zwei Engel tragen sie in ihrem Fass in das Land Schinar, also in das alte Babylon, damit ihr dort ein Tempel gebaut wird. Ein Mahnmal der eigenen Schuld. Ein ganz schön dunkles und hoffnungsloses Bild für den Advent, oder etwa nicht? Mit Fässern und der Schuld ist es so eine Sache. In einer Nikolauslegende spielen drei Fässer eine wichtige Rolle:
„Es war an einem wunderschönen Tag im Winter. Bischof Nikolaus war auf der Reise von Myra nach Konstantinopel, um den Kaiser zu besuchen. Auf dieser Reise begleiteten ihn zwei Wächter der bischöflichen Gardisten. Nachdem sie nun fünf Tage geritten waren, kamen sie in ein kleines Dorf. Am Dorfbrunnen saßen drei Frauen und weinten. Nikolaus fragte die Frauen, warum sie denn so traurig wären? Die drei Frauen erkannten den im ganzen Land beliebten Bischof und baten Nikolaus, dass er ihnen helfen möge, ihre kleinen Söhne wiederzufinden. Was war passiert? Die Jungen waren spurlos im Wald verschwunden. Nikolaus dreht mit seinem Reiter um und zusammen mit den drei Müttern zogen sie durch die Straßen. Immer wieder riefen die Mütter die Namen der Kinder: „Timotheus, Markus, Johannes.“ Doch alles war vergebens! Weit und breit keine Antwort. Totenstille. Schließlich gelangten sie völlig erschöpft bei einer Waldwirtschaft an. Nikolaus und seine Begleiter gingen mit den Frauen hinein und baten um Essen und Nachtquartier. Nikolaus fragte den Wirt, ob er von den Knaben etwas gesehen oder gehört habe. Der Wirt wurde ganz rot im Gesicht und antworte mit einem schnellen „Nein!“ Bischof Nikolaus blieb hartnäckig und wiederholte noch zweimal seine Frage. Aber wie zuvor antwortete der Wirt mit einem „Nein!“, und dennoch verrieten seien Augen etwas Anderes. Immer wieder blickte er verlegen auf drei große Pökelfässer, die in einer Ecke der Wirtsstube standen. Nikolaus gefiel der Blick des Wirtes auf die Fässer gar nicht. Und so ging der heilige Mann und stellte sich vor die drei Pökelfässer. Nikolaus wurde sehr misstrauisch und betete zu Gott. Dann rief er: „Im Namen Christi: Timotheus, steh auf, Markus, steh auf, Johannes, steh auf“. Da kletterte aus jedem Fass ein Junge. Überglücklich fielen sie ihren Müttern um den Hals. Nikolaus aber dankte Gott für seine Güte.“
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Zweiten Adventssonntag (5.12.2021)
ImpulsTageslesung: 1 Samuel 2,1-10
Es ist für eine Frau im alten Israel ein schweres Schicksal, keine eigenen Kinder zu bekommen. Von einem solchen Verhängnis wird im 1. Buch Samuel erzählt. Es geht im 2. Kapitel um Hannah, die in ihrer Ehe mit Elkana kinderlos bleibt und darunter zu leiden hat. Doch dann nimmt sie ihr Schicksal selbst in die Hand und fleht Gott um ein Kind an. Und der schenkt ihr einen Sohn, den späteren Propheten Samuel. Dankbar stimmt die glückliche Mutter den Lobgesang an, der im heutigen Text nachgelesen werden kann. Sie, die Unfruchtbare, darf wider Erwarten einem Kind das Leben schenken, und dadurch erfährt sie Gottes Gnade.
Das Besondere an diesem Hymnus ist ein haarsträubend subversiver Gedanke:
Den Schwachen hebt er empor aus dem Staub
und erhöht den Armen, der im Schmutz liegt;
er gibt ihm einen Sitz bei den Edlen,
einen Ehrenplatz weist er ihm zu.
Das ist nichts anderes als die Umkehrung der sozialen Verhältnisse:
Der HERR macht arm und macht reich,
er erniedrigt und er erhöht.
Diese Sichtweise stellt unsere gewohnten Maßstäbe auf den Kopf. Wir finden sie auch an anderen Stellen der Bibel wieder, z. B. im Magnificat bei Lukas 1,46-56.
An ihrer persönlichen Erfahrung wird Hannah deutlich, dass Gottes Eingreifen die ungerechten Verhältnisse wieder zurechtrückt.
Im Advent verlangen wir danach, dass Gott in unser Leben kommt.
Aber ist er uns auch dann willkommen, wenn er nicht so ist, wie wir ihn gerne hätten?
Wenn seine große Güte unsere selbstgemachten Sicherheiten ankratzt und starren Prinzipien überflüssig macht?
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Samstag der Ersten Adventswoche (4.12.2021)
ImpulsBibellesung: Sacharja 4,1-14
Wieder kam der Engel, der jeweils mit mir sprach. Er rüttelte mich auf, wie man jemand aus dem Schlaf weckt, und fragte mich: „Was siehst du?“ Ich antwortete: „Einen Leuchter aus Gold. Er trägt oben ein Ölbecken, an dessen Rand ringsum sieben Lichtschalen angebracht sind. Und jede Schale hatte sieben Schnäbel für die Dochte. Links und rechts ragte über dem Leuchter je ein Ölbaum auf. Was hat das zu bedeuten, Herr?“ „Verstehst du es nicht?“, fragte der Engel. „Nein, Herr“, erwiderte ich.
„Die sieben Lichtschalen sind die Augen des Herrn, die alles sehen, was auf der Erde geschieht.“ (Übersetzung: Gute Nachricht Bibel)
Das Bild vom Ölleuchter mit seinen sieben Lichtschalen, in denen insgesamt 49 Dochte brennen, hat auf mich eine beruhigende Wirkung.
Stell Dir einen großen, hohen Raum vor, in dem ein solcher Leuchter steht. Das brennende Öl verbreitet ein ruhiges und warmes Licht. Es flackert und rußt nicht, sondern lässt in der Dunkelheit eine stille Atmosphäre entstehen. Auf sichtbare Weise wird uns Unsichtbares vor Augen gestellt:
Die Präsenz Gottes, eine geistige Wirklichkeit, die mit ihrer Aufmerksamkeit alles umfängt.
Noch in meiner Kindheit wurde gesagt. „Gott sieht alles, auch das, was keiner sieht.“ Da konnte einem schon angst und bange werden. Wer einen Fehler machte, entging dem Strafgericht nicht. Schwarze Erziehung! Die Bibel sieht es anders: „Ich bin auch bei den Zerschlagenen und Bedrückten, um den Geist der Bedrückten wieder aufleben zu lassen und das Herz der Zerschlagenen neu zu beleben.“ (Jes 57,15)
Wenn Du auf dieses Licht schaust und Dein Geist offen ist, dann kann es sein, dass es nach und nach in Dir still wird. Und je mehr Du Dich zurücknimmst, desto mehr wird die Gegenwart dieses Unsichtbaren in Deinen Innenraum einziehen. Wenn dies geschieht, ist es überhaupt nicht wichtig, dass das Licht vor Dir kein antiker Leuchter aus Gold ist, sondern einfach eine Kerze in Deinem Zimmer.
Was spürst Du dann?
Was geschieht in Dir?
Es kommt nicht darauf an, jetzt irgendetwas zu machen. Das würde nur stören. Dass die Zeit vergeht, merkst Du kaum. Eine unaufdringliche Kraft kommt Dir entgegen. Deine Wünsche verblassen. Du lässt sein, was jetzt da ist. Am Ende bist Du wahrscheinlich dankbar, dass Du Dich auf diese stille Zeit eingelassen hast.
„Ihr sollt es sehen, und euer Herz wird sich freuen, wie eine Mutter will ich euch trösten“. (Jes 66,15f)
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Freitag der Ersten Adventswoche (3.12.2021)
ImpulsIch tilge ihre Schuld an einem einzigen Tag. An jenem Tag – Spruch des Herrn der Heerscharen – werdet ihr einander einladen unter Weinstock und Feigenbaum. (Sach 3,10 – ganze Lesung: Sach 3,1-10)
Aus unsrer heutigen Bibelstelle sind dies die einzigen Sätze, mit denen ich etwas anfangen kann. Warum?
Sie stehen für ein gastfreundlich-offenes Miteinander der Menschen in Friedenszeiten. Das Beisammensein unter fruchtbaren Gewächsen, Weinstock und Feigenbaum, gilt als ein Bild für paradiesische Zustände. Aller Argwohn unter den Menschen ist abgefallen, sie laden sich gegenseitig ein, begegnen sich draußen im Freien, vielleicht im Garten oder einem schönen Fleckchen in der Natur. Das gehört zum ungetrübten, unbeschwerten Leben dazu.
Nein, das wird nicht gesagt, um utopische Fantasien zu pflegen. Die Bibel wird durchzogen von Spuren einer unaufgebbaren Hoffnung. Der tiefste Grund für diese Hoffnung ist der Zusammenhang von Friede und Vergebung. Die Menschen haben durch ihre gesamte Geschichte hindurch einander unendlich viel Leid angetan. Und tun es immer noch. Es sieht so aus, als gäbe es aus dieser Schuldgeschichte kein Entrinnen mehr, als sei der Friede bloß ein frommer Wunschtraum. Doch tiefer noch als diese fatale Signatur des Menschen – so die Vision des Sacharja – ist die Vergebung Gottes. Ihr Name ist – glauben die Christen: Jesus von Nazareth. Radikaler geht Vergebung nicht. An einem einzigen Tag wird die Schuld gelöscht, unglaublich! Und dann laden wir uns gegenseitig zum Picknick unter Weinstock und Feigenbaum ein.
Der Advent ist die Zeit zum Stillwerden und Warten.
Geben wir der Vision von Vergebung und Frieden in unseren Gebeten und Wartezeiten Raum.
Strecken wir uns nach ihr aus,
sehnen wir sie herbei.
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Donnerstag der Ersten Adventswoche (02.12.2021)
ImpulsJuble und freue dich, Tochter Zion; denn siehe, ich komme und wohne in deiner Mitte – Spruch des HERRN. (Sacharja 2,14; ganze Lesung: Sach 2,10-17)
Dieses Zitat des Propheten Sacharja lädt uns ein, es auf unsere Person hin zu übertragen.
Wir erwarten im Advent die Ankunft des Herrn. Diese Ankunft geschieht auch in uns selber, in unserer Person-Mitte, in unserem Herzen. Demnach darf die Adventszeit uns ermuntern, Gott in uns selbst zu suchen. Gott will ja auch in uns – in unserer Mitte – geboren werden. Bereiten wir doch in diesem Advent Gott eine willkommene Wohnung in uns. Diese Wohnung Gottes will unser Herz sein, unserer innerer Zion.
So beschreibt es auch Meister Eckhart:
„Du musst ihn nicht eigens suchen, weder dort noch hier. Er ist ja nicht weiter weg als vor der Tür des Herzens.“
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am Mittwoch der Ersten Adventswoche (1.12.2021)
ImpulsEine offene Stadt wird Jerusalem sein
wegen der vielen Menschen und Tiere in ihrer Mitte.
Ich selbst – Spruch JHWHs – werde für Jerusalem ringsum
eine Mauer von Feuer sein
und zur Herrlichkeit werden in ihrer Mitte. (Sacharja 2,8-9 – ganze Lesung: Sach 2,1-9)
Stichworte
offene Stadt
Mauer von Feuer
SEINE Herrlichkeit in ihrer Mitte
also:
offene Stadt: frei hinein und hinausgehen
umhergehen, ohne bewaffnete Sicherheitsbeamte in der Nähe
keine Angst vor Messerstichen, Virusinfektionen oder Lavaströmen
Feuerschutz, durch Gott selbst
ohne äußere meterhohe Mauer wie im heutigen Jerusalem
JHWH – sozusagen “eine spirituell wirksame firewall“*
sein herrliches Wesen, mitten unter Menschen und Tieren, mitten in ihnen
Von einer solchen Stadt träumen terrorisierte Menschen
diese Stadt sieht der Prophet Sacharja als Wirklichkeit in einem Bild
eine Vision, die mehr ist als ein Traum oder eine schöne Idee
eine Inspiration im Advent
trinke Vertrauen, nicht nur einmal und nur kurz
nimm es mit, wenn Du in die Stadt gehst, andern begegnest, Menschen und Tieren
auf Mauern stößt
es ist das herrliche Kind, das kommt
in die Ängste der Gemeinschaft hinein
*zitiert nach Thomas Pola, Augen auf und durch, Neukirchener Verlag, S. 57
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Dienstag der Ersten Adventswoche (30.11.2021)
ImpulsIm Jahr 519 v. Chr. empfängt der Prophet Sacharja eine Vision und hört Worte Gottes. In ihnen heißt es unter anderem:
„Verkünde: So spricht der Herr der Heerscharen: Mit großem Eifer trete ich für Jerusalem und Zion ein.
Darum wende ich mich voll Erbarmen Jerusalem wieder zu. Man wird mein Haus dort aufbauen. Meine Städte werden wieder überfließen von Gütern. Der Herr wird Zion wieder trösten und er wird Jerusalem wieder auserwählen.“ (Sach 1,14-17 – ganze Lesung: Sach 1,7-17)
Dies soll er jenen Juden weitersagen, die aus dem Exil nach Jerusalem und der näheren Umgebung in die alte Heimat zurückgekehrt sind. Angesichts des desolaten Zustandes der zerstörten Königsstadt und der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse im Land muss die Ankunft der Heimkehrer nach den Strapazen der Rückreise frustrierend gewesen sein. „Und hier sollen wir unsere Zukunft aufbauen, wie soll das denn gehen?“, so haben sie sich vielleicht kopfschüttelnd und entmutigt gefragt. Sie haben eigentlich Recht.
In dieser Situation schlägt die Stunde des Propheten. Er öffnet den Resignierenden die Augen für das Wirken Gottes, das an dem Punkt einsetzt, wo sie nicht mehr weiterkönnen.
„Mit großem Eifer“ wird die göttliche Macht sich für Zion einsetzen. Ein neuer Tempel wird gebaut werden, das sichtbare Zeichen für seine Präsenz bei der Bevölkerung Jerusalems. Er will bei ihnen wohnen und bei ihnen in „seinem Haus“ auch bleiben. Sie werden nicht allein sein, und dadurch bekommt ihr Zusammensein einen neuen Sinn und Halt. Bei ihm können sie Schutz suchen und sich bergen. Das wirkt sich auch nach außen hin sichtbar aus.
Fragen am Beginn des Advents:
– Welche Traurigkeiten halten mich, meine Familie oder Gemeinschaft oder die Gemeinde gefangen?
– Welche Probleme sind für mich so schwierig, dass ich/wir am liebsten aufgeben möchte(n)?
– Welche göttliche Verheißung in der Bibel reizt mich, ihr als einem konstruktiven Input mehr Aufmerksamkeit zu schenken und sie in konkrete Überlegungen hineinzunehmen?
Vielleicht findest Du jemanden, mit dem Du darüber gerne sprechen möchtest.
Wenn Du möchtest, kannst Du mir auch eine E-Mail schreiben.
Vielleicht hast du den Wunsch, diese Bibelstelle in ein Gebet einmünden zu lassen.
P. Johannes Sauerwald OSB
Impuls am Montag der Ersten Adventswoche (29.11.2021)
ImpulsDas Buch des Propheten Sacharja
Das erste Kapitel Verse 1 bis 6:
Es war im zweiten Regierungsjahr von König Darius, im achten Monat. Da kam das Wort des Herrn zum Propheten Sacharja, dem Sohn des Berechja und Enkel von Iddo. Der Herr war zornig auf eure Vorfahren, ja, er war sehr zornig. Deshalb sollst du zu den Nachkommen sagen: So spricht der Herr der himmlischen Heere:
Kehrt um zu mir! – Ausspruch des Herrn der himmlischen Heere – Dann werde ich zu euch umkehren, spricht der Herr der himmlischen Heere. Seid nicht wie eure Vorfahren, zu denen die früheren Propheten gesagt haben: So spricht der Herr der himmlischen Heere: Kehrt endlich um von euren bösen Wegen! Macht Schluss mit euren schlimmen Taten!
Doch sie hörten nicht und achteten nicht auf mich.– Ausspruch des Herrn –
Wo sind jetzt eure Vorfahren? Und ihre Propheten, leben die heute noch? Meine Worte und Entschlüsse habe ich ja damals durch meine Knechte, die Propheten, ausrichten lassen.
Hat ihre Botschaft eure Vorfahren etwa nicht erreicht?
Ziemlich heftige Verse des Propheten an die Israeliten. Sacharja wirkte in der Zeit kurz nach dem babylonischen Exil in Jerusalem und war wohl selbst Priester. Er wirkte am Tempel und wandte sich an das zurückgekehrte Volk aus dem Babylonischen Exil.
Könnte man frohe, befreite Worte erwarten?
Wird alles wieder gut?
Sacharja sagt es deutlich:
Seid nicht wie eure Vorfahren!
Sagt uns heute:
klebt doch nicht am Vergangenen!
Kehrt endlich um!
Sucht neue Wege!
Heute mehr denn je.
Die „Kirche“ in ihrer jetzigen Form ist am Ende.
„Macht Schluss mit Euren schlimmen Taten!“
„Hat meine Botschaft euch etwa nicht erreicht?!“
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Ersten Adventssonntag (28.11.2021)
ImpulsIhr Tore, hebt eure Häupter, hebt euch, ihr uralten Pforten, denn es kommt der König der Herrlichkeit! (Ps 24,7)
Es ist eines der Kirchenlieder, das fast jeder kennt und das bei vielen Gottesdienstbesuchern regelmäßig in der Adventszeit für Gänsehaut und einen wohligen Schauer der Rührung und Ergriffenheit sorgt: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit…“
Der Text ist inspiriert von Psalm 24 und wird im adventlichen Sinne auf die Ankunft des erwarteten Messias hin gedeutet. Am heutigen ersten Adventssonntag treten wir ein in eine Zeit der Vorbereitung und der Erwartung, um uns innerlich auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Der verheißene Messias, der als kleines Kind in unsere Welt kommt und als der Sohn Gottes den Lauf der Geschichte für immer verändert, will auch bei uns ganz persönlich ankommen. Und so sind es nicht nur die uralten Pforten von Stadttoren und Kirchenportalen, sondern es sind auch die Türen zu unserem Innersten und unseren Herzen gemeint. Stehen diese Türen offen für Christus und für all diejenigen, in denen er mir als mein „Nächster“ begegnen möchte und in ihrer Gestalt um Einlass bittet? Habe ich manche Türen meines Herzens aus Angst nur einen Spalt weit geöffnet oder sogar verschlossen? Wo würde ich mir wünschen, dass sich innerlich in mir etwas öffnet und aufgeht, so wie die uralten Pforten im Psalm? Vielleicht können diese Fragen eine kleine Anregung sein und Sie den heutigen Tag hindurch begleiten. Von Herzen wünsche ich Ihnen eine gesegnete und gnadenreiche Adventszeit!
P. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Pfingstmontag (24.05.2021)
ImpulsLiebe Leserin, lieber Leser,
in der Schriftlesung heißt es heute:
…sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk…. (aus Apg 2,42-47)
Eine ideale Beschreibung der ersten Gemeinde.
Einmütigkeit.
Freude.
Lauterkeit des Herzens.
Lobpreis.
Zu schön, um wahr zu sein!?
Wie sieht es in unseren Familien, Gemeinschaften und Gemeinden aus?
Wie geht es mir beim Lesen dieser Zeilen?
Hat es vielleicht schon beim Frühstück eine Auseinandersetzung gegeben?
Habe ich heute schon Gemeinschaft erlebt oder dazu beigetragen?
Ist mir schon ein Gedanke oder Wort der Dankbarkeit über die Lippen gekommen?
Was bedeutet für mich Gemeinschaft? Eine Antwort könnte lauten: Zusammenhalt in gegenseitiger Liebe und Hilfsbereitschaft.
Diese Definition gefällt mir, kommt darin doch zum Ausdruck: Mir wird geholfen und ich kann mich einbringen. Ich denke, darin liegt ein erstes Angebot für diesen Tag, denn beides müssen wir üben.
Und ein zweites: Gemeinschaft (er)leben. Auch das bedarf der Einübung. Denn echtes Leben vermehrt sich!
Mit dem vorliegenden Impuls endet die Reihe der österlichen Impulse. Ich bedanke mich für Ihr Interesse und die positiven Rückmeldungen.
Bewahren Sie sich die Freude des Herzens und vergessen Sie bitte unsere Gemeinschaft von Königsmünster nicht.
Mit folgenden Gebetsworten wünsche ich Ihnen frohe und gesegnete Begegnungen.
Bekleide uns mit deiner Gnade,
erfülle uns mit deiner Liebe
und führe uns den Weg zur Vollkommenheit.
Ihr
+ Aloysius Althaus OSB
Im Advent 2021 werden wir die Reihe der täglichen Impulse wieder aufnehmen. Wenn Sie die Impulse als E-Mail-Newsletter empfangen möchten, nutzen Sie bitte den Anmeldelink rechts auf dieser Seite.
Impuls an Pfingsten (23.05.2021)
ImpulsDenn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. (aus der Apostelgeschichte 2,37-41)
Im antiken Pantheon in Rom, das heute eine Kirche ist, gibt es an Pfingsten einen schönen Brauch. Um das Ausgießen des Heiligen Geistes darzustellen, werden am Ende des Pfingstgottesdienstes durch die Öffnung der Dachkuppel Rosenblätter in die Kirche gestreut, die dann in einem duftenden Blütenregen zu Boden fallen.
Ein ganz ähnliches Bild gibt es in dem Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ von Marc Rothemund aus dem Jahr 2005. Im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität in München lassen die Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ Flugblätter zu Boden regnen. Es ist nur eine Filmszene, aber sie ist tatsächlich so ähnlich in Wirklichkeit passiert. Nach dieser Aktion wurde die Gruppe durch die Nationalsozialisten zerschlagen, ihre Mitglieder festgenommen, verurteilt und ermordet. Wenn man heutzutage im Lichthof der Universität steht, kann man sich gut vorstellen, wie das damals alles geschah. Der Ort ist äußerlich unverändert.
Es ist schon seltsam: Damals, im Februar 1943 schien alles so, als ob es vorbei wäre. Die Mühen und Hoffnungen der Gruppe gescheitert, zerstört. Kein guter Anfang, so scheint es.
Und doch ist die Saat, die Saat der Flugblätter, aufgegangen, und als die Blätter am Boden angekommen waren, hatten sie die Welt verändert.
Steht man im Lichthof, erlebt man um sich herum junge freie Menschen, die von ihrem Morgen träumen. Der Traum der Weißen Rose vom Wintertag 1943 ist zu ihrer Wirklichkeit geworden.
Pfingsten ist die Geburtsstunde der Kirche, der Gemeinschaft. Es ist aber auch der Moment, in dem die Verheißung ausgesät wurde. Eine Verheißung, die wir säen sollten und die wir wachsen lassen können, deren Früchte aber für das Morgen bestimmt sein werden.
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am Samstag der 7. Osterwoche (22.05.2021)
Impuls„So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.“ (Apg 2, 36 – ganze Lesung: Apg 2,29-36)
Wie eine feierliche Proklamation hört es sich an, was uns die Apostelgeschichte hier vor Augen führt! Zum Ende der Osterzeit erinnert sie uns nochmal daran: der Mensch hat diesen Jesus gekreuzigt – Gott hat ihn auferweckt. Der Mensch hat ihn klein gemacht – Gott hat ihn groß gemacht.
Wiederholt sich dies nicht in unserer Geschichte? Der Mensch wird immer wieder vom Menschen klein gemacht – aber Gott macht ihn groß. Ja, wie oft habe ich das schon persönlich erlebt, dass man mich klein machen wollte, aufs Kreuz legen wollte, mundtot machen wollte… Doch dieser Gott will dem Menschen immer wieder Ehre und Ansehen verschaffen – ausnahmslos jedem! Das ist uns in und durch Jesus Christus versprochen. Vergessen wir es nie! Gerade dann nicht, wenn uns wieder jemand klein machen will. ER macht mich groß!
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Freitag der 7. Osterwoche (21.05.2021)
ImpulsGott aber hat ihn von den Wehen des Todes befreit und auferweckt. (Apg 2,23 – ganze Lesung: Apg 2,22-28)
Ich halte den Herrn beständig vor Augen. Denn er steht mir zur Rechten, dass ich nicht wanke. (Ps 16,8)
Das zweite Kapitel der Apostelgeschichte beschreibt einen bedeutenden Wesenszug Gottes: Gott ist der, der rettet. Wir alle sind demnach Gerettete.
Gottes machtvolles Handeln wurde in der Auferweckung Jesu sichtbar. Gott erwies sich als eindeutiger Retter. Auch wir Menschen dürfen getrost sein, dass Gott uns rettet. Gott wählt immerfort das Leben. Auch wir werden von unserem Tod befreit. Das rettende Handeln Gottes ist bereits jetzt schon unser stetiger Begleiter. Zu unserer Rechten geht Gott alle Wege mit uns mit. Unterpfand dieser permanenten Präsenz zu unserer Rechten ist der in uns wohnende Heilige Geist. Die jetzige Pfingstnovene möge uns daran erinnern, dass wir auf Gott bezogen sind, ER unser Gefährte ist. Letztlich kann uns nichts ins Wanken bringen. ER bleibt unsere Urstabilität.
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am Donnerstag der 7. Osterwoche (20.05.2021)
Impuls14 Da trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden: Ihr Juden und alle Bewohner von Jerusalem! Dies sollt ihr wissen, achtet auf meine Worte! 15 Diese Männer sind nicht betrunken, wie ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde am Tag; 16 sondern jetzt geschieht, was durch den Propheten Joël gesagt worden ist: 17 In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und eure Töchter werden prophetisch reden, eure jungen Männer werden Visionen haben und eure Alten werden Träume haben. 18 Auch über meine Knechte und Mägde werde ich von meinem Geist ausgießen in jenen Tagen und sie werden prophetisch reden. 19 Ich werde Wunder erscheinen lassen droben am Himmel und Zeichen unten auf der Erde:/ Blut und Feuer und qualmenden Rauch. 20 Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und herrliche Tag. 21 Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.
(Apg 2,14-21)
Oder doch eher so – damals und heute …?!?
„Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle Jünger am gleichen Ort. Sie freuten sich, beieinander zu sein. Sie frischten Erinnerungen an Jesus auf; sie erzählten sich dies und jenes und dachten daran, wie schön es gewesen war, als er noch bei ihnen war. Die Fenster öffneten sie nur gelegentlich, um ein wenig zu lüften.
In den Straßen um ihr Haus herum tummelten sich an diesem Tag Leute aus aller Herren Länder. Sie unterhielten sich über vieles, manche auch über Jesus und seine Anhänger: „Man hört nichts mehr von der Sache. Sie scheint sich erledigt zu haben!“ Sie gingen weiter, ohne etwas Besonderes erlebt zu haben – der Pfingsttag, ein Tag wie jeder andere.
In der kleinen Gruppe aber hielt Petrus eine Rede: „Liebe Freunde in der Erinnerung an Jesus! Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, dass unser Freund Jesus nicht mehr bei uns ist. Von denen, die ihn getötet haben, haben wir nichts mehr zu befürchten. Langsam hat sich alles beruhigt. Warum sollten wir von der Sache wieder anfangen? Wir haben unsere Ruhe. Das ist gut so, das soll so bleiben! Ab und zu wollen wir uns treffen, um das Andenken an ihn in Ehren zu halten. Im Übrigen soll alles so bleiben, wie es ist. Das ist für uns alle das Angenehmste. Fremde können in unserer Gruppe nur stören.“
Die Jünger trafen sich noch öfters, aber irgendwann fingen sie an, sich zu langweilen. Mit den Jahren starben sie. So ging die Sache Jesu zu Ende. Man redete nicht mehr viel darüber, denn Belanglosigkeiten haben das gleiche Schicksal wie Eintagsfliegen.“
(Autor unbekannt)
Bald ist Pfingsten. Was feiern wir? Dass irgendwann der Geist geweht hat – oder auch nicht? Dass er heute noch weht – oder auch nicht?
Dass wir gar nicht mitbekommen, dass der Geist weht?
„Eure Jungen werden Visionen haben und Eure Alten Träume.“ Und wir möchten gerne alles so haben und behalten wie immer. Gottes Geist wird ausgegossen und prophetisch wird geredet. Na ja, zumindest damals. Wir verschließen lieber die Türen …
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Mittwoch der 7. Osterwoche (19.05.2021)
ImpulsAls der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. (Apg 2,1 – ganze Lesung: Apg 2,1-13)
Wenn in der heutigen Tageslesung, die wir am Sonntag wieder in unseren Kirchen hören werden, vom „Tag des Pfingstfestes“ die Rede ist, dann ist damit mitnichten unser christliches Pfingsten oder ein „Geburtstag der Kirche“ gemeint, Das gab es nämlich zur Zeit, von der hier erzählt wird, noch nicht. Der deutsche Name „Pfingsten“ ist schlicht und einfach eine Ableitung vom altgriechischen „pentekoste“ (fünfzig), und meint den 50. Tag nach dem Pessachfest, an dem gläubige Juden bis heute das sog. Wochenfest „Chag Schawuot“ feiern. Ohne jüdisches Wochenfest kein christliches Pfingsten – das muss gerade in Zeiten des wachsenden Antisemitismus deutlich betont werden.
Das Wochenfest, das ursprünglich in einem landwirtschaftlichen Kontext stand und den Beginn der Weizenernte markiert (vgl. Ex 34,22), erinnert gläubige Juden an ein zentrales Ereignis ihrer Heilsgeschichte: die Übergabe der Tora, des Gesetzes von JHWH, auf dem Sinai (vgl. Ex 34,28). Das ist nicht ein einfacher juristischer Vertragsabschluss, sondern die Besiegelung einer dauernden Liebesgeschichte: JHWH und Israel versprechen sich gegenseitig ewige Treue.
Zum Wochenfest pilgerten zur Zeit der Abfassung der Apostelgeschichte fromme Juden zum Jerusalemer Tempel. Das erklärt die Aufzählung der verschiedenen Sprach- und Kulturgruppen, die in Apg 2,9-11 erwähnt werden und für jede*n Lektor*in eine Herausforderung darstellen. „Wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.“ Menschen werden ihrer fundamentalen Einheit gewahr, ohne dass diese Einheit zur Einförmigkeit wird, denn die verschiedenen Sprachen in ihrer Vielfalt bleiben. Sie werden aber nicht zum Hindernis und Sprachenwirrwarr. So viel Einheit in Vielfalt war den Menschen wohl schon damals suspekt, und ihre Reaktion besteht in Ratlosigkeit, Entsetzen bis hin zu Spott: “Sie sind voll süßen Weins.“ (Apg 2,13)
Beide Feste, das jüdische Schawuot und das christliche Pfingsten, haben für mich mit einem Traum, einer Vision zu tun: der Vision, dass menschliches Verstehen, auch über Sprach-, Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg möglich ist. Und dass überall da, wo Terror, Hass und Gewalt an der Tagesordnung sind, dem lautstark widersprochen werden muss. Gerade Antisemitismus, wie er sich in den letzten Tagen gezeigt hat, darf keinen Platz in Deutschland und anderswo haben!
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Dienstag der 7. Osterwoche (18.05.2021)
ImpulsImpuls zu Apg 1,15-26
Die Nachwahl des Matthias findet statt, um die Zahl der zwölf Apostel nach dem Tod des Judas Iskarioth wieder herzustellen. Diese Zwölferzahl repräsentiert die Gesamtheit des Volkes Israel. Keiner von den Stämmen Israels soll verlorengehen. Und im Fortlauf der Apostelgeschichte werden die Apostel in alle Welt gesandt. Damit weitet sich die Zwölferzahl auf die ganze Welt. Es ergeht der Missionsbefehl an alle Welt.
Der Apostel Matthias wird in Trier verehrt. Er soll uns das Evangelium gebracht haben. Das kann uns in besonderer Weise mit dieser Textstelle in Verbindung bringen.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Montag der 7. Osterwoche (17.05.2021)
ImpulsGeht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters.
(Apg 1,4 – ganze Lesung: Apg 1, 1-14)
Im Moment blicken wir wieder mal bange nach Jerusalem und in das Heilige Land. Wieder einmal scheint ein Krieg kurz bevorzustehen. Die Heilige Stadt, Heimat dreier großer Weltreligionen, kommt nicht zum Frieden.
Manchmal fragt man sich, warum es denn so schwer sein muss, endlich einen gemeinsamen Frieden zu finden.
Doch sind wir mal ehrlich mit uns selber: Wann haben wir selbst denn einmal wirklich inneren Frieden und sind ausgesöhnt? Auch uns fällt es schwer Frieden zu finden oder sich mit jemandem auszusöhnen. Landen wir in einem Konflikt oder im Strom unserer Verletzungen, dann sind wir oft auf Krawall gebürstet, oder wir wollen manchmal auch vor lauter Wut einfach alles hinschmeißen und weglaufen.
Der Heilige Benedikt rät uns im Prolog seiner Regel, nicht immer gleich zu fliehen, wenn wir einmal wieder von unseren Emotionen übermannt werden. Und daran ist etwas Wahres dran. Emotionen sind gut, und es kann uns helfen, sich in sie zu stürzen oder dorthin zu fliehen. Aber am Ende ist es doch immer besser, einen friedlichen Weg zu finden oder zumindest einen Pfad, der uns alle in eine friedvolle Zukunft führen wird.
Jerusalem bedeutet nicht nur endlose Konflikte, Hass und Gewalt, es ist der Ort, an dem alles geschehen ist und alles geschehen wird. Drei große Religionen legen darüber Zeugnis ab. Wir alle sollten dort aushalten, um das erfahren zu dürfen.
Hoffen wir im Weg auf Pfingsten zu, dass man im Heiligen Land diesen Pfad der Hoffnung und Verheißung finden wird, und wünschen wir uns alle Frieden.
Wir sehen uns in Jerusalem!
Salam, Shalom, Pace!
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am 7. Ostersonntag (16.05.2021)
Impuls1 Der HERR ist mein Licht und mein Heil: Wen sollte ich fürchten?
Der HERR schützt mein Leben: Vor wem sollte ich bangen?
(…)
4 Eines erbat ich vom HERRN, danach verlangt mich: im Haus des HERRN zu wohnen alle Tage meines Lebens, die Freundlichkeit des HERRN zu schauen und nachzusinnen in seinem Tempel.
5 Er birgt mich unter seinem Dach am Tag des Unheils, er beschirmt mich im Schutz seines Zeltes, er hebt mich empor auf den Felsen.
(…)
7 Höre, o HERR, den Ruf meiner Stimme, sei mir gnädig und gib mir Antwort!
8 Mein Herz denkt an dein Wort: „Suchet mein Antlitz! Dein Antlitz, o HERR, will ich suchen.
9 Verbirg mir nicht dein Antlitz, weise deinen Knecht nicht im Zorne zurück, du hast mir doch immer geholfen. Verstoß mich nicht, verlass mich nicht, du Gott meines Heiles.
(…)
13 Ich aber glaube fest: Die Güte des HERRN werde ich schauen im Land der Lebenden.
14 Harre auf den HERRN und sei stark, fasse Mut und harre des HERRN.
(Psalm 27 – Übersetzung: Münsterschwarzacher Psalter)
Schaut hin – so lautet das Motto des 3. Ökumenischen Kirchentages, der derzeit digital und dezentral stattfindet. Schaut hin. Schaut genau hin, hinterfragt, nehmt wahr! Aufforderung nicht nur in Zeiten von Fake-News und Populismus. Aufforderung zur Achtsamkeit und zur Wertschätzung.
Der Blick in die Bibelstelle des Mottos, Mk 6,38, zeigt noch eine weitere Perspektive. Angesichts der hungrigen Menschen fordert Jesus die Jünger auf nachzuschauen, was sie denn noch zu essen haben. Der Blick auf das Kleine, auf das ganz Eigene ist gefragt. Was sehe ich denn bei und in mir – das ich teilen, mit-teilen, weitergeben kann. Brot, Glauben, Hoffnung. Das wenige reicht.
Der Psalm 27, der heutige Text der Bibellesung, dringt noch tiefer. „Sucht mein Angesicht!“ (Ps 27,8) Schaut auf mich – und lasst euch von mir anschauen. Bei mir findet ihr Kraft, Geborgenheit, Hilfe, Leben.
Als wir uns 1984 diesen Psalmvers für unsere Zeitliche Profess auswählten, mahnte uns damals Pater Michael mit dem Wort an Moses: „Du kannst mein Angesicht nicht sehen; denn kein Mensch kann mich sehen und am Leben bleiben.“ (Ex 33,20)
Mit Jesus hat sich das grundlegend geändert. Gott wird Mensch und nimmt das Gesicht, den Körper eines Menschen an. Von Angesicht zu Angesicht schaut er dem Menschen in die Augen und ins Herz.
Lasse ich mich anschauen?
Halte ich dem Blick stand?
Schaue ich selber hin?
Was entdecke ich im Blick Gottes?
Harre auf den HERRN und sei stark, fasse Mut und harre des HERRN.
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Samstag der 6. Osterwoche (15.05.2021)
ImpulsÖffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen! Öffne deinen Mund, richte gerecht, verschaff dem Bedürftigen und Armen Recht. (Spr 31,8-9 – ganze Lesung: Spr 31,1-9)
Immer wieder gibt es die Diskussion, ob Religion Privatsache sei. Oder: Muss Religion politisch sein? Wenn wir den Abschnitt aus dem Buch der Sprichwörter ernst nehmen, stellt sich diese Frage nicht. Religion – und speziell auch das Christentum – hat anwaltliche Funktion. Sie muss auf Missstände hinweisen und sich einmischen. Überall wo Unrecht herrscht und Unterdrückung geschieht, wird dem Reich Gottes Gewalt angetan. Da ist Kirche gefordert. Aber nicht nur die Kirche als Institution, sondern ein jeglicher Christ. Dort wo wir Unrecht wahrnehmen, dürfen wir nicht schweigen. Da wo wir Unrecht wahrnehmen, dürfen wir nicht warten. Warten auf das, was andere denken, warten, bis es eine offizielle Mitteilung gibt. Ich wünsche mir Christen und ich wünsche es mir bei mir selbst, dass wir uns einmischen, da wo Unrecht geschieht. Dass wir die Angst überwinden. Ziel für uns Christen ist es, MitarbeiterInnen der Gerechtigkeit zu sein.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Freitag der 6. Osterwoche (14.05.2021)
ImpulsDas Staunen über Gott und die Menschen als sein Ebenbild – Spr 30,1-6 weitergedacht.
Wie gerne würden wir uns Gott* erklären. Es gibt – in der Geschichte und auch in der Gegenwart – genug Versuche, Ansätze und propagierte Wahrheiten: „So und so ist er…“
Ganz bewusst, wenn auch sehr provokativ, habe ich nach Gott* das Gendersternchen gesetzt. Sehr oft kommt ja das berühmte Bild des Alten mit grauem Bart. Ist das so? Kann ich Gott* so fassen und einzwängen?
Meine ganz persönliche Glaubensantwort: Nein.
Ausdruck eines Bewusstseins dieser Offenheit soll auf sprachlicher Ebene das Gendersternchen im Bezug auf Menschen sein. Schauen wir doch einmal unseren Mitmenschen an: Kann ich sagen, der ist so und so? Oder: Der ist Mann, Frau, Divers? Oder: So und so denkt der Mitmensch? Spätestens seit über das Gendern diskutiert wird, sollte klar werden, dass eine klare, einfache, eindeutige Einteilung eben nicht machbar ist. Das gilt sowohl, weil wir noch nicht ganz verstehen, wie der Mensch ist. Es gibt zu viele Rätsel, und die Wahrheit ist nicht einfach schwarz-weiß. Wenn ich auf den Mitmenschen unvoreingenommen zugehen möchte, ist und bleibt er mir ein Fremder, eine Andere, wie der Philosoph Lévinas es gesagt hat. Es ist ein Ausdruck des Respekts dem Anderen gegenüber, wenn ich ihn nicht direkt in Schubladen sortiere, sondern versuche, diesen Menschen zu verstehen. Mit einem wachen Blick, mit einem liebenden Herzen kann ich mein Gegenüber immer wieder neu entdecken, ohne dass diese Fremdheit ganz verschwinden wird. Ich kann meinem Gegenüber den Raum geben zum Selbstausdruck.
Im heutigen Tagesabschnitt (Spr 30,1-19) lesen wir die Worte Agurs, der versucht Gott* zu erfassen und es dann aufgibt. „Weisheit hab ich nicht gelernt, und Erkenntnis des Heiligen habe ich nicht.“ (Spr 30,3) Ein Erfassen und Durchdringen Gottes* gibt es nicht. „Wer ist hinaufgefahren zum Himmel und wieder herab?“ (V. 4) Bei Gott* bleibt eine Fremdheit bestehen, selbst in seinem Wort, das als Schlüssel gilt. „Tu nichts zu seinen Worten hinzu.“ (V. 6) Ich lese es als: Sei dir bewusst, dass deine Interpretation nicht Gott* entsprechen muss oder dass es nur ein Aspekt, der persönlich geprägt ist, sein kann. Für mich ein Ausdruck des Staunens. Immer wieder neu auf Gott* zu zugehen. Immer neu etwas zu entdecken. Im Bewusstsein, dass Gott* immer das größte Denkbare ist (Anselm von Canterbury) und es sogar übersteigt.
Realisiert sich nicht gerade darin die Ebenbildlichkeit Gottes* im Menschen? Dass wir immer mit Respekt und Liebe anerkennen müssen, mein*e Nächste*r ist immer anders, als ich es mir vorstelle. Man kann die Menschen – wie eben auch Gott – nicht in ein simples Schema einpassen. Es ist immer mehr in ihnen.
Das sich immer wieder bewusst zu machen, ist herausfordernd und anstrengend, aber fordert auch heraus in einer Welt, die zum Staunen anregt, wie mit dem Blick eines Kindes – ganz unvoreingenommen.
Br. Symeon Müller OSB
Impuls an Christi Himmelfahrt (13.05.2021)
Impuls, UnkategorisiertEin musikalischer Impuls zu Psalm 47
Jedes Jahr im Mai findet der EUROVISION SONG CONTEST statt. So auch dieses Jahr am 22. Mai in Rotterdam. Viele Lieder des sogenannten ESC spiegeln eine religiöse, spirituelle Botschaft wieder, und viele Lieder setze ich in der OASE im Rahmen meiner Kurse in den Meditationen ein. Der israelische Beitrag aus dem Jahr 1989 verbindet auf wunderschöne Weise Psalm 47 und das heutige Fest Christi Himmelfahrt.
Auf der Straße des Königs
(freie Übersetzung des Liedes DERECH HA MELECH von Shaike Paikov, ESC Israel 1989)
Ein Morgen voller Tau
und der Weg des Königs ist vor mir
Die Harfe und die Krone haben mich gerufen
Zur Auffahrt zum König
Meine Gedanken summen in mir
Ich schaue zu einem Sonnenstrahl
Meine Gedanken spiegeln sich in den Wolken
Ich schaue auf, das Pferd auf den Wolken ist wunderschön,
Es trägt mich auf dem Rücken
Auf.Fahrt auf den Weg des Königs
Der Weg des Königs ist mein einziger Weg
Die Harfe des Königs ist mein Lied
Der Weg des Königs ist mein Traum, ist mein Rätsel,
Die Harfe des Königs ist meine einzige Liebe
Ich klatsche in die Hände
Ich juble meinem König zu
Der Tag, der mit dem Sonnenaufgang geboren wird,
in den Zeiten des Kreislaufes der Natur
Der Tag kommt und wächst und stirbt plötzlich heimlich
Und in mir entsteht ein wunderbares goldenes Lied
Dem Universum schenke ich ein Gebet
Ich schaue auf, das Pferd auf den Wolken ist wunderschön
Er trägt mich auf dem Rücken
Auf.Fahrt auf den Weg des Königs …
Der Weg des Königs ist mein einziger Weg
Die Harfe des Königs ist mein Lied
Der Weg des Königs ist mein Traum, ist mein Rätsel,
Die Harfe des Königs ist meine einzige Liebe
Ich klatsche in die Hände
Ich juble meinem König zu
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Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Mittwoch der 6. Osterwoche (12.05.2021)
ImpulsImpuls zu Spr 29, 1-18
Beim heute betrachteten Text des ökumenischen Bibelleseplans fällt mir der starke Dualismus auf, der diese Verse – genau wie bereits die Verse des vorhergehenden Kapitels – durchzieht: Auf der einen Seite steht der gerechte Mensch, auf der anderen Seite der Gottlose.
Am Beispiel von Vers 4:
Der Gerechte
Ein König gibt durch das Recht dem Land Bestand;
Der Gottlose:
aber wer nur Abgaben erhebt, zerstört es.
Als Leser dieser Bibelworte darf man sich womöglich fragen: Auf welcher Seite dieses Dualismus stehe ich? Und ganz ehrlich: So kategorisch, wie der biblische Autor es an dieser Stelle sieht, ist die Welt zum Glück nicht. Das merke ich in meinem eigenen Leben: Hier und dort handle ich richtig, an anderer Stelle bin ich mir meiner Fehler bewusst.
Und selbst diese Einsicht greift im Prinzip noch zu kurz! Am liebsten hätten wir schnelle Antworten, um unser Handeln – und das der Mitmenschen – in die Kategorien Richtig und Falsch bzw. Gut und Böse einordnen zu können. Das macht uns das Leben zwar einfacher, aber so neigen wir dazu, die Menschen mit einem sehr engen Blick in unsere eigenen Kategorien zu packen.
Die Welt ist aber nicht Schwarz oder Weiß, sondern es gibt viele verschiedene Farben: Sie ist bunt! Was für mich stimmig und gut erscheint, mag für jemand anderen der falsche Weg sein. (Das wird auch an den hier betrachteten Versen deutlich: Man beachte die Pädagogik, die in den Versen 15 und 17 als sinnvoll erachtet wird. In der Zeit, aus der der Text stammt, war diese Weise der Aufzucht von Kindern leider üblich, heute wissen die meisten Eltern es – Gott sei Dank – besser!)
Insofern denke ich, dass die Bibel an dieser Stelle zu kurz greift.
Gut ist also m. E. am vorliegenden Text: Er beabsichtigt, uns auf den richtigen Weg zu führen. Die Art und Weise, wie dies geschehen soll – nämlich kategorisch – entspricht aber nicht der Realität des Facettenreichtums menschlichen Lebens.
Als gläubiger Mensch kann ich sagen: Ja, es gibt eine absolute Wahrheit – nämlich Gott – aber es gibt so viele Wege zu dieser Wahrheit, wie es Menschen gibt!
Lassen wir den Menschen die Freiheit, ihren Weg zu Gott zu gehen!
Br. Josef Ellendorff OSB
Impuls am Dienstag der 6. Osterwoche (11.05.2021)
ImpulsLiebe Leserin, lieber Leser,
ich lade Sie heute ein, die Schriftverse Sprüche 28, 12-28 vollständig zu lesen und in Ihrem Herzen zu erwägen.
Sicherlich finden wir uns in den einzelnen Inhalten wieder. Ich denke, der Schreiber möchte uns einen Spiegel vor Augen halten, damit wir unser Tun und Lassen überprüfen.
Ja, überprüfen und nicht den Zeigefinger erheben und von sich wegweisen, auf die Schwester, den Bruder.
Gerecht und Gottlos
Barmherzig und Unbarmherzig
Verstand und Unverstand
Treue und Untreue
Fragen wir uns ehrlichen Herzens: Was sollte in mir gefestigt werden und wo benötige ich die Hilfe und den Beistand Gottes zur Umkehr, zur Kurskorrektur?
In einem Text von Henri J.M. Nouwen heißt es:
Vielleicht habe ich Gott nie Einlass in mein Inneres gewährt, damit er mir mein wahres Ich und mein Selbstverständnis geben konnte.
Aber wann wird Gott endlich all meine Abwehrstellungen durchbrechen, damit ich das nicht nur mit meinem Verstand, sondern mit meinem Herzen erkenne und vollziehe?
Wir sind fast in der Mitte des Wonnemonats Mai angekommen. Vielleicht kann uns die Natur ein Vorbild sein. Das frische Grün, die Entfaltung der Natur. Das Leben regt sich. Die Schöpfung blüht erneut auf.
Ein Bild auch für mein Inneres. Gewähre ich Gott Einlass, damit er mich berührt mit seinem Erbarmen, seiner Liebe, seinem Licht? Damit ER das aufbreche, was der Erneuerung bedarf?
Ich wünsche Ihnen einen Tag voller Licht und Wärme.
Ich wünsche Ihnen den Mut, sich von Gott berühren und beschenken zu lassen.
Ich wünsche Ihnen die Kraft, ihre Augen, Ohren und das Herz zu öffnen.
Mein Gebet begleitet Sie!
Ihr
+ Aloysius Althaus OSB
Impuls am Montag der 6. Osterwoche (10.05.2021)
ImpulsImpuls zu Spr 27,1-7
Gut gemeint sind die Schläge eines Freundes, trügerisch die Küsse eines Feindes. (Spr 27,6)
Die heutige Textstelle aus dem Buch der Sprichwörter hat einen direkten Bezug zum Gesetz des Mose, in dem es heißt: „Du sollst in deinem Herzen keinen Hass gegen deinen Bruder tragen. Weise deinen Mitbürger zurecht, so wirst du seinetwegen keine Sünde auf dich laden.“
Das Gesetz bestätigt also das Sprichwort, welches aussagt, „die Schläge eines Freundes sind gut gemeint“ und wird vom andern Ende aus erweitert durch die Aussage: „Trügerisch [hingegen sind] die Küsse eines Feindes“.
Es wird also mit Nachdruck vermittelt: Die gut gemeinte Zurechtweisung eines Nächsten (selbst wenn sie sich wie ein Schlag anfühlt) ist keine Sünde:
Besser offener Tadel als Liebe, die sich nicht zeigt. (Vers 5)
Die Schrift fordert uns heute dazu auf, kritikfähig, oder um es mit dem Wort des 5. Verses zu sagen, offen zu bleiben, auch wenn wir vielleicht schon einiges an Erfahrung gesammelt haben und meinen, bereits gesättigt zu sein durch unser Wissen.
Doch
Wer satt ist, will auch den besten Honig nicht mehr sehen; dem Hungrigen aber schmeckt sogar das Bittere süß. (Vers 7)
Ich glaube fest, dass wir tief im Innern alle noch hungrig sind, dass wir nur oft müde und gemütlich, vielleicht sogar ängstlich geworden sind, unseren Hunger mit Neuem zu stillen; stattdessen greifen wir auf die bewährten Mittel zurück, wir verkriechen uns – das verschafft uns ein Gefühl von Sicherheit und bestätigt ein anderes Sprichwort: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.“ Doch trauen wir uns auch, das Bittere zu kosten! Lassen wir uns doch auch mal von anderen etwas sagen – besonders von denen, deren Meinung zu teilen uns manchmal schwer fällt.
Nur wenn wir kritikfähig, offen, ja hungrig bleiben, ganz gleich, wie viel wir schon zu wissen glauben, eröffnet sich das Potenzial, dass Bitteres süß wird und dass Liebe sich zeigt.
Br. Jonathan von Holst OSB
Impuls am 6. Ostersonntag (09.05.2021)
ImpulsÜber Psalm 1 – Die Frage „Wo verwurzele ich mich?“ als Schlüssel für das Psalmenlesen
„Wohl dem Mann, der…!“ Ein grandioser Eröffnungstext für eines der wirkmächtigsten Bücher der Heiligen Schriften Israels, sowohl im Judentum wie auch im Christentum, für das Buch der Psalmen. In beiden religiösen Traditionen, die sich auf diese antike Religion berufen, haben die Psalmen als tehilim, als Preisungen im liturgischen Gebetsleben einen festen Platz.
In den ersten beiden Psalmen wird dem Leser quasi eine Brille angeboten, die es ihm ermöglicht, das, was folgt, deutend zu verstehen. Beide bilden gleichzeitig auch den Auftakt zum sogenannten „Davidpsalter“, den Texten (Ps 1-41), die dem großen König Israels selbst zugeschrieben werden. Psalm 2, ein Königspsalm, ist im Christentum sehr bekannt, da er – ein altorientalisches Krönungsritual schildernd, in welchem der neue Herrscher zum Sohn des höchsten Landesgottes adoptiert wird und so Macht über seine Feinde bekommt – auf Jesus aus Nazareth als den Christus gedeutet wird, was nichts anderes als Messias heißt, ein weiterer altorientalischer Königstitel („Gesalbter“). „Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt!“ sagt JHWH. Ganz in altorientalischer Natur wird hier von dem Sieg über Feinde gesprochen. Man wird an das ägyptische Motiv der „Erschlagung des Feindes“ erinnert, wie es auf vielen Tempelwänden noch heute von Touristen bewundert wird.
Psalm 1 scheint hier einen ganz anderen, moderneren Ton anzuschlagen. Das wunderschöne Bild vom Baum, „der gepflanzt ist an Wasserbächen“ (Ps 1,3), wirkt sehr idyllisch. Aber auch hier trifft der Leser auf die Zweiteilung vom Gerechten und den Frevlern. Die Frevler sind (in alttestamentlicher Sprache) Personen, die sich gegen JHWH auflehnen und seinen Bund brechen (vgl. auch Ps 2,2). Das macht sie zu „Spreu, die der Wind verstreut“ (Ps 1,4b). Sie haben keine Standfestigkeit, sondern werden von allen möglichen Einflüssen hin und her geworfen. Alles, was sie vorhaben, können sie nicht umsetzen. Es sind nichtige Pläne.
Der zentrale Fokus des ersten Psalms liegt jedoch auf dem Mann, der so überschwänglich gepriesen wird. „Wohl dem Mann, der (…) hat Lust an der torah JHWHs und sinnt über seine torah am Tag und in der Nacht.“ Hier wird ein messianisches Idealbild gezeichnet. Vor allem anderen, auch der königlichen Bedeutung und seiner Macht in Ps 2, steht die Beziehung zum Bund. Nicht Aktionismus und Planen sind entscheidend, sondern eine tiefe Verwurzelung in Gott, die in einer ständigen Suche nach ihm und in der Freude an seinem Bund sich zeigt. „Schau dir die anderen an! Korrigiere sie und sag ihnen, wie es sein soll!“ wird hier nicht gesagt, sondern „Verwurzele dich selbst, suche deine Beziehung zu JHWH, der mit dir einen Bund geschlossen hat, und denke nach über eben diesen Bund, den er nicht allein mit dir, sondern noch mit vielen anderen geschlossen hat, deinen Brüdern und Schwestern.“
So wird die Lesebrille deutlich, die alles andere erschließt: Es geht, spirituell gelesen, um ein Durchleben dieser Beziehung zu Gott, um ein Durch-Lieben, manchmal auch ein Durch-Kämpfen. Manchmal wird da zugesagt: „Mein Kind bist du!“, und manchmal tönt nur der Schrei: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22,2)
Hier liegt dann auch der Schlüssel für die Stellen, die für uns heutige Menschen verstörend sind, weil sie einem ganz anderen Kulturkreis angehören. Die altorientalische Sprache und Bildsymbolik wird aufgenommen, weil es die Sprache dieser Zeit ist. Sie kennt keine andere, und wir heute verstehen vieles vielleicht auch nicht mehr. Nicht einfach ausklammern, sondern sie aus einem ganz bestimmten Blickwinkel lesen und deuten. Heilige Schrift ist Gotteswort „durch Menschen nach Menschenart gesprochen hat“ (DV 12), wie es das Zweite Vatikanische Konzil bezeichnet. Ein Text darf auch in seiner Fremdheit und seiner heute abstoßenden Sprache bestehen. Dies ist ein Bestandteil des Durchlebens der Beziehung und ihr Ausdruck, da darf auch mal geflucht werden. Das Durchleben lässt sich gut mystisch als Tanz verstehen. Es ist nicht statisch, sondern dynamisch. Es muss nicht immer alles rosarot sein, das wäre ein Verkennen der menschlichen Wirklichkeit. Aber wenn man sich verwurzelt in der Beziehung zu Gott und seinem Bund, wozu uns Psalm 1 aufruft, dann darf man auch hoffen, dass man „seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter nicht verwelken.“ (Ps 1,3) Dies erfordert aber auch eine ständige Rückkehr zur torah, zum Nachsinnen über Gottes Bund und ein Ausrichten an ihm. Benediktinisch gesprochen: stabilitas, Beständigkeit.
Br. Symeon Müller OSB
Impuls am Samstag der 5. Osterwoche (08.05.2021)
ImpulsImpuls zu Spr 26,1-17: Da ist Hopfen und Malz verloren
Wie Schnee im Sommer und Regen zur Erntezeit, so unpassend ist Ehre für einen Toren.
Wie der Spatz wegflattert und die Schwalbe davonfliegt, so ist ein unverdienter Fluch; er trifft nicht ein.
Dem Pferd die Peitsche, dem Esel den Zaum, dem Rücken der Toren den Stock.
Antworte dem Toren nicht, wie es seine Dummheit verdient, damit nicht auch du ihm gleich wirst!
Antworte dem Toren, wie es seine Dummheit verdient, damit er sich nicht einbildet, ein Weiser zu sein!
Die Füße haut sich ab, Schaden muss leiden, wer Botschaft sendet durch einen Toren.
Schlaff wie die Schenkel des Lahmen ist ein Weisheitsspruch im Mund der Toren.
Den Stein bindet in der Schleuder fest, wer einem Toren Ehre erweist.
Ein Dornzweig geriet in die Hand eines Betrunkenen: ein Weisheitsspruch in den Mund der Toren.
Ein Schütze, der alle verwundet – wer einen Toren anstellt oder einen, der zufällig des Weges kommt.
Wie ein Hund, der zurückkehrt zu dem, was er erbrochen hat, so ist ein Tor, der seine Dummheit wiederholt.
Siehst du jemand, der sich selbst für weise hält – mehr Hoffnung gibt es für den Toren als für ihn.
Der Faule sagt: Ein Löwe ist auf dem Weg, ein Raubtier ist auf den Straßen.
Die Tür dreht sich in ihrer Angel und der Faule in seinem Bett.
Greift der Faule mit der Hand in die Schüssel, ist er zu träg, sie zum Mund zurückzubringen.
Der Faule hält sich selbst für weiser als sieben, die angemessen antworten können.
Einen vorbeilaufenden Hund packt bei den Ohren, wer sich in einen Streit mischt, der ihn nichts angeht.
(Spr 26,1-17)
Das hat doch alles keinen Sinn mehr. Da ist doch jede Mühe vergebens.
Da ist einfach Hopfen und Malz verloren!
So, liebe Schwestern und Brüder, heißt es bei mir daheim, wo ich aufgewachsen bin, von einem Menschen, dem nicht mehr zu helfen ist. Wo man nicht mehr erwartet, dass es noch eine Veränderung oder Besserung gibt. Da ist einfach jede weitere Anstrengung umsonst.
Und auch bei einem Tor, von dem im Text aus dem Buch der Sprichwörter (Spr 26,1-17) heute mehrmals die Rede ist, kann man da zunächst ähnliches sagen: „Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor!“ Er, der Tor, hat zwar für sich seine Erfahrungen gemacht, aber er ist trotz allem nicht schlau daraus geworden. Er ist einfach nicht intelligent genug oder anders gesagt, schwer von Begriff. Ist deshalb aber wirklich schon Hopfen und Malz verloren?
Beim Bierbrauen, woher diese Redewendung entstammt, war das sicher so, wenn die Mischung zwischen Hopfen und Malz nicht passte. Wenn da bei der Herstellung etwas schief lief, dann war das Bier verdorben und somit auch Hopfen und Malz verloren.
Bei Salomo, von dem diese Weisheitssprüche aus dem Buch der Sprichwörter stammten, gab es wenigstens noch die Unterscheidung zwischen unbelehrbaren und lernbereiten Toren. Da ist der unbelehrbare Tor, der sich für weise hält und jeden Rat von Gott und anderen Menschen ausschlägt (vgl. z.B.: Spr 26,7 „Wie einem Gelähmten das Tanzen, so steht dem Toren an, von Weisheit zu reden“).
Und da gibt es den lernbereiten Tor, der sich noch auf dem Weg befindet, ein Weiser zu werden (vgl. z.B.: Spr 26,12 „Wenn du einen siehst, der sich weise dünkt, da ist für einen Toren mehr Hoffnung als für ihn“).
Und wie ist es bei Gott?
Kurz gesagt: „Bei Gott gibt es keinen hoffnungslosen Fall!“
Und somit ist auch bei ihm bei keinem Menschen je Hopfen und Malz verloren!
Und das ist doch eine wichtige Botschaft für einen guten Tag!
Diesen guten Tag heute wünsche ich Ihnen allen
Ihr
P. Cornelius Wanner OSB
Impuls am Freitag der 5. Osterwoche (07.05.2021)
ImpulsImpuls zu Spr 25,11-28
Mit dem heutigen Tag beginnt die Lesung aus dem Buch der Sprüche. Auf den ersten Blick – eine unzusammenhängende Zusammenstellung von verschiedenen weisheitlichen Mahnungen. Und diese wollen eines: dem Leser Hilfen für ein gutes Leben, für ein Leben unter den Augen Gottes an die Hand geben. Doch dazu muss ich eines tun: mir diese Worte zu Herzen nehmen, sie in die Tat umsetzen. Ja, auf sie hören! Auch in der Auswahl des heutigen Tages hören wir davon: „Ein Weiser, der mahnt, und ein Ohr, das auf ihn hört, das ist wie ein goldener Ring und ein goldenes Halsband!“ (Spr 25,12). „Höre!“ – so beginnt auch die Regel des Hl. Benedikt. Und tatsächlich war er ein Freund dieses biblischen Buches. Immer wieder finden sich Anklänge in seiner Mönchsregel. Schon der Beginn könnte ein Zitat aus diesem biblischen Buch sein: „Höre, mein Sohn, auf die Worte des Meisters. Neige das Ohr deines Herzens und erfülle sie durch die Tat!“ (Prolog Benediktsregel) Aufmerksam hinzuhören, was mir jemand sagen will! Für das Buch der Sprüche ein Weg zum wirklichen Leben!
Wenn wir das „hören“ ein wenig umschreiben, wird vielleicht noch klarer, was gemeint ist. Wenn ich auf jemanden höre, dann lasse ich mir etwas sagen. „Lass dir etwas sagen!“ – und schon spüren wir alle, dass das doch nicht so einfach ist. Denn wer von uns will sich schon gerne etwas sagen lassen. Kann denn nicht nur ich selber wissen, was gut für mich ist?! Die Bibel ist jedenfalls der Meinung, dass ich die Stimme Gottes nicht nur in meinem Innern hören kann, sondern dass sie mir auch von außen entgegenkommt, ja, gesagt wird! Also, versuchen wir es heute einfach einmal und schauen, welche neuen Lebensperspektiven sich vielleicht eröffnen: „Lass dir etwas sagen!“
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Donnerstag der 5. Osterwoche (06.05.2021)
ImpulsImpuls zu Dan 12,1-13
Die Verständigen werden glänzen wie der Glanz der Himmelsfeste … Du wirst ruhen und auferstehen gemäß deinem Losanteil am Ende der Tage (Dan 12,3.13)
Erstmals schildert das Buch Daniel die Hoffnung auf Auferstehung im AT.
Unsere jüdischen Wurzeln als Christen dürfen uns ermuntern, in diesen Glaubensweg der Hoffnung auf die Auferstehung einzustimmen. Als Christen begehen wir die Osterzeit als eine Zeit, unsere Hoffnungsperspektive auf unvergängliches Leben jedes Jahr neu einzuüben. Die Osterzeit bildet einen inneren Verwandlungsweg, dass der Tod nicht das Letzte ist. Diese Hoffnung darf in uns klar aufscheinen. Dieser innere Hoffnungsglanz darf durch uns strahlen und glänzen. Jeder Sonnenstrahl, den wir in diesen Mai-Tagen wahrnehmen, darf uns an unsere unzerstörbare Hoffnung erinnern. Ich vertraue darauf, dass hoffnungsvolle Menschen dies ausstrahlen. Sie glänzen eben!
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am Mittwoch der 5. Osterwoche (05.05.2021)
ImpulsÜber das Durchhalten – Dan 10,1-21
Ein Kraftakt. So lässt sich der Eindruck am besten umschreiben, als ich den heutigen Tagesabschnitt las. Wieder eine Vision. Ein Gesicht, dass Daniel traurig stimmt. Fast wirkt es, als ist er am Ende seiner Kräfte angelangt. Er versteht, was er sieht. Aber die Luft ist raus – wie man umgangssprachlich sagt. Dies findet seinen Ausdruck in der Trauer.
Dann dieser Mann, den er sieht. Es ist eine Vision voller Symbolik, die schwer zu entschlüsseln ist. Dies zu tun, soll hier nicht Thema sein. Schauen wir darauf, wie die Reaktionen sind. Daniels Begleiter flüchten, obwohl sie nichts sehen. Das einzige, was sie hören ist die Stimme. „Die Stimme seiner Worte“ (קול דבריו) heißt es im Hebräischen. Fast klingt es, als wenn die Worte im Raum schweben – ohne Person – und doch so machtvoll sind. Sie erinnern an das Brausen des Meeres. Die Naturgewalten und das Urchaos schwingen mit. Sie sind Ausdruck einer nicht zu kontrollierenden Natur – hier als eine große Macht zu verstehen. Da ist die Reaktion verständlich: die Flucht.
Daniel bricht zusammen. Allein gelassen scheint er nicht fähig, irgendetwas zu tun. Alles biblische Zeichen und Bilder einer Theophanie, einer Gotteserscheinung. Wen Daniel genau sieht, wird aber nicht aufgeklärt.
Er ist am Boden. Hier erfährt er Zuspruch: „Du von Gott Geliebter.“ (V. 11) Im Zuspruch geschieht Aufrichtung. Es ist ein Prozess. Daniel hat keine Energie. Er wirkt matt. Sätze wie „richtete ich mich zitternd auf“ (V.11) und „neigte ich mein Angesicht zur Erde und schwieg still“(V.15) und „es war keine Kraft mehr in mir“ (V. 16) und „da auch jetzt noch keine Kraft in mir ist und mir der Atem fehlt“ (V. 17) verdeutlichen das sehr plastisch. Es macht mir Daniel sympathisch. So viel Gefühl drückt sich hier aus, ein Bewusstsein für die eigene Gefühlswelt und ihren körperlichen Ausdruck. Und: Er lässt uns, seine Leser, teilhaben an seinem Erleben und der Autor überwindet eine kalte rein beschreibende Sprache.
Neben dem Eindruck, dass hier authentisch geschildert wird, wie es einem Menschen geht und er es selbst schildert, steht der schon genannte Zuspruch. Daniel wird aufgerichtet. Sowohl im eigentlichen als auch im übertragenen Wortsinn: „Und siehe, eine Hand rührte mich an und half mir auf die Knie und auf die Hände (…) Und als er dies mit mir redete, richtete ich mich zitternd auf.“ (V.10f.) Man stelle sich das ruhig sehr bildhaft vor: Von ganz unten aus dem Liegen, auf Hände und Knie und dann wankend, vielleicht nach Halt tastend, kommt Daniel auf die Beine. Eine Bewegung, die auch noch so unbeholfen sein mag: Er steht, ist aufrecht, Ausdruck der Autonomie, des Selbst-bewusstseins. Eigentlich ist das ein sehr schönes Wort für diesen Text: Daniel, wie er es selbst berichtet, ist sich selbst bewusst, das heißt, er weiß um seinen kraftlosen Zustand. „Wie kann der Knecht meines Herrn mit meinem Herrn reden, da auch jetzt noch keine Kraft in mir ist und mir der Atem fehlt?“ (V. 17) Und: Er ist selbstbewusst, weil er die Stärkung einfordert und nicht unterwürfig, das heißt nicht auf Augenhöhe. Der körperliche Ausdruck des Stehens spiegelt das wieder. Zuletzt richtet er auch seine Augen auf und schaut hin.
Höhepunkt dieses Prozesses ist der Zuspruch des Menschenähnlichen: „Fürchte dich nicht, du von Gott Geliebter! Friede sei mit dir! Sei getrost, sei getrost!“ (V. 19) Eine sehr schlichte und doch kraftvolle Sprache. Das doppelte חזק („Chazak“), das die hier zitierte Lutherbibel mit „Sei getrost.“ wiedergibt, lässt sich besser mit „Sei stark!“ (vgl. Einheitsübersetzung) übersetzen. Auf den Zuspruch „Sei stark!“ folgt die Stärkung „sah ich mich gestärkt“. Für diesen Übergang ist das Wort „getrost“ passend. Er wird getrost. Der Zuspruch gibt Sicherheit und aus dieser Sicherheit kommt eine seelische Ruhe, aus welcher wiederum Stärke erwächst.
Ich sehe hier einen Mann vor mir, der, am Ende seiner Kräfte angekommen, neue Kraft zum Durchhalten bekommt und so sich dem Kommenden stellen kann. Er kann stark nach vorne blicken, in die Zukunft. Eigentlich ein schönes Wortspiel. Der Visionär, dem die (vielleicht ferne) Zukunft vor Augen gestellt wird, kann auf den Weg schauen, die nähere Zukunft, die vor ihm liegt, und sich der Aufgabe, die er hat, nämlich die Vision, stellen.
Daniels Schilderung kann uns in unserer aktuellen Situation, die geprägt ist von einer Hoffnung auf das Ende der Pandemie und doch immer wieder erschüttert mit neuen Zahlen und schrecklichen Bildern aus verschiedenen Regionen der Welt, veranlassen uns Fragen zu stellen.
Wo erfahre ich Zuspruch zum Durchhalten?
Was oder wer schenkt mir Kraft?
Wo werde ich gestützt und angerührt, dass ich den Blick erheben kann?
Wer spricht mich an „Fürchte dich nicht, Du von Gott Geliebte*r!“?
Br. Symeon Müller OSB
Impuls am Dienstag der 5. Osterwoche (04.05.2021)
ImpulsImpuls zu Dan 9,20-27
Daniel betet. Er kommt mit Gott ins Gespräch. Und mitten in diesem Gebet passiert etwas in und mit Daniel, was er wahrscheinlich erst einmal gar nicht wahr-nimmt (jedenfalls erwähnt es unser Text nur kurz, wie am Rande). Und doch ist es wahrscheinlich das wichtigste, was in einem Gebet, in solch einem Beziehungsaustausch zwischen Gott und Mensch passieren kann. Es heißt im Text: „Denn als du anfingst zu beten, erging ein Wort, und ich komme, um dir’s kundzutun; denn du bist von Gott geliebt.“ (Dan 9,23)
Du bist von Gott geliebt – das ist es, was mir das Gebet wirklich kundtun will – neben allem anderen. Und vielleicht ist das genau die Botschaft, auf die wir unsere Gebete immer wieder abklopfen, ja, absuchen sollten. Wo und wie ist mir das entgegengekommen? In meinen Gebeten – aber eigentlich in meinem ganzen Leben. Denn, so der Jesuit Willi Lambert einmal in einem seiner Bücher: „Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit!“ Er kommt mir in meinem Alltag mit seinen Höhen und Tiefen, seinen Stunden der Freude und Stunden der Trauer entgegen, um diese Botschaft in mein Herz zu träufeln: „Du bist von Gott geliebt!“ Klopfen wir die letzten Tage darauf ab!
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Montag der 5. Osterwoche (03.05.2021)
ImpulsImpuls zu Dan 9,1-19
Nicht im Vertrauen auf unsere guten Taten legen wir dir unsere Bitten vor, sondern im Vertrauen auf dein großes Erbarmen. (Dan 9,18)
Die heutige Lesung besteht fast ausnahmslos aus einem Gebet, aus einem flehentlichen Bittgebet, das Daniel stellvertretend für sein Volk vor Gott bringt. Es ist ein Gebet, das in eindringlichen Worten die eigene Umkehr bekennt – und Gott zur Umkehr aufruft, zur (Wieder-)Hinwendung zu seinem Volk. Wir beten dieses Gebet in der liturgischen Zeit der Umkehr schlechthin, in der Österlichen Bußzeit, als einer der Psalmen der Sonntagsvesper.
In Vers 18 finden wir sozusagen die Quintessenz dieses ganzen Gebetes. Es geht nicht um die guten Taten derer, die zu Gott beten. Wenn es allein darum ginge, wenn wir abhängig von unseren Taten wären, dann wären wir hoffnungslos verloren. Nein, „im Vertrauen auf dein großes Erbarmen“, im Vertrauen auf die immer größere Barmherzigkeit Gottes dürfen wir vor ihn treten. Ich muss mich vor Gott nicht groß machen, sondern darf meine Kleinheit, meine Schwachheit bekennen. Er wird meine Kleinheit annehmen, sich hinwenden zu mir und mich wieder groß machen. Ich muss mir das Erbarmen Gottes nicht verdienen, sondern darf schlicht und einfach darum bitten. Dazu braucht es nicht unbedingt viele Worte – manchmal genügt ganz einfach die Stille meines Herzens.
Machen wir uns heute die Worte des Gebetes Daniels zu eigen. Lesen wir sie Vers für Vers durch, und bleiben wir bei dem, was uns anspricht. Und versuchen wir dann, in eigenen Worten das vor ihn zu bringen, was uns bewegt.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am 5. Ostersonntag (02.05.2021)
Impuls„Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr…“ (Ps 45,11)
Der 45. Psalm ist überschrieben als „Lied zur Hochzeit des Königs“. In der Sprache der Brautmystik, ähnlich wie auch im Hohenlied, wird das sehnsuchtsvolle Warten von Braut und Bräutigam aufeinander in einer poetischen und sinnlichen Sprache umschrieben. Das Verhältnis zwischen Gott und seiner Braut Israel wird wie in einem Ehebund als Bund ewiger Treue charakterisiert. In Psalm 45 erfüllt sich nun gewissermaßen die Verheißung aus Hosea 2,21-22: „Ich verlobe dich mir auf ewig; ich verlobe dich mir um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen, ich verlobe dich mir um den Brautpreis der Treue.“
Der Bräutigam des Psalms ist der Messias, dessen Zepter die Gerechtigkeit ist und der von Gott her gesalbt ist wie kein irdischer König je zuvor. Für die Kirche ist jetzt die Zeit des sehnsuchtsvollen Erwartens des Bräutigams. Bis es am Ende der Zeiten heißen wird: „Der Geist und die Braut aber sagen: Komm!“ (Offb 22,17) und wir eingeladen sind zum himmlischen Hochzeitsmahl, das nie mehr endet (vgl. das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl in Mt 22).
In dem Psalmwort an die Braut „neige dein Ohr“ klingt für mich als Echo auch das Wort aus dem Prolog der Benediktusregel mit: „Neige das Ohr deines Herzens…“
Sehnsuchtsvoll dürfen wir den Messias als Bräutigam erwarten und das Ohr unseres Herzens sensibel dafür machen, wenn er an die Tür unseres Herzens klopft: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn einer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und Mahl mit ihm halten und er mit mir.“ (Offb 3.20)
Br. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Samstag der 4. Osterwoche (01.05.2021)
ImpulsImpuls zu Dan 8,1-27
Doch die Vision bedrückte mich, und ich verstand sie nicht. (Dan 8,27)
Es ist tröstlich, was der Seher Daniel am Ende seiner zweiten großen Vision von sich selbst sagt. Wenn selbst er nicht versteht, was er gesehen hat, wenn ihm diese Vision von einem, der „aussieht wie ein Mann“ (vgl. Dan 8,15), erklärt werden muss, um wie viel weniger verstehen wir die Vision vom Widder und dem Ziegenbock, vom Kampf der bestialischen Wesen, von dem hier lang und breit die Rede ist.
Könnte es nicht sein, dass es uns in diesen Tagen ganz ähnlich ergeht wie Daniel? Wir sind wegen der chaotischen Situation von Pandemie und Krankheit bedrückt, wir verstehen nicht, was das alles soll, wir können uns nicht ausmalen, wohin es uns noch führen will. Dann kann hilfreich sein, was Daniel vorher von sich sagt: „Dann stand ich auf und versah wieder meinen Dienst beim König.“
Aufstehen und seinen alltäglichen Dienst tun. Sich nicht gehen lassen, sondern weiter behutsam Schritte im Alltag gehen. Das, was ich nicht verstehe, annehmen, nicht darüber nachgrübeln, sondern das tun, was ich tun kann, um es mir selbst und anderen halbwegs erträglich zu machen. Das könnte ein Weg sein, der uns aus der Krise führen kann.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Freitag der 4. Osterwoche (30.04.2021)
ImpulsImpuls zu Dan 7,16-28
Der heutige Text aus dem Buch Daniel schildert wieder die Vision des Daniel. In erschreckenden, schwer zu deutenden Bildern geht er der Frage nach, wer letztlich den Sieg im Kampf um Himmel und Erde davonträgt: die unmenschlichen Kräfte des Bösen – oder die menschlichen Kräfte des Guten. Und in diesen apokalyptischen Beschreibungen findet sich dann der Satz: „Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen!“ Welch hoffnungsvolles Ende! In all dem Chaos, in dem vielen Unmenschlichen und Bösen, was dem Menschen in diesem Leben begegnet (vgl. Vision des Daniel) wird der Gott des Lebens den Sieg davontragen! Diese Hoffnung wird Daniel in seiner Vision ins Herz gepflanzt. Können wir solch eine Botschaft nicht auch heute brauchen – im Jahr 2021, dem zweiten Jahr der Corona-Pandemie, in dem uns auch viel Chaotisches, Lebensfeindliches und vielleicht auch Böses begegnet. Wo auch wir vielleicht die Frage stellen, wie dass denn alles weitergehen soll? „Ich glaube, das bleibt jetzt immer so!“ Nein, der, dessen Reich ewig ist, der lebensspendende Gott, wird die Oberhand behalten! „Alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen!“ Alle! Träufeln wir diese Botschaft wie Medizin in unsere Herzen – damit langsam wieder das Leben, das Licht in uns die Oberhand gewinnen kann. Und wir das hoffen können, was wir in einem Osterlied singen: „Das Leben hat besiegt den Tod!“ Auch heute!
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Donnerstag der 4. Osterwoche (29.04.2021)
ImpulsDarüber war ich, Daniel, im Geist bekümmert, und was mir vor Augen stand, erschreckte mich. (Dan 7,15 – ganze Lesung: Dan 7,1-15)
„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Dieses geflügelte Wort wird dem nüchternen Politiker Helmut Schmidt zugeschrieben. Er wollte damit wohl ausdrücken, dass es in der Politik meistens nicht so sehr um große Visionen geht, sondern um alltägliche Entscheidungen, die mit viel Sinn für die Realität der Menschen gefällt werden müssen. Ob in der Politik wirklich kein Raum für Visionen ist, darüber kann man sicherlich streiten. Vielleicht ist das politische Hin und Her, was wir in diesen Tagen der Pandemie erleben, eine Folge des Verlustes größerer Visionen und des alleinigen Schielens auf Umfragewerte.
Um Visionen geht es im zweiten Teil des Danielbuches, beginnend mit dem 7. Kapitel, das wir heute beginnen zu lesen. Es ist hilfreich, sich vor Augen zu stellen, wie diese gewöhnungsbedürftigen Beschreibungen zu verstehen sind. Nicht als historische Tatsachenbeschreibungen, die die Wirklichkeit so zeigen, wie sie ist. Auch nicht als genaue Vorhersage der Zukunft. Wer so denkt, der sollte tatsächlich zum Arzt gehen.
Nein, es geht bei den Visionen des Daniel nicht um eine Beschreibung der Zukunft, sondern eher um ein Aushalten einer oft freud- und perspektivlosen Gegenwart. Zu der Zeit, in der das Buch Daniel entstanden ist, war das Volk Israel Spielball vieler großer Weltmächte, die aufeinander folgten und deren politische Herrscher die Menschen tyrannisierten – einen Anklang dafür bieten die Erzählungen im ersten Teil des Danielbuches (Dan 1-6). Was Daniel den Menschen in seinen Visionen zu sehen gibt bzw. was sich ihm zeigt – denn genau das meint der Begriff der Vision – ist eine andere Perspektive, ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft. Die großen Weltreiche und ihre Gewaltherrscher – symbolisiert in den wilden Tieren und monströsen Bestien – haben nicht das letzte Wort. Es wird irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft ein Retter, ein Messias, erscheinen, einer, der Gericht hält und Gerechtigkeit wiederherstellt, Gerechtigkeit mit den Opfern der Geschichte. Das ist die Hoffnungsperspektive, die hinter den Visionen Daniels steht. Übrigens trifft hier dann doch der Satz von Helmut Schmidt zu – denn die Visionen, die Daniel sieht, sind nicht gerade dazu angetan, seine Stimmung zu heben, ja, sie deprimieren und erschöpfen ihn zutiefst. Da kann (ärztliche) Begleitung wirklich nicht schaden…
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Mittwoch der 4. Osterwoche (28.04.2021)
ImpulsSo wurde Daniel aus der Grube herausgeholt; man fand an ihm nicht die geringste Verletzung, denn er hatte seinem Gott vertraut. (Dan 6,24 – ganze Lesung: Dan 6,1-29)
Diese Textstelle bei Daniel 6,24 berührt mich. Aus der Grube herausgeholt. Das ist für mich ein Bild der Auferstehung. Wie Daniel aus der Grube herausgeholt wird, so werden auch wir nicht im Tod verbleiben. Wir sind wie Daniel aufgerufen, auf den lebendigen Gott zu vertrauen. Gottvertrauen ist natürlich in diesen Zeiten eine Zumutung. Menschen leiden, Menschen versterben. Täglich. Ich kann keine allgemeine Aussage treffen, warum Gott das Leid zulässt. Mein Gottvertrauen ist mehr ein Trotzdem Glauben. Ich verstehe nicht; Ich weiß nicht, warum – und trotzdem glaube ich. Es gibt bei mir hinter allem Leid noch eine tiefere Schicht, die nach dem lebendigen Gott fragt und sucht und vertraut. Zu erklären ist das eigentlich nicht. Was ich aber spüre ist, dass dann mein Gottvertrauen in die Heilung führt. Hinter allem Leid, hinter aller Ungerechtigkeit gibt es für mich den lebendigen Gott. Hinter dem Tod wartet auf uns die Auferstehung.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Dienstag der 4. Osterwoche (27.04.2021)
Impuls23b Du hast die Götter aus Gold und Silber, aus Bronze, Eisen, Holz und Stein gepriesen, die weder sehen noch hören können und keinen Verstand haben. Aber den Gott, der deinen Lebensatem in seiner Hand hat und dem all deine Wege gehören, den hast du nicht verherrlicht.
24 Darum hat er diese Hand geschickt und diese Schrift geschrieben.
25 Das Geschriebene lautet aber: Mene mene tekel u-parsin.
26 Diese Worte bedeuten: Mene: Gezählt hat Gott die Tage deiner Herrschaft und macht ihr ein Ende.
27 Tekel: Gewogen wurdest du auf der Waage und zu leicht befunden.
28 Peres: Geteilt wird dein Reich und den Medern und Persern gegeben.
29 Da befahl Belschazzar, Daniel in Purpur zu kleiden und ihm eine goldene Kette um den Hals zu legen, und er ließ verkünden, dass Daniel als der Dritte im Reich herrschen sollte.
30 Aber noch in derselben Nacht wurde Belschazzar, der König der Chaldäer, getötet.
(Dan 5,23b-30; Gesamttext des Tages: Dan 5,1-30)
Das „Menetekel“ ist sprichwörtlich geworden. Es steht für eine unheilverkündende Warnung, einen Mahnruf oder ein Vorzeichen für ein drohendes Unheil. Im heutigen Bibeltext eine sehr konkrete Botschaft an König Belschazzar. Die lange Vorgeschichte zu den letzten, dramatischen Versen macht ja auch deutlich, was hinter der Warnung steckt.
Aber ist das „Menetekel“ nicht viel tiefer gehend, viel allgemeiner – ja, mich betreffend?
„Den unberechenbaren Tod täglich vor Augen haben,“ mahnt der Hl. Benedikt in unserer Ordensregel (RB 4,47). Als junger Mönch konnte ich damit nichts anfangen. Was soll das? Verstanden habe ich es nach einem schweren Autounfall, als der Mensch am anderen Ende der Notrufsäule nur fragte: „Und Sie leben noch?!“
Ja, ich lebte noch und lebe heute noch. Und lebe seit der Zeit viel bewusster. Nicht aus Angst vor dem Tod, sondern um der Chance zum Leben willen. HEUTE lebe ich – weiß ich, was morgen ist?! Heute kann ich die Chance nutzen, mein Leben zu gestalten, Liebe zu leben und weiterzugeben, die Freiheit, die Gott mir geschenkt hat, zu nutzen. HEUTE. (In Klammern: vielleicht auch ein klein wenig, um nicht „ausgezählt“ oder als „zu leicht“ empfunden zu werden …)
Ich kann es nicht glauben, Gott,
dass mein Leben einmal zu Ende sein soll.
Dass ich nicht mehr atme,
nicht mehr gehe, staune, genieße.
Jede Stunde kann meine letzte sein.
Kann ich daran denken?
Was will ich noch tun?
Wem noch etwas sagen?
Was noch möglich machen?
Ob ich es nicht schon heute tue, Gott?
Du schenkst mir einen neuen Tag.
Danke, Gott!
(Guido Hügen OSB in: Wegzeichen. Ein Gebetbuch für den Weg)
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Montag der 4. Osterwoche (26.04.2021)
ImpulsImpuls zu Dan 3,1-30
Nebukadnezzar beabsichtigt, die Einheit seines Reiches dadurch zu festigen, dass er den Einwohnern, die ihm untergeben sind, vorschreibt, welches Gottesbild sie zu haben und zu verehren haben. Er möchte also die Menschen zur Einheit führen. Abgesehen davon, dass er es tut, um seine eigene Macht zu untermauern, ist das eigentlich ein hehres Ziel, aber eine echte Einheit kann es (in dieser Welt) faktisch (noch) nicht geben, zumal er dem Volk seine eigene Idee der Einheit aufzwingen möchte.
Er ist also äußerst intolerant gegenüber denen, die sich seiner Meinung nicht beugen und er möchte Vielfalt – Pluralismus – nicht akzeptieren. Alle, die nicht für ihn und seine Meinung stehen, sieht er als Feinde.
Schadrach, Meschach und Abed-Nego stehen vielmehr zu dem, an das sie glauben. Und sie vertreten ihre Überzeugung mit vollem Eifer, ganz unabhängig davon, ob Gott sie tatsächlich aus dem Feuer retten wird: Sie machen ihren Glauben nicht an einem Wunder fest, sondern an ihrer Überzeugung. So steht für sie die Treue zu Gott im Vordergrund. Denn sie sind im Glauben überzeugt, dass sie tatsächlich wissen, was Gott von ihnen verlangt, der ihnen selbst seine Gebote gegeben hat. Sie vertreten ihre Überzeugung so gut sie können.
Ihre Standhaftigkeit und der Wille Gottes bewirken schließlich, dass auch Nebukadnezzar die Wahrheit wenigstens ein Stück weit erkennt. Und zudem ist es Gott selbst, der entscheidet, was recht oder unrecht ist. Er gibt das Gelingen, wo es ihm gefällt!
Liebe*r Leser*in, ich sehe in dem Text vom heutigen Tag eine Einladung an uns, den Pluralismus auszuhalten, den es ja auch in unserer Kirche gibt. Das mag negativ klingen, so als ob ich einen negativen Blick auf den Pluralismus hätte, aber das meine ich gar nicht! Ganz im Gegenteil!
Dieses Aushalten von Spannungen, von unterschiedlichen Überzeugungen, ist in unserer heutigen Welt und in unserer heutigen kirchlichen Realität wichtiger denn je! Denn im Beispiel des Blicks auf die Kirche gilt: Wenngleich es ein kirchliches Lehramt gibt, gibt es doch viele Menschen, die sich heute nicht in allen Belangen mit diesem Lehramt und seinen Lehrmeinungen identifizieren können. Es wäre wohl falsch, so zu tun, als ob dies anders wäre, als ob bestimmte Menschen – diejenigen, die das Sagen haben – ganz genau wüssten, was Gott will, ohne dass sie dies vernünftig begründen könnten. Oft sind Sachverhalte ja gar nicht so klar! Dies gilt gerade dort, wo derzeit Spannungen bestehen! So hoffe ich, dass wir uns in Toleranz üben können, im Vertrauen darauf, dass Gott auch in unserer Zeit das Gelingen gibt, wo er es für richtig hält!
Br. Josef Ellendorff OSB
Impuls am 4. Ostersonntag (25.04.2021)
ImpulsÜber der heutigen Betrachtung steht der Psalm 67, welcher überschrieben ist (Lutherübersetzung): GOTTES SEGEN ÜBER ALLE WELT.
Ich halte das für eine sehr beruhigende und kraftvolle Überschrift. Benötigen wir doch gerade in diesen Tagen und Wochen immer wieder neu den Zuspruch von Hoffnung und Leben, von Gutheißung und Zukunft.
In diesem Psalm kommt das Wort „segne uns“ vielfach vor. Der Beter bittet Gott um seinen Segen, seinen Beistand, seine Nähe.
„Gott sei uns gnädig und segne uns“. Mich berühren diese Psalmworte immer neu, da sie mir verdeutlichen, welches Vertrauen Menschen ihrem Gott nahegebracht haben. Was sie schon alles durch den Segen Gottes an Gutem erfahren und geschenkt bekommen haben. Großartig! Eine Einladung auch für jede und jeden von uns persönlich.
Segen und Segnen sind im AT und NT zentrale Begriffe.
Segen meint: Kraft, Fruchtbarkeit, gelingendes Leben, hilfeschaffende Kraft des segnenden Schöpfergottes…
Segnen meint: Gut reden von, loben, preisen und rühmen…
Wenn wir ehrlich sind, tragen wir alle diese Sehnsucht nach Kraft und gelingendem Leben in uns.
In der seelsorglichen Begleitung und in Exerzitienkursen spüre ich eine große Aufmerksamkeit im Blick auf „GESEGNET WERDEN“ und „GESEGNET SEIN“.
Vielleicht nutzen Sie heute den Tag, um sich der Segensfülle bewusst zu werden, die über Ihrem Leben ausgegossen ist.
Sie sind: GELIEBTE TOCHTER / SOHN GOTTES!
Sie sind: GELIEBTE SCHÖPFUNG!
Im Schöpfungsbericht heißt es: ES IST ALLES SEHR GUT!
Mit dem Segen steht die Dankbarkeit in enger Verbindung. Wer Gutheißung erfahren hat, aus welchem Grund auch immer, wird dafür dankbar sein.
Grund zur Dankbarkeit besteht im Kleinen und im Großen. Allein unser Leben ist Geschenk und alles, was uns zum täglichen Leben zur Verfügung steht.
Somit können wir frohgemut den Vers 6 zufügen: ES DANKEN DIR, GOTT, DIE VÖLKER, ES DANKEN DIR ALLE VÖLKER.
Der Vierte Ostersonntag ist in der katholischen Tradition der GUTE-HIRTE-SONNTAG und zugleich Welttag der Geistlichen Berufungen.
Und so schreibt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum heutigen Tag: „JA“ zum Herrn zu sagen, der immer überrascht und nie enttäuscht!
Ich wünsche Ihnen für heute ein frohes und empfängliches Herz:
GEH UNTER DER GNADE;
GEH MIT GOTTES SEGEN;
GEH IN SEINEM FRIEDEN…
Ihr
+ Aloysius Althaus OSB
Impuls am Samstag der 3. Osterwoche (24.04.2021)
ImpulsImpuls zu Dan 2,24-49: Wie ein Traum wird es sein…
Puh, Gott sei Dank, war das nur ein Traum!
Vielleicht geht es Ihnen auch immer wieder mal so, dass Sie aufwachen und froh sind, dass dies eben, was Sie da erlebt haben, nur ein Traum war. Wir Menschen träumen im Schlaf ja so manche Dinge und manchmal erwische ich mich, wie ich mich frage: Was hatte denn dieser Traum jetzt für mich zu bedeuten?
König Nebukadnezar im heutigen Textabschnitt aus dem Buch Daniel (Dan 2,24-49) geht es da ähnlich. Er hatte einen erschreckenden Traum, aber der enthielt nicht nur eine Botschaft für ihn, sondern für alle Menschen. Da er ihn selbst nicht deuten konnte, wollte er, dass die Weisen seines Reiches ihm helfen. Aber auch die waren eher hilflos als hilfreich. Bis auf Daniel, denn er deutet den Traum des Königs und öffnete ihm die Augen. Er machte ihm klar, dass er zwar über das stärkste Reich der damaligen Welt herrschte und nach dem Sieg über Ägypten scheinbar als unbesiegbar galt, aber dass eben sein Reich doch nur von begrenzter Dauer sei. Und er, der mächtige König, nur ein kleines Rädchen in der Geschichte der Zeit. Und Daniel unterstrich, dass nur Gott allein der Gott Israels, der souveräne Herrscher über die ganze Welt ist.
So zeigte Gott damals dem mächtigen König Nebukadnezar, dass er trotz seiner gefühlten Macht in allem Gott unterstand und dass sein Reich eben nicht ewig bestehen würde. Und alle Menschen und so auch König Nebukadnezar sollten Gott anerkennen und Gottes Reich bejahen, anstatt nur an ihr eigenes Reich zu denken. König Nebukadnezar reagierte damals sehr eindrücklich, indem er sich vor Daniel niederwarf und befahl, man sollte ihm Speiseopfer und Räucheropfer darbringen. Und zu Daniel sagte der König: Es gibt keinen Zweifel, euer Gott ist ein
Gott über alle Götter und ein Herr über alle Könige, der Geheimnisse offenbaren kann, wie du das Geheimnis meines Traumes mir geoffenbart hast.
Leider hielt diese Einsicht des Königs Nebukadnezars nicht lange so an, er zog keine dauerhaften Konsequenzen und er unterstellte sich auch nicht Gottes Herrschaft.
Ob die anderen Menschen da konsequenter waren?
Und wie sieht es bei uns aus?
Wird alles zum Albtraum?
Oder ist es, wie Lothar Zenetti es einmal beschrieben hat: „Wie ein Traum wird es sein, wenn der Herr uns befreit zu uns selbst und zum Glück seiner kommenden Welt“.
Einen guten Tag
wünscht Ihnen
P. Cornelius Wanner OSB
Impuls am Freitag der 3. Osterwoche (23.04.2021)
ImpulsÜber Nebukadnezars Traum (Dan 2,1-23)
Ein König träumt. Dies ist der Dreh- und Angelpunkt der folgenden neunundvierzig Verse (Die zweite Hälfte folgt in der Leseordnung erst morgen).
Was heißt es, dass er träumt? Träume sind in der Hebräischen Bibel durchaus bekannt. Der Patriarch Josef träumt und wird dafür verspottet und nach Ägypten verkauft. Der Patriarch Jakob träumt und erkennt darin die Verbindung zu JHWH. Dies sind nur zwei Beispiele. Hier träumt jetzt – nicht weiter ungewöhnlich, weil auch der Pharao einen wahrsagenden Traum hat – ein heidnischer König und möchte sich den Traum deuten lassen.
Traum als Verbindung zum Göttlichen? Heute, für uns moderne Menschen doch etwas weit hergeholt. Andere Kultur, andere Zeit, anderes Weltbild. Ja, stimmt und das muss auch immer berücksichtigt werden. Darum ist die Erforschung der kulturellen Umwelt so wichtig und darf nicht vernachlässigt werden. Wir dürfen aber auch nicht einfach das, was da im Wortlaut steht, unhinterfragt und nicht kritisch reflektiert übernehmen. Das geschieht leider viel zu oft. Selbst höchste Stellen in Rom sind nicht immer vor einem solchen Fehler gefeit, wie man in der aktuellen Diskussionslandschaft leicht feststellen kann.
Aber muss es deswegen gleich alles als überholt abgeschrieben werden?
Der Begründer der Psychoanalyse, der Wiener Sigmund Freud hat 1900 ein Werk veröffentlicht, das sich mit Träumen beschäftigt: „Die Traumdeutung“. In seiner Zeit innovativ, eröffnete es die psychologische Erforschung von Träumen. Sein Freund und Kollege Carl Gustav Jung wandelte seine Gedanken ab und entwickelte – das führte dann auch zum Bruch zwischen beiden – seine eigene, Freud widersprechende Theorie der analytischen Psychologie. Wir sehen: Auch in der Moderne verlor das Thema nicht an Brisanz. Wo ist hier der Unterschied? Er liegt darin, woher die „Botschaften“ kommen. Sind es „Botschaften“ des Göttlichen oder „Botschaften“ des Unterbewussten, die sich Raum schaffen?
Immer noch besteht die Brisanz, wie ich mit solchen Texten umgehe.
Alle drei Wege werden dem Text nicht gerecht.
Es geht, wie immer um einen Mittelweg, den es einzuhalten gilt.
Einen Text wahrnehmen, wie er ist – Das ist die Aufgabe. Eintreten in einen Dialog mit dem von Menschen in einer anderen Zeit geschriebenen Text: Das wahrnehmen, was mich irritiert, und das, was mich anspricht. Das wahrnehmen, was ich in genau diesem Augenblick als Botschaft wahrnehme, die mir der Autor vermitteln will. Alles kann sich wenig später geändert haben, aber vielleicht schlägt es in mir eine Saite an, die nachklingt. Vielleicht muss ich nicht verzweifelt raten, wie die Deuter im heutigen Abschnitt, sondern mir wird – wie Daniel – das klar, was vielleicht gar nicht ausgesprochen wurde. Das ist ein verborgener Traum, den es zu erraten gilt, um ihn dann zu deuten. Vielleicht ist es das, was Joseph von Eichendorff meinte, als er schrieb:
„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“
Br. Symeon Müller OSB
Impuls am Donnerstag der 3. Osterwoche (22.04.2021)
ImpulsVom „Mut, Dinge wirklich anders zu machen“ – Gedanken zu Dan 1,1-21
Ein Volk im Umbruch, eine Welt im Wandel: So setzt das Buch Daniel in seine Erzählung ein. Nebukadnezar, der babylonische König, erobert Jerusalem, raubt den Tempelschatz und nimmt die Oberschicht als Geiseln mit; ins Exil.
Ein Volk am Ende? So könnte man schnell meinen. Die Veränderung des Gewohnten ist gewaltig. Man könnte resignieren. Das ist Verlust von Freiheit durch ein Regime. Das ist das Ende des Vaterlandes. So geht ja alles nur zu Grunde. Kennen wir solche Parolen nicht auch heute?
Bemerkenswert ist, dass der heutige Abschnitt des Bibelleseplans gar nicht auf solche Emotionen, die es hier bestimmt auch gegeben hat, eingeht. Vielmehr werden die neuen Wege betont. Ungewöhnlich vielleicht – wenn auch nicht direkt aus heutiger Sicht -, da wollen vier junge Männer vegan leben. Aufgrund der kaschrut, der jüdischen Speisevorschriften, denen sie aus Überzeugung treu bleiben wollen, wollen sie nicht den guten Lebensstil haben. Keinen Wein, kein Essen von der royalen Tafel: Einfach Gemüse. Da steht Treue zu ihren Überzeugungen hinter.
Ja, auch das Gegenargument ist auch heute noch bekannt: Nicht den gewohnten Lebensstil, nicht das Alteingesessene? Das kann ja nichts werden. „Warum soll er [der König] sehen, dass eure Gesichter schmächtiger sind als die der anderen?“ (Dan 1,10b) So ein Leben, das nicht bloß auf Konsum setzt – „mehr; höher; weiter“ ist das Motto! – wird als seltsam, unnatürlich dargestellt.
Junge Leute wagen Veränderung. Sie merken, dass es so nicht weiter gehen kann und dass sie – die neue Generation – neue Wege beschreiten müssen, weil die vorherigen Entscheidungen nur in die Katastrophe führten.
Die Veränderungen gelingen zur Überraschung der Anderen. Der Mut, Dinge wirklich anders zu machen, zahlt sich aus.
Fragen wir – die Jungen und auch die Älteren- uns im Heute, wenn wir so etwas lesen:
Was ist die Aufgabe meiner Generation?
Habe ich den Mut, Dinge anders zu gestalten und so mutig in die Zukunft zu gehen?
Will ich nur, dass alles beim Alten bleibt?
Deute ich Einmütigkeit in Entscheidungen als Schwäche und Offenheit in der Position als Unentschiedenheit? Oder ist es für mich Ausdruck eines Stils, der im Dialog neue Wege sucht?
Wie reagiere ich, wenn junge Leute für ihre Überzeugungen freitags auf die Straße gehen, um Veränderungen einzufordern?
Es ist Zeit für eine sanfte, aber bewusste Veränderung, eine Veränderung, die mutig in die Zukunft geht und doch im Dialog und Austausch ist. Wir können die Zukunft gut gestalten, wir müssen es nur wagen und dann auch machen. Manchmal muss man – persönlich und als Gesellschaft – einfach den Sprung ins kalte Wasser wagen und wählen, was vielleicht ungewohnt und neu ist, damit die Zukunft gut werden kann.
Für mich persönlich, als junger Mensch, ist es eine sehr tröstliche Botschaft im heutigen Bibelabschnitt.
Br. Symeon Müller OSB
Impuls am Mittwoch der 3. Osterwoche (21.04.2021)
Impuls„Ihn habe ich eben deshalb zu euch gesandt, dass ihr unsere Umstände erfahrt und er eure Herzen tröstet, …“ (Kol 4,8), so in unserem heutigen Text (Kol 4,7-18). Er soll die Herzen trösten! Trost spenden – das ist auch eine ganz göttliche Angelegenheit. Der Hl. Geist wird der Tröster genannt.
Doch – was ist das eigentlich: Trost? Oder anders gefragt: Was tröstet mich denn überhaupt? Stellen wir uns eine reale Situation vor, in der es mir gut täte, getröstet zu werden. Vielleicht eine Situation der Krankheit, des Verlustes… Da tut es gut, wenn jemand da ist und … Ja, was soll er denn tun? Große Reden schwingen? Ich glaube, das Wichtigste ist, dass er einfach da ist. Vielleicht meine Hand hält, mich in den Arm nimmt. Und mir Raum gibt – in meinem Erzählen, meinem Weinen… Trost spendet mir die Erfahrung, nicht allein zu sein und deshalb: geliebt zu sein, angenommen zu sein. Einfach so. Und genau das will mir der Geist Gottes vermitteln: dass Gott der „Ich-bin-da“ ist. Und – dass ich geliebte Tochter, geliebter Sohn bin. Jede und jeder. Immer und überall. Ja, das kann mir ein festes Fundament für mein Leben geben. Gerade auch in den Krisen. Und trösten…
P. Jonas Wiemann OSB
Impuls am Dienstag der 3. Osterwoche (20.04.2021)
Impuls2 Lasst nicht nach im Beten; seid dabei wachsam und dankbar! 3 Betet auch für uns, damit Gott uns eine Tür öffnet für das Wort und wir vom Geheimnis Christi sprechen können, um dessentwillen ich im Gefängnis bin; 4 betet, damit ich es so kundtue, wie davon zu sprechen meine Pflicht ist! 5 Seid weise im Umgang mit den Außenstehenden, nutzt die Zeit! 6 Euer Wort sei immer freundlich, doch mit Salz gewürzt, denn ihr müsst jedem in der rechten Weise antworten können. (Kol 4,2-6)
Lasst nicht nach im Beten!
Damit ist nicht gemeint, dass wir quasi ständig irgendwelche Gebete vor uns hin sprechen müssen. Möglichst so, dass viele mitbekommen, wie fromm ich bin. Dazu hat Jesus eine klare Meinung. Wir sollen nicht plappern wie die Heiden. Paulus will uns damit auffordern, uns immer in die Gegenwart Gottes zu stellen. Nicht nur während eines Gottesdienstes, sondern in allen Lebenssituationen. Für uns Christen gibt es deshalb auch keine Unterscheidung zwischen weltlichen und geistlichen Räumen. Die ganze Welt ist der Tempel des Herrn. Mich in die Dimension Gottes zu stellen, ermöglicht es mir, mich von Ihm begleitet zu wissen. Von Ihm gewollt zu sein. Das gibt meinem Leben die notwendige Gelassenheit.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Montag der 3. Osterwoche (19.04.2021)
ImpulsWenn wir die heutige Tageslesung (Kol 3,18-4,1) lesen, die mit „christliche Hausordnung“ überschrieben ist, werden wir aus einer modernen Perspektive wohl öfter mit dem Kopf schütteln: Unterordnung der Frau unter den Mann, Gehorsam des Sklaven gegenüber seinem Herrn, des Kindes gegen den Vater. Aber auch – und das ist revolutionär für die damalige Zeit: Liebe und Sanftmut des Mannes seiner Frau gegenüber, keine Einschüchterung der Kinder von den Eltern, Gerechtigkeit der Herren gegenüber den Sklaven.
Ich finde, es ist wichtig, diesen so zeitbedingten Text in eine Sprache zu „übersetzen“, die den bleibenden Wert der Anweisungen für Menschen des 21. Jahrhunderts verdeutlicht. Daher folgt nun ein solcher Übersetzungsversuch:
Ihr Menschen, die ihr in einer Beziehung lebt, seid einander in gegenseitiger Liebe verbunden und achtet einander.
Ihr Menschen, die ihr allein lebt, sucht euch gute Freundinnen und Freunde, mit denen ihr eine gute Form der Intimität pflegen könnt.
Ihr Kinder, lasst euch von euren Eltern etwas sagen, denn sie meinen es gut mit euch und wollen nur euer Bestes.
Ihr Eltern, seid nachsichtig mit euren Kindern und erinnert euch daran, dass auch ihr einmal jung wart.
Ihr Angestellten und Arbeiterinnen, seht eure Arbeit nicht nur als Gelderwerb, sondern vielmehr als Berufung. Ihr könnt mit eurer Arbeit etwas bewegen und zu Mitschöpferinnen und Mitschöpfern Gottes werden. Denkt daran, dass euer Handeln Auswirkungen auf andere Menschen hat.
Ihr Chefs und CEO’s, traut euren Mitarbeitenden etwas zu, gängelt sie nicht. Und wenn einer in der Arbeit besser zu sein scheint als ihr, dann fördert ihn oder sie.
P. Maurus Runge OSB
Impuls am 3. Ostersonntag (18.04.2021)
Impuls…und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. (aus Psalm 23)
Viele Menschen kennen den 23. Psalm auswendig und bei vielen Beerdigungen wird er gesungen und am Grab gebetet. Für mich ist der Psalm mit seiner Rede von den grünen Auen und dem Ruheplatz am frischen Wasser ein Bild für das Leben nach dem Tod, so wie ich es mir vorstelle: Über der grünen Wiese, auf der der Tau eines neuen und ganz anderen Morgens glänzt, leuchtet die österliche Sonne der Ewigkeit.
Das finstere Tal des Todes ist bereits durchschritten und selbst da war ich nicht alleine: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.“
Mich tröstet dieser Psalm in einer Zeit, in der die Zahlen der Corona-Toten immer weiter steigen. Es fällt mir schwer und treibt mir die Tränen in die Augen, darüber nachzudenken, wie viele von ihnen einsam gestorben sind. Und wie viel Schmerz, Trauer und Wut es bei denen geben muss, die ihre liebsten Menschen in diesen Stunden nicht noch einmal sehen konnten, um Abschied zu nehmen.
Mich tröstet die Vorstellung, dass es für die Verstorbenen jenseits unserer Welt und Zeit diesen Frühling der Auferstehung geben wird: Dass ihnen der Tisch gedeckt sein wird und sie bereits erwartet werden.
Und mich trägt in meinem Leben die Hoffnung, dass auch ich einmal in dieses Haus des Vaters heimkehren werde, wo ich schon erwartet werde und in dem ich bleiben darf immerdar…
Br. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Samstag der 2. Osterwoche (17.04.2021)
Impuls12 Bekleidet euch also, als Erwählte Gottes, Heilige und Geliebte, mit innigem Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld! 13 Ertragt einander und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat! Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! 14 Vor allem bekleidet euch mit der Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist!
(Kol 3,12-14 – Gesamttext der Tageslesung: Kol 3,12-17)
„Den Nächsten lieben,“ kann man die Worte aus dem Brief an die Gemeinde in Kolossä zusammenfassen. Nach den Worten Jesu fehlt dann nur noch: „wie dich selbst.“ (vgl. z.B. Mk 12,31) Leider haben wir die Aufforderung Jesu wie Paulus oft verengt nur auf den Nächsten.
Aber ja: liebe dich selbst! Nimm dich an, wie du bist – damit du andere annehmen kannst, wie sie sind. Und mehr noch: damit du für sie (und für Gott) so da sein kannst, wie du bist. Mit deinen Fähigkeiten und Eigenschaften, mit Grenzen und Stärken.
Deshalb: sei gut zu dir, gönne dich dir selbst: dann wirst du auch zu anderen gut sein. (vgl. Sir 14,5) Denn: auch Gott liebt dich und nimmt dich an!
Wenn das für dich keine Floskel ist, dann hat das die „Konsequenzen“, die Paulus aufzeigt. Sie zeigen sich noch einmal aufmunternder in der Übersetzung der „Volxbibel“:
Wie Christen drauf sein sollen
12 Weil Gott euch ausgesucht hat, weil ihr etwas ganz Besonderes seid und weil Gott euch ohne Ende liebt, könnt ihr auch anders miteinander umgehen! Ihr könnt euch wirklich lieben und nett zueinander sein. Ihr müsst euch selber nicht so wichtig nehmen. Achtet lieber darauf, dass andere nicht zu kurz kommen. Und geht entspannt und geduldig miteinander um!
13 Streitet euch nicht, und wenn euch jemand geärgert hat oder mies zu euch war, dann seid bereit, ihm das zu vergeben. Das hat Jesus ja schließlich auch getan.
14 Hey, Leute, am wichtigsten ist es echt, sich zu lieben! Wenn ihr die Liebe nicht habt, dann fehlt euch das Beste.
15 Jesus hat euch ermöglicht, Frieden mit Gott zu haben. Darum soll dieser Frieden euer ganzes Leben bestimmen. Gott möchte, dass das bei eurer ganzen Gemeinde der Fall ist. Dafür könnt ihr ihm echt danken.
16 Sorgt dafür, dass die gute Nachricht von Jesus bei euch immer wieder erzählt wird. Lasst euch erklären, was sie bedeutet. Macht euch gegenseitig Mut, indem ihr zusammen Lieder zu Gott singt, Psalmen betet oder einfach Musik für Gott macht. Ihr habt doch genug Grund dazu, oder?
17 Egal, was ihr macht, ob ihr gerade redet oder irgendwas arbeitet, macht alles so, dass Jesus seine Unterschrift drunter setzen könnte, und bedankt euch dabei bei eurem Papa im Himmel.
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Freitag der 2. Osterwoche (16.04.2021)
Impuls5 Darum tötet, was irdisch an euch ist: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist! 6 All das zieht den Zorn Gottes nach sich. 7 Einst war auch euer Lebenswandel von solchen Dingen bestimmt, ihr habt darin gelebt. 8 Jetzt aber sollt auch ihr das alles ablegen: Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung und schmutzige Rede, die aus eurem Munde kommt. 9 Belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Taten abgelegt 10 und habt den neuen Menschen angezogen, der nach dem Bild seines Schöpfers erneuert wird, um ihn zu erkennen. 11 Da gibt es dann nicht mehr Griechen und Juden, Beschnittene und Unbeschnittene, Barbaren, Skythen, Sklaven, Freie, sondern Christus ist alles und in allen. (Kol 3,5-11)
Wenn heute jemand von der Vision eines „neuen Menschen“ spricht, dann werde ich zunächst einmal skeptisch. Zu sehr muss ich an historische Erfahrungen denken, wo auch das Bild eines neuen Menschen entworfen wurde, eines „Übermenschen“ – mit der Folge, dass alles, was nicht in dieses Bild passte, gnadenlos vernichtet werden musste.
Die Vision, mit der der heutige Abschnitt des Kolosserbriefes endet, ist anders. Da wird die Welt nicht mehr eingeteilt in „Über- und Untermenschen“, da gibt es keine Abgrenzung mehr zwischen Nationalität, Religion oder Stand eines Menschen.
„Christus ist alles und in allen.“ Das macht den entscheidenden Unterschied. Nicht wir müssen die Menschen einteilen und klassifizieren, nicht wir müssen den neuen Menschen aus eigener Kraft schaffen – das führt irgendwann in die Unmenschlichkeit. Nein, wir dürfen den „neuen Menschen“ anziehen, weil er uns geschenkt wird. Wenn wir in Christus leben, im Bewusstsein, dass wir alles von Ihm haben, dann brauchen wir uns nicht als Über- oder Untermenschen zu fühlen, sondern dürfen einfach Mensch sein…
P. Maurus Runge OSB
Impuls am Donnerstag der 2. Osterwoche (15.04.2021)
ImpulsTageslesung: Kol 3,1-4
Ihr seid mit Christus auferweckt…
Und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.
Der Kolosserbrief versucht in unterschiedlichen Nuancen, die Existenz des Christen zu umkreisen. Durch unsere Taufe tragen wir als Christen unzerstörbares Leben bereits jetzt in uns. Bildlich ausgedrückt heißt das, dass wir Träger eines unzerstörbaren und göttlichen Lebenskeimes in uns sind. Diese Sicht kann ein Fundament bilden, tiefer, freier und lebensbejahender unser derzeitiges Leben zu gestalten. Das Himmlische, somit das Göttliche ist nicht nur „oben“, sondern bereits in unseren Herzen. Unsere Herzen können demnach nicht anders als Güte und Liebe zu leben. Diese bilden unseren göttlichen Ausdruck in dieser Welt, da ja Güte und Liebe Gott vergegenwärtigen. Wir sind von Gott Beschenkte und werden selbst zum Geschenk für diese Welt, wo wir dem Leben dienen. Wir haben Anteil am Wesen Jesu Christi. Die volle Fülle göttlichen Lebens bleibt unser Ziel.
Einen weiteren Hinweis halte ich für bedenkenswert. Unser je eigenes Leben mit all seinen Brüchen und Leiderfahrungen, aber auch mit den beglückenden Erfahrungen ist bereits verbunden mit Gott, in der Existenz Gottes aufgehoben. Jetzt schon sind wir als erlöste Menschen in Gottes Gegenwart geborgen.
Mich tröstet es, um diese tiefe Geborgenheitserfahrung zu wissen.
Br. Emmanuel Panchyrz OSB
Impuls am Mittwoch der 2. Osterwoche (14.04.2021)
Impuls16 Darum soll euch niemand verurteilen wegen Speise und Trank oder wegen eines Festes, ob Neumond oder Sabbat. 17 Das alles ist nur ein Schatten von dem, was kommen wird, die Wirklichkeit aber ist Christus. 18 Niemand soll euch den Kampfpreis absprechen, der sich gefällt in Unterwürfigkeit und Verehrung, die er den Engeln erweist, der als Eingeweihter mit Visionen prahlt und sich ohne Grund nach weltlicher Art wichtig macht. 19 Er hält sich nicht an das Haupt, von dem aus der ganze Leib durch Gelenke und Bänder versorgt und zusammengehalten wird und durch Gottes Wirken wächst. 20 Wenn ihr mit Christus den Elementarmächten der Welt gestorben seid, warum lasst ihr euch dann, als würdet ihr noch in der Welt leben, vorschreiben: 21 Berühre das nicht, iss das nicht, fass das nicht an! 22 Das alles wird verbraucht und dadurch vernichtet. Menschliche Satzungen und Lehren sind es. 23 Man sagt zwar, in ihnen liege Weisheit, es sei freiwillige Frömmigkeit und Unterwürfigkeit, den Leib nicht zu schonen. Doch das bringt keine Ehre ein, sondern dient nur zur Befriedigung irdischer Eitelkeit. (Kol 2,16-23)
Die Textstelle fasst für mich sehr gut zusammen, worum es bei Paulus immer wieder geht: die Freiheit, die wir gewonnen haben durch Tod und Auferstehung Jesu nicht wieder zu verlieren. Nicht wieder in die Unfreiheit einer formalen Gesetzesfrömmigkeit zu verfallen. Nährboden der Unfreiheit aber ist die Angst. Die Angst, etwas falsch zu machen. Sei es im Kult, sei es durch Speisen, sei es durch Begegnungen und Berührungen. Der Umgang mit der Angst, die in die Unfreiheit führt, ist geprägt durch Jesu Umgang mit den Vorschriften des Gesetzes, die er immer wieder bewusst verletzt. Bei Augustinus heißt es: Liebe und tu was Du willst. Wenn etwas aus Liebe geschieht, kann es nicht falsch sein. Erinnern wir uns immer wieder daran, wie Jesu Umgang mit der Schuld ausgesehen hat: „Frau, hat Dich niemand verurteilt? Auch ich verurteile Dich nicht.“ Wir sind seit Ostern Erlöste. Daran möchte uns die heutige Textstelle erinnern.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Dienstag der 2. Osterwoche (13.04.2021)
ImpulsEr hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. (Kol 2,14 – ganze Tageslesung: Kol 2,8-15)
Wo ich weiß, dass mir all meine Verfehlungen vergeben sind, ist es mir möglich, als freier Mensch zu leben! Zu dieser Freiheit hat Christus uns befreit!
Es ist allerdings keine Freiheit, die zum Ziel hätte, dass ich nach meinem eigenen Gutdünken handle, denn gerade das wäre, nach biblischem Verständnis, noch ein sehr unfreies Verhalten.
Nein, vielmehr geht es hierbei um die Freiheit, die dazu führt, Gutes zu tun, Gott zu ehren und meinen Nächsten zu lieben, wie mich selbst.
An solchem befreiten, guten Handeln wird man erkennen, dass jemand Christ ist!
Auch alle anderen Verbote, Selbstkasteiungen etc. sind bloß menschliche Satzungen und Lehren (Kol 2,22f), die vor Gott keine Ehre einbringen, sondern nur der Befriedigung irdischer Eitelkeit dienen (23). Insofern sind sie nutzlos und entsprechen nicht einem christlichen Leben.
Ein Christ soll nicht das Irdische suchen, sondern nach dem Himmlischen streben! Da Christus mich befreit hat, möchte ich ihm antworten und ihm entgegeneilen!
Br. Josef Ellendorff OSB
Impuls am Montag der 2. Osterwoche (12.04.2021)
ImpulsIch will euch nämlich wissen lassen, was für einen schweren Kampf ich für euch und die Gläubigen in Laodizea zu bestehen habe, auch für alle anderen, die mich von Angesicht nie gesehen haben. Dadurch sollen sie getröstet werden, verbunden in der Liebe, um die tiefe und reiche Einsicht zu erlangen und das Geheimnis Gottes zu erkennen, das Christus ist. In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen. Das sage ich, damit euch niemand durch Überredungskünste täuscht. Denn wenn ich auch leiblich fern von euch bin, im Geist bin ich doch bei euch. Mit Freude sehe ich, wie fest und geordnet euer Glaube an Christus ist. Ihr habt also Christus Jesus als Herrn angenommen. Darum führt auch, wie es ihm entspricht, euren Lebenswandel! Bleibt in ihm verwurzelt und auf ihn gegründet, gefestigt durch den Glauben, in dem ihr unterrichtet wurdet! Seid voller Dankbarkeit! (Kol 2,1-7)
Bleibt in IHM verwurzelt – Gott nur genügt!
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
nach ihrem Tod fand man im Gebetbuch der Hl. Teresa von Ávila einen kleinen, mit der Hand geschriebenen Text, den sie wohl immer wieder gesprochen hat: „Nichts soll dich verstören, nichts dich erschrecken, alles vergeht“, heißt es da. Und Teresa von Ávila formulierte weiter: „Gott ändert sich nicht. Geduld erlangt alles; wer Gott hat, dem fehlt nichts.“
Vielleicht hat sie sich mit diesen Gedanken immer wieder ermutigt, den Weg der Nachfolge Jesu treu weiterzugehen und in IHM verwurzelt zu bleiben, denn sie schließt ihren Text mit den Worten: „Sólo Dios basta – Gott nur genügt.“
Vielleicht hat sich Teresa mit diesen Gedanken aber auch einfach in Erinnerung gerufen, was sie selbst im Psalm 1 immer wieder gebetet hat. Nämlich wie ein Baum am Wasser gepflanzt zu sein und dadurch reiche Frucht zu bringen.
Vielleicht hätte dann der Apostel Paulus auch zu Ihr gesagt: „Mit Freude sehe ich, wie fest und geordnet dein Glaube an Christus, an Gott ist“ (vgl. Kol 2,5).
Bleiben für mich und uns heute die Fragen:
• Wie fest und geordnet ist mein Glaube an Christus, an Gott?
• Welchen handgeschriebenen Text habe ich in meinem Gebetbuch?
• Mit welchen Worten mache ich mir selbst immer wieder Mut, im Glauben weiterzugehen?
• Kann ich auch sagen: „Sólo Dios basta – Gott nur genügt?“
Erst durch Gott bekommt für mich alles einen Sinn und alles, was ich erlebe eine Tiefe.
Deshalb möchte ich in IHM verwurzelt bleiben und bitte euch, helft mir dabei!
Gute gemeinsame Wege und heute einen guten Tag
wünscht
P. Cornelius Wanner OSB
Impuls am 2. Ostersonntag (11.04.2021)
ImpulsTageslesung: Psalm 116
„Mich umfingen Fesseln des Todes,
Drangsal der Unterwelt befiel mich,
ich erfuhr Bedrängnis und Kummer.
Da rief ich den Namen des Herrn an:
Ach Herr, rette mein Leben.
Der Herr behütet die schlichten Herzen.
Ich war schwach und gering, – er brachte mir Hilfe.
Ja, du hast mein Leben dem Tode entrissen,
mein Auge den Tränen, meinen Fuß dem Straucheln.
Ich glaube,
auch wenn ich sagen muss:
Ich war zutiefst erniedrigt,
ich sagte, als ich in Bedrängnis war:
Die Menschen lügen alle.“
Diese Verse des 116. Psalms, welchen wir in der Osteroktav jeden Tag gebetet haben, zeigen mir erneut, dass Gott besonders dort helfen kann, wo ich meine Schwäche zugebe.
Eine Freundin fragte mich vor kurzem: „Warum ist das Symbol für das Christentum eigentlich das Kreuz? Ist das nicht sogar fast makaber?“
Es ist wahr:
Im Mittelpunkt jeder katholischen Kirche erwartet den Gast das Bild einer am Kreuz hängenden Leiche. Im Zentrum unseres Glaubens steht der menschgewordene, als Verbrecher hingerichtete Sohn Gottes. Zwar „relativieren“ eine Fülle von anderen Bildern, Gemälden, Symbolen und Skulpturen den Schrecken dieses Anblicks – sie vermitteln, dass der Tod in unserem Glauben nicht das letzte Wort hat. Aber umso seltsamer ist es doch, dass nicht der Auferstandene das Zentrum beherrscht, sondern der Tote.
Gott entscheidet sich, Mensch zu werden, doch mit welch radikaler Konsequenz! Er wird in ärmlichsten Verhältnissen im Stall geboren und stirbt als Verurteilter. Der heutige Psalm zeigt auf, dass Gottes Gnade stärker wirken kann, je größer die Not ist.
„Wie kann ich dem Herrn vergelten
all das Gute, das er mir erwiesen?
Ach Herr, ich bin doch dein Knecht,
dein Knecht bin ich, der Sohn deiner Magd.
Gelöst hast du meine Fesseln.“
Ich stelle mir vor, wie Jesus selbst den Psalm betet, nachdem er auferstanden ist, im Rückblick auf seinen Kreuzweg. Es wird im Nachhinein klar, dass sein Vater selbst, nein gerade in diesem Moment bei ihm war.
Das Opfer Christi am erhöhten Kreuz spannt sich über die gesamte Breite, vom „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ im tiefsten Elend bis hin zur Auferstehung in Herrlichkeit. Es füllt die Leere des scheinbaren Nichtvorhandenseins Gottes und versöhnt unsere kaputte Welt mit dem dreifaltigen Gott. In der Wahrnehmung und Akzeptanz unseres Geschwächtseins und unserer Schwächen, ja im Erhöhen jener am Kreuz liegt die Chance wirklicher Heilung, die Auferstehung.
Br. Jonathan von Holst OSB
Impuls am Ostersamstag (10.04.2021)
ImpulsIhr Diener bin ich geworden gemäß dem Heilsplan Gottes, um an euch das Wort Gottes zu erfüllen. (aus Kol 1,24-29)
Vor kurzem habe ich eine Reportage über ein Grandhotel in Genf gesehen. Der Portier des Hotels berichtete in einem Interview offen und leidenschaftlich über seine Liebe zu seinem Beruf. Ganz selbstverständlich erzählt er, dass er schon immer gerne anderen Menschen gedient hat.
Das ist sicher für viele von uns nicht ganz leicht nachzuvollziehen. Dienen, da muss man sich doch klein machen, oder wird man kleingemacht, und überhaupt, was hat man selbst davon?
In einer anderen Dokumentation reist ein junger Mann mit dem Fahrrad durch den Iran, und das im Jahr 2019. Ständig wird er von Fremden zum Tee oder zum Essen eingeladen, bietet man ihm ein Nachtquartier an. In einem Dorf lassen ihn die Bewohner sogar in ihrer Moschee schlafen, weil es nachts draußen zu kalt zum Zelten ist. Das entspricht alles nicht den Vorurteilen, die wir dem Iran normalerweise gegenüber haben.
Die Liebe zu dienen, oder einem Fremden zu helfen, dem Gast ein Freund zu sein, ist in vielen Kulturen selbstverständlich.
Einem Menschen zu helfen, ihm die Sicherheit zu geben, wenn er sich unsicher fühlt, ihn willkommen zu heißen, sind scheinbar einfache Dinge, die aber viel bewirken können.
Das Heil Gottes fängt nicht erst in einer Kirche beim Gottesdienst an. Es beginnt an unserer Haustür, und manchmal klingelt es sogar an unserer Tür.
„Wer einem anderen die Hände reicht, bringt Segen über sein Haus“, heißt ein arabisches Sprichwort.
Im Benediktinischen ist die Gastfreundschaft elementar, und gerade in jedem Fremden soll man Christus sehen. Das ist nicht immer leicht, aber es hält ein Kloster lebendig.
Es ist schon seltsam, dass in einer Dienstleistungsgesellschaft das Dienen keinen guten Stand hat. Dabei ist es doch eigentlich seine Quelle.
Dem Heil zu dienen, heißt letztendlich Menschen zu dienen.
Ein Haus, in dem niemand dienen möchte, das seine Türen verschließt, und in dem das Heil exklusiv ist, wird nicht viele Gäste sehen.
Br. Balthasar Hartmann OSB
Impuls am Osterfreitag (09.04.2021)
ImpulsTageslesung: Kol 1,15-23
Wie konnte Jesus von Nazareth durch seinen Tod und seine Auferstehung uns Menschen heute erlösen, von unserer Schuld und unserem uns allen bevorstehenden Tod?
Darauf gibt der Kolosserbrief die Antwort: Weil Jesus das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung ist. Und weiter: Er ist vor aller Schöpfung und in ihm hat alles Bestand.
Er hat also die Macht, die auch Gottes Macht ist, uns von der Schuld zu erlösen und uns in die Ewigkeit Gottes zu geleiten.
Das ist eigentlich der Markenkern der Kirche: Schuld zu vergeben und den Menschen eine Perspektive über den Tod hinaus zu geben. Und dann steht auch weiter im Kolosserbrief, dass Jesus das Haupt des Leibes ist, der Leib aber ist die Kirche.
Eigentlich selbstverständlich. Aber buchstabieren wir das durch. Jesus ist das Haupt der Kirche, er ist der, der den Pharisäern unerschrocken gegenübertritt und sie daran erinnern will: Urteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden.
Urteilt nicht – ist das nicht eine Botschaft an die Kirche unserer Zeit? Nicht das Urteil zu sprechen ist Aufgabe der Kirche, sondern die Menschen in ihren Lebenslagen und Lebensfragen zu begleiten.
Erinnern wir uns daran, dass der verherrlichte Christus eins ist mit dem Jesus von Nazareth, der dem verlorenen Schaf nachgeht, der auch den Menschen über den Sabbat stellt und damit den Menschen über das Gesetz stellt.
Br. Benjamin Altemeier OSB
Impuls am Osterdonnerstag (08.04.2021)
ImpulsTageslesung: Kol 1,1-14
Einst am Anfang hat Gott das Licht von der Finsternis geschieden. Einst an Ostern war derselbe Gott bei der Auferstehung Jesu am Werk. Schöpfungsgeschichte und Osterbotschaft sind miteinander tief vernetzt. Die Osterbotschaft knüpft über den Graben menschlicher Unheilsgeschichte hinweg an Gottes Schöpfungshandeln an. Ostern ist für uns so bedeutsam wie Gottes erstmalige Schöpfung. Wie Gott einst aus dem Chaos eine lebensfreundliche Welt hervorrief, so setzt er heute in die finsteren Momente der Menschheit sein Licht der Liebe, dessen Flamme Ostern ist. Ein neuer Morgen, der mit der Nacht beginnt und doch das Licht bereits in sich trägt. In der Morgendämmerung des Ostertages ereignet sich noch einmal das, was den ersten Tag der Schöpfung ausmachte: das Herbeirufen des Lichts. Durch die Auferstehung von Jesus, dem Licht der Welt, hat Gott uns endgültig „der Nacht der Finsternis entrissen und hat uns aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes“ (Kol 1,13). Ostern haben wir eine Wohnung bei Gott durch Christi Auferstehung geschenkt bekommen. Eine Wohnung auf der lichtvollen, der Sonnenseite des Lebens. Ostern heißt wohnen. Wohnst du schon und lebst du auch?
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls am Ostermittwoch (07.04.2021)
ImpulsDann führte Jesus seine Schüler und Freunde an einen Ort in der Nähe vom Ort Betanien. Da angekommen, hob er die Hände hoch und betete für sie. Und während er das tat, wurde Jesus langsam vor ihren Augen in den Himmel gehoben. Sie warfen sich vor ihm hin, beteten zu ihm und dankten ihm für alles, was er für sie getan hatte. Danach gingen sie wieder nach Jerusalem und waren total glücklich. Immer wieder gingen sie in den Tempel, freuten sich über Gott und dankten ihm für die vielen guten Sachen, die er tat. (Lk 24,50-53 nach der „Volxbibel“)
Eine Abschiedsszene. Nach der Auferstehung und den verschiedenen Begegnungen mit seinen Jüngerinnen und Jüngern verlässt Jesus diese endgültig. Zumindest im irdisch erfahrbaren Sinn. Es ist die Szene der „Himmelfahrt“. Eine gute Dramaturgie.
Und das war‘s dann?
Nun gut – immer wieder gehen sie in den Tempel, beten und danken. Das war’s??
Bei diesen Zeilen des Lukas am Ende seines Evangeliums muss ich immer wieder an uns denken. Wir haben unsere Erfahrungen mit Gott, mit Jesus. Schön, sich gesegnet zu fühlen. Da kann ich mich freuen und „Danke“ sagen.
Gut, dass die anderen Evangelien und andere Quellen diese Situation anders erzählen! Sie sprechen von einem Sendungsauftrag. „Geht hin in alle Welt …“
Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir das nicht mehr so gerne hören. Ist „freuen“ und „danken“ nicht genug?
Ich fühle mich doch gesegnet, angenommen, geliebt … Ja, das ist etwas Wunderbares. Und genau deshalb möchte ich davon erzählen. „Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.“ (vgl. Lk 6,45)
Aber: haben wir heute noch den Mut dazu? In unserem ganz normalen Alltag, in der Begegnung mit Menschen, auf der Straße, in Versammlungen – wie die Jünger nach den anderen Überlieferungen? Oder ziehen wir uns lieber in den Tempel, in unsere Kirche, ins persönliche Gebet zurück?
Nur am Rande: hätten das die Jünger damals tatsächlich getan, hätte uns die frohe Botschaft nicht erreicht. Also: wollen wir, dass sie auch zukünftige Generationen erreicht?
P. Guido Hügen OSB
Impuls am Osterdienstag (06.04.2021)
ImpulsDarauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften. (Lk 24,45 – ganze Lesung: Lk 24,36-49)
Was mir bei den biblischen Erzählungen der Erscheinungen des Auferstandenen vor seinen Jüngern auffällt, ist, dass Jesus oft als „Exeget“ auftritt, als einer, der seinen Jüngern die Schriften Israels auslegt. Schon bei der Erzählung über die Emmausjünger war das so, und auch in der heutigen Perikope ist es ähnlich. Jesus sagt es hier ganz deutlich: „Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht.“ Hier haben wir übrigens eine erste Beschreibung des Dreiklangs unseres heutigen Alten Testaments, das auch Tanach genannt wird – eine Wortschöpfung, die gebildet wird aus den hebräischen Begriffen Tora (das Gesetz des Mose), Nebiim (die Propheten) und Ketubim (die „Schriften“ der jüdischen Weisheitsliteratur, zu denen vor allem die Psalmen gehören).
Mit der Auferstehung bzw. Auferweckung mag zwar etwas Neues geschehen sein, was es vorher noch nie gegeben hat (erst die Spätschriften des Alten Testaments kennen eine Hoffnung auf die Auferstehung der Toten am Ende der Zeiten), aber dieses Neue ereignet sich auf dem Boden des Judentums. Jesus ist nicht gekommen, um das Judentum abzuschaffen oder um es durch eine andere Religion zu ersetzen. Er war selbst Jude und ist in den Traditionen seines Volkes aufgewachsen. Die Schriften Israels sind der Nährboden, von dem her die umstürzende Erfahrung der Auferstehung verstanden und ausgelegt werden kann. Deshalb will Jesus seinen Jüngern den Sinn für das Verständnis ihrer Schriften neu öffnen.
Im Lauf der Geschichte hat sich das Christentum immer mehr vom Judentum seiner Zeit gelöst – mit tragischen Folgen in den jüdisch-christlichen Beziehungen. Die Tochter löste sich immer mehr von der Mutter – und brach oft völlig mit ihr, ja, gab der Mutter die Schuld für alles, was bei der Tochter nicht aufgearbeitet war – ein bekanntes psychologisches Muster. Erst seit dem II. Vatikanischen Konzil wächst das Verständnis dafür, dass es die jüdischen Wurzeln sind, die auch uns tragen. So etwas wie „Judenmission“ kann es nicht geben. Kann man sich so einfach von den eigenen Wurzeln lossagen?
Jesus bleibt auch als Auferstandener eingebettet in die Traditionen seines Volkes und seiner Religion. Nur wer die Schriften Israels kennt und immer neu um ihr Verständnis bemüht ist, kann auch das Neue der Auferstehung verstehen. Deshalb beten wir Mönche auch täglich die Psalmen, die alten jüdischen Gebete, die so reich sind an menschlicher Erfahrung, um uns über die Jahre „hineinzubeten“ in unsere Wurzeln, die uns bis heute tragen und die wir nie abschneiden dürfen.
P. Maurus Runge OSB
Impuls an Ostermontag (05.04.2021)
ImpulsBrannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete? (Lk 24,32 – ganze Tageslesung: Lk 24,13-35)
Die Erzählung von den beiden Jüngern, denen auf dem Weg nach Emmaus Jesus selbst begegnet und die ihn beim gemeinsamen Brotbrechen erkennen, gehört für mich zu den schönsten Ostererzählungen überhaupt. Ich kann mich in ihr so gut wiederfinden, weil ich mir die Enttäuschung, die Resignation und die tiefe Traurigkeit der beiden Jünger so gut vorstellen kann. Wenn ein geliebter Mensch gegangen ist, bleibt die riesige Lücke, die niemand füllen kann. Dann will man den Verlust nicht wahrhaben und kann gar nicht richtig begreifen, was eigentlich passiert ist.
Dass die Jünger Jesus nicht erkennen, weil ihnen die „Augen gehalten“ waren, wundert mich nicht. Der leere Blick eines trauernden oder auch eines schwer depressiven Menschen drückt das für mich aus: Die Wahrnehmung ist eingetrübt und der Trauernde erscheint ganz weit weg von einem.
Mich berührt die Erzählung aber auch deshalb so sehr, weil die Jünger zwar traurig stehen bleiben, sich dann aber dem Fremden in ihrem Kummer anvertrauen. Für mich persönlich klingt darin an, was Seelsorge bedeuten kann: „Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?“ Es tut gut, wenn jemand Anteil an meinem Kummer nimmt, wenn jemand nachfragt, was mich bedrückt. Und daher ist es so wichtig, auf den Trauernden und auf den Depressiven zuzugehen. Sodass er das Gefühl haben darf, nicht alleine zu sein auf seinem Weg durch die Trauer. Auch das schweigende Mitgehen auf diesem Weg kann genauso hilfreich sein,wie ganz praktisch das miteinander Essen (was Trauernde oft schlichtweg vergessen, weil sie ohnehin keinen Hunger mehr haben).
„Brannte nicht unser Herz in uns?“ Auch wenn die Jünger vermutlich noch nicht einmal beim gemeinsamen Mahl mit Jesus begreifen, wie ihnen geschieht: Sie wissen und spüren in dem Moment einfach, dass Jesus da ist.
Auch wenn wir letztlich gar nicht begreifen können, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, sondern es das „Geheimnis unseres Glaubens“ bleibt, so dürfen wir an Ostern gemeinsam das Brot brechen und feiern, dass Jesus bei uns ist.
Br. Vincent Grunwald OSB
Impuls am Ostersonntag (04.04.2021)
ImpulsTageslesung: Lk 24,1-12
Ostermorgen
Die Nacht wird hell wie der Tag sein, wie strahlendes Licht
Die Nacht
Das Licht
Die Sonne – Morgenrot
Maria Magdalena mit Tränen der Trauer in den Augen
In der Morgenstille macht sie sich auf zum Grab
Halleluja! Wer gleicht dem Herrn, unserem Gotte,
der oben thront in der Höhe?
Erhaben ist seine Herrlichkeit über alle Himmel.
Halleluja! Halleluja!
Im Spiegel.Glanz des Mondes erstrahlt die Morgenröte
Der Fels
Das Grab
Der Stein – Felsengrabstein
Wer wird den Stein wohl wegrollen
Ein Engel kam vom Himmel und wälzte den Stein weg
Halleluja! Tanze du Erde und frohlocke
Er hat sein Volk herausgeführt in Freude,
seine Erwählten in Jubel.
Halleluja! Halleluja!
Das Licht eines neuen Morgens über der Stadt
Der Stein
Das Grab
Das Licht – Licht.Glanz
Warum weinst du Maria aus Magdala? Wen suchst du?
Yeshua, meinen Herrn! Hast du ihn weggebracht? Wo liegt er?
Halleluja! Er hat meine Fesseln gelöst.
Mein Leben entriss er dem Tod:
So wandle ich vor Gott, im Lande der Lebendigen.
Halleluja! Halleluja!
Rosen erblühen im Morgenlicht am Grab im Felsen
Die Rose
Der Stein
Das Grab – Klarheit
Im Morgentau des ersten Tages hörst du: Maria!
Rabbuni! Meister! Die Tränen klären sich im Licht.
Fürchte Dich nicht! Er ist auferstanden!
Wahrhaft auferstanden! Halleluja! Er lebt! Amen.
Br. Benedikt Müller OSB
Impuls an Karsamstag (03.04.2021)
ImpulsUnd er nahm ihn vom Kreuz, hüllte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein Felsengrab, in dem noch niemand bestattet worden war. (Lk 23,53, ganze Tageslesung: Lk 23,50-56)
Der Leib des Herrn ruht im Grab, die Welt liegt in Dunkelheit.
Alles ist überstanden. Das Werk unserer Erlösung ist vollbracht. Jetzt sind wir Kinder Gottes, weil Jesus für uns gestorben ist und sein Tod uns losgekauft hat.
Empti enim estis pretio magno! (1 Kor 6,20)
Du und ich sind um einen hohen Preis erkauft worden.
…Nun ist alles still.
Die schreckliche Not ist endlich vorüber.
Ein tiefer Friede liegt um das einsame Grab. Es ist der Friede der Vollendung.
Der drinnen schläft, hat mit göttlicher Treue alles zu Ende gebracht, was der Vater ihm aufgetragen hatte.
Ich lade Sie ein, diese Stille, diese Ruhe am Grab – Grabesruhe – auszuhalten und die Sehnsucht nach der Ostersonne nicht zu vergessen.
…Und es is